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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Was tun bei Negativzinsen und Magerrendite?

Nürnberg - Wo sind die Zinsen nur geblieben? Diese Frage beschäftigt viele Anleger in diesen Tagen. Gerade für die sicherheitsorientierten Anleger, die nicht in Aktien oder Aktienfonds investieren wollen, sind gute Unternehmensanleihen bislang erste Wahl. Viele Investoren reiben sich verwundert die Augen: Minuszinsen gibt es nicht nur bei Staatsanleihen, sondern jetzt auch bei Corporate-Bonds!

  • © istockphoto.com-suwichaw

Die Düsseldorfer Henkel KGaA und der französische Pharmahersteller Sanofi haben Anfang September erstmals neue Anleihen mit Minuszinsen begeben. Die Rendite bei der Zeichnung liegt bei minus 0,05%! Anleger bezahlen diese äußerst stabilen und erstklassigen Firmen dafür, dass sie ihnen Geld leihen dürfen! Bei anderen guten Adressen liegt die Rendite je nach Laufzeit und Kreditwürdigkeit etwa um die null Prozent.

Die Alternativen wären noch schlechter
Nach Angaben von Henkel waren die Anleihen deutlich überzeichnet und stießen bei internationalen Investoren auf großes Interesse. Wer kauft diese Anleihen ohne dafür Zinsen zu bekommen? Für viele Sparer ist das nur schwer verständlich. Institutionelle Anleger haben häufig keine sinnvolle Alternative mehr – sie können nur wählen zwischen Pest und Cholera! Auf Guthaben bei ihrer Bank zahlen sie inzwischen minus 0,4% und die Zinsen für Staatsanleihen sind auch mit Minuszinsen belegt. Da sind die Unternehmensanleihen noch das geringste Übel.

Die Ursache für diese problematische Entwicklung liegt in den gigantischen Wertpapierkaufprogrammen der Europäischen Zentralbank, die seit Juni 2016 neben den Staatsanleihen auch erstklassige Unternehmensanleihen kauft und damit die Renditen in den Keller drückt. Einen zusätzlichen Nachfrageschub erhält die Tatsache, dass das Programm monatlich auf gigantische 80 Mrd. Euro ausgeweitet wurde.

Anleger gehen verstärkt ins Risiko
Viele Fondsmanager und institutionelle Anleger wollen und können es sich einfach nicht mehr leisten, die Minuszinsen von 0,4% auf dem Girokonto zu zahlen und sind bereit, dafür ins Risiko zu gehen. Erst waren es Investments in die südeuropäischen Staatsanleihen, die sich einer hohen Nachfrage erfreut haben. Inzwischen zahlen Länder wie Italien, Portugal und Spanien trotz ihrer hohen Verschuldung kaum noch mehr als 1%. Die Karawane zog weiter und das Interesse hat sich auf die Unternehmensanleihen verlagert - nicht nur die erstklassigen Schuldner sind heute gefragt, sondern auch die schwächeren Adressen werden gesucht. Das hat den Anlegern bislang neben den Zinsen auch attraktive Kursgewinne in die Kassen gespült. Doch auch diese Wiese ist gemäht. Anleger weichen verstärkt auf Schwellenländer aus und hoffen dort auf Erträge.

Neue Trends zeichnen sich ab
Bei der Vermeidung von Minuszinsen werden einige Investoren inzwischen sehr kreativ. Es gibt Anleger, die anstelle der Kassenhaltung Teile ihres Vermögens in langlaufende Bundesanleihen investieren und auf weitere Kursgewinne hoffen. Das ist riskant und kann kurzfristig zu steigenden Zinsen führen, wenn alle mit Stopp-Loss-Limits arbeiten und sich kurzfristig aus dem Markt verabschieden wollen. Die Entwicklung in den letzten Tagen mag einen kleinen Vorgeschmack dafür geben, wie schnell die Märkte drehen können.

Einen neuen Anlagetrend stellen die sogenannten liquiden alternativen Anlagen dar. Dazu gehören verschiedene Hedgefonds- und Absolute-Return-Strategien. Vereinfacht gesagt sollen Erträge damit erzielt werden, indem bestimmte Kaufpositionen anderen Verkaufspositionen gegenübergestellt werden. Mit der Differenz aus beidem sollen die Erträge erwirtschaften werden. Allerdings ist dieses Modell keineswegs sicher, wie die bislang wenig überzeugenden Ergebnisse einiger dieser Fonds in 2016 zeigen.

Schließlich gibt es Anleger, die in den Dividenden den neuen Zins sehen und in dividendenstarken Aktien investieren. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Aktien sind langfristig attraktiv und werfen auf lange Sicht neben den Dividenden auch gute Kursgewinne ab. Bedenklich ist nur, wenn Geld in hohem Maße in die verschiedenen Anlageklassen fließt, welches eigentlich nicht dafür bestimmt ist. Kapital, was für die Kassenhaltung und die Liquiditätssteuerung vorgesehen ist, gehört weder in Aktien noch in langlaufende Anleihen. Dieses vagabundierende Kapital führt zu Verzerrungen und zur Blasenbildung. Die Hypothekenmarkt-Krise in den USA in 2008 oder auch die Verwerfungen an den Schiffsmärkten der letzten Jahre zeigen leidvoll, wieviel Kapital vernichtet wird, wenn es falsch eingesetzt wird. Leider steht zu befürchten, dass es auch in Zukunft wieder zu neuen Krisen kommen kann, so dass fehlgeleitetes Kapital verbrannt wird – gerade wenn die Zinsen niedrig sind und die Investitionen sinnvoll erscheinen. Der Zins hat momentan seine wesentliche Funktion als Indikator für die Knappheit verloren, wie die jüngsten Beispiele im Bereich der Unternehmensanleihen zeigen.

„Schuster bleib bei deinen Leisten!“
Gerade in diesen Zeiten sollten sich die Anleger auf die wichtigsten und altbekannten Grundprinzipien der Vermögensanlage besinnen:

Streuen Sie das Risiko:
Wenn die Finanzexperten genau wüssten, was die Zukunft bringt, bräuchte es keine Risikostreuung mehr. Da das leider nicht der Fall ist, ist eine Diversifizierung des langfristigen Kapitals äußerst sinnvoll. Neben einer Streuung des Vermögens auf die verschiedenen Anlageklassen halte ich auch eine regionale Streuung für sinnvoll. Eine weltweite Anlageausrichtung erweitert den Anlagehorizont erheblich und kann gerade deutschen Anlegern helfen, sich vom DAX und etwas zu lösen.

Fristengerecht anlegen:
Vermögen, das langfristig investiert werden soll, muss nicht als Tagesgeld für null Prozent angelegt werden. Andererseits darf kurzfristig geparktes Geld nicht in irgendwelche Zertifikate oder Fonds angelegt werden, wenn es möglicherweise zeitnah benötigt wird. Selbst Geldmarktfonds oder geldmarktnahe Fonds können zum Problem werden, wie die Krise in 2008 gezeigt hat.

Achten Sie auf die Zins- und Bewertungsdifferenzen:
Manchmal kann es sogar günstiger sein, die Minuszinsen für kurze Zeit zu akzeptieren, als langfristige Anlageklassen überteuert zu kaufen. Wenn der Trend dreht, kann jede Anlageklasse, egal ob es sich um Aktien, Immobilien oder Anleihen handelt, auf ein neues und niedrigeres Preisniveau gelangen, was zu Vermögensverlusten führen kann. Dabei kann es Jahre dauern, bis diese Verluste wieder aufgeholt werden können. Billig einkaufen und teuer verkaufen hört sich einfach an, ist aber schwierig, wenn fast alle Anlageklassen teuer sind.

Die Zeiten für die Kapitalanlage sind herausfordernd und spannend zugleich. Anleger sollten ihre persönliche Renditeerwartung an die aktuelle Marktlage anpassen. Manchmal ist es besser, zunächst abzuwarten, als das Risiko zu erhöhen. Andererseits sollten günstige Gelegenheiten dort genutzt werden, wo sie sich bieten. Beides – sowohl Chancen als auch Risiken - in einem gesunden Gleichgewicht zu halten, ist die wesentliche Aufgabe für die Zukunft.

Von: Wolfgang Juds (Geschäftsführer), Freitag, 30. September 2016
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »CREDO Vermögensmanagement GmbH« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/credo
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