Was kann das Bauwesen für Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz leisten?
Region - Naheliegend ist es bei Neubau und Sanierung darauf zu achten, dass Gebäude gut gedämmt und mit einem regenerativen Energiesystem ausgestattet werden.
Ordnungsrechtlich achten wir heute mit der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) darauf, dass Gebäude in der Nutzungszeit wenig Heizenergie über die Gebäudehülle verlieren und diese „verlorene“ Energie möglichst ökologisch mit regenerativen Energien ausgeglichen werden. Dazu gibt es von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) viele Anreize. Es werden Sanierung und Neubau aber auch Denkmäler mit Zuschüssen oder Darlehen gefördert.
Bisher wird der Energieaufwand für die Herstellung von Bauprodukten nicht berücksichtigt. Dieser Energieaufwand ist aber nicht unerheblich und stark schwankend in Abhängigkeit vom gewählten Bauprodukt. Wussten Sie, dass der CO2-Jahresausstoß aller Airlines kaum halb so groß ist wie die CO2-Emission für die Weltproduktion von Beton?! Um eine Tonne Beton herzustellen werden 100 Kilogramm CO2 in die Atmosphäre entlassen. Aber auch viele konventionellen Dämmstoffe wie Polystyrol oder Polyurethan haben eine ähnlich katastrophale Ökobilanz, während Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen sich positiv auf das Klima auswirken und während der Herstellung (Wachstum) sogar CO2 einspeichern. Man spricht davon, dass nachwachsende Rohstoffe zu einer CO2- Senke führen, also dauerhaft CO2 einspeichern. Dies kann heute mit einer Ökobilanz für jedes Gebäude berechnet werden, oder im Rahmen eines Nachhaltigkeitszertifikats nachgewiesen werden. Auch die Marktgemeinde Wendelstein fördert solche Zertifikate – siehe Übersicht. Folgerichtig müssen wir unseren Gebäudebestand pflegen, instandsetzen und moderat sanieren, um diesen für zukünftige Generationen zu erhalten. Abriss ist bei dieser Betrachtung keine Option. Im Neubau müssen die Baustoffe nach und nach durch nachwachsende Rohstoffe (NaWaRos) substituiert oder Gebäude gleich komplett in Holz und NaWaRos errichtet werden. So werden in einem Einfamilienhaus in Holzrahmenbauweise, das mit nachwachsenden Rohstoffen gedämmt ist, etwa 50 Tonnen CO2 in der Konstruktion eingespeichert. Ein solches Gebäude als Effizienzhaus 55 errichtet, hat einen Endenergiebedarf für Heizung, Warmwasser und Hilfsenergien von unter 5.000 kWh/a. Bei einer durchschnittlichen CO2 Emission von 300g pro kWh Heizenergie (Endenergie) entlässt die Heizung jährlich etwa 1,5 Tonnen CO2 in die Atmosphäre; vereinfach gesagt, ist dieses Gebäude 33 Jahre lang CO2-neutral.
Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass NaWaRos lokal erzeugt werden, dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden können, in der Regel mit weniger Zugabe von Giftstoffen hergestellt werden und auch noch für ein gutes Raumklima sorgen, muss die Entscheidung für die einzusetzenden Baustoffe bei Sanierung und Neubau klar sein. Wir, als Verbraucher, können maßgeblich mit unseren Bauentscheidungen Einfluss auf den Klimaschutz nehmen. Ulrich Bauer – natürlich baubiologisch