Wasser-Willi geht bald in Betrieb
Schwabach - Schwabacher Stadtrat stimmt der Erprobungsphase für einen Gießroboter der Limbacher Gärtnerei Schwarz auf dem Waldfriedhof zu. Spätestens 2027 wird der Regelbetrieb mit zwei Robotern starten.
Erst kürzlich hat der Bauausschuss des Schwabacher Stadtrats versuchsweise Grünes Licht gegeben: Die Limbacher Gärtnerei Schwarz darf nun endlich ihren autonomen Gießroboter auch am Schwabacher Waldfriedhof einsetzen. Damit endet eine fast unendliche Geschichte.
Denn Gärtnerei-Chef Heino Schwarz hat bereits 2019 um Zustimmung für den Einsatz seines „Wasser-Willi“ gebeten. 2020 hat der Stadtrat aber in seiner Beschlussfassung nicht zu akzeptierende Bedingungen gestellt. Mittlerweile steht durch mehrjährigen Probebetrieb in Ansbach und Rednitzhembach aber fest: Alle damaligen Bedenken der Kommunalpolitiker in der Goldschlägerstadt sind unbegründet. „Der Gießroboter funktioniert auf unserem Friedhof seit vier Jahren bestens“, sagt der Rednitzhembacher Erste Bürgermeister Jürgen Spahl. „Es gab nicht ein einziges Mal Probleme.“ Auch das hat letztlich dazu geführt, dass der Stadtrat seine Bedenken revidiert und gute Bedingungen für den Einsatz des Gießroboters geschaffen hat. Beispielsweise erhält Schwarz die Möglichkeit, seine Gießhilfe auf dem Friedhof mittels Solarstrom zu betanken.
Heino Schwarz hat die Idee für einen Gießroboter selbst entwickelt und sie zusammen mit der Firma „Innok-Robotics“ umgesetzt. Aus seiner Sicht bietet er ausschließlich Vorteile. Für den Friedhof als ganzes und für jedes einzelne Grab. Läuft alles planmäßig, wird es spätestens ab 2027, wie in Ansbach und Rednitzhembach, einen extrem günstigen reinen Gießdienst geben. Zudem stabilisiert die automatische Gießhilfe die Pflegekosten und die zukünftigen Erhöhungen werden geringer ausfallen. Auf Dauer werde durch diese günstige Dienstleistung die Zahl der Gräber weniger drastisch sinken, schildert Schwarz seine Erfahrungen vom Einsatz in Rednitzhembach und Ansbach. „Das heißt, es gibt einen schöneren Friedhof.“
Laut Schwarz bestehen Grabpflegekosten zu 95 Prozent aus Arbeitszeit. Wenn 2026 also der Mindestlohn steigt, müsste auch der Preis für die Grabpflege deutlich angehoben werden. Denn etwa 60 Prozent der Grabpflegekosten bestehen aus den Kosten für das Gießen. 2025 muss die Gärtnerei Schwarz nun erst die Einrichtung des Roboters bewerkstelligen. Dazu sind vor allem die Bestandsgräber zu erfassen. Laut internem Zeitplan wird der Gießbetrieb Ende Juli starten. „Wenn wir im weiteren Zeitplan bleiben, der Roboter keine Schäden anrichtet, wovon wir ausgehen, kommt 2026 der zweite Roboter“, sagt Heino Schwarz. „Damit können wir dann alle unsere Pflegegräber gießen.“
Lichtverschmutzung, Haftungsfragen, Rasenschäden und überfahrene Igel. Die Liste der Einwände aus dem Jahr 2020 ist lang. Heino Schwarz konnte sie alle argumentativ ausräumen. Sehr geholfen haben ihm dabei die Erfahrungen aus Rednitzhembach und Ansbach. Dort gab es weder Schäden an Gräbern und Bepflanzung noch tote Tiere.
Inzwischen fährt in Deutschland und Europa eine dreistellige Zahl an automatischen Gießhilfen. Aktuell hat Heino Schwarz noch von keinem überfahrenen Igel erfahren. Er betont: „Die Gießhilfe hat Räder, keine Messer, außerdem sind Igel doppelt so schnell wie der Gießroboter.“ Die Spitzengeschwindigkeit von 3,3 Kilometer pro Stunde erreicht der „Wasser-Willi“ ausschließlich auf befestigtem Gelände. Auf Rasen- und Waldflächen muss die Geschwindigkeit deutlich verringert werden. Ein Igel läuft aber fünf bis sieben Stundenkilometer schnell. „Dagegen sehe ich jeden Herbst viele Igel auf der Limbacher Straße vor dem Friedhof überfahren liegen“, erinnert Schwarz an eine echte Gefahr für den stacheligen Insektenfresser. „Deutlich effektiver wäre es also, das Auto zu verbieten statt der Gießhilfe“, findet Heino Schwarz.
Das vollautomatische Gießen wird zu einer deutlichen Energieeinsparung führen und den Kohlendioxidausstoß fast auf Null verringern. Hinzu kommt eine deutliche Lärmreduzierung und geringerer Verdunstung, denn der Roboter arbeitet nachts. Aktuell fährt die Gärtnerei Schwarz 30 Stunden pro Woche tagsüber mit einem Dieseltraktor zum Gießen. Keiner regt sich darüber auf. Dazu benötigt Heino Schwarz pro Woche allerdings ungefähr 40 Liter Diesel. Das entspricht ungefähr 400 Kilowattstunden Energie und gut 105 Kilogramm Kohlendioxid. Der Lärm liegt bei etwa 100 Dezibel.
Mit der Gießhilfe reduziert die Gärtnerei die Energie auf maximal 30 Kilowattstunden. Zwei Gießhilfen verfügen jeweils über einen Akku mit drei Kilowattstunden. Er wird mit Solar- oder Ökostrom betankt. Damit kann man zwölf Stunden arbeiten. Und zwar bei einer Lärmbelästigung, die nach 20 Metern nicht mehr wahrnehmbar ist. Im Klartext: Die automatischen Gießhilfen sollten eigentlich überall Jubel auslösen. „So verstehen wir Energiewende: Ökologisch wertvoll, Artenschutz fördernd und verbraucherfreundlich.“ Daneben komme das Produkt aus Deutschland. „Im Betrieb ist es leise und weitgehend Kohlendioxidneutral“, fasst Schwarz noch einmal zusammen. „Das ist doch unser Ziel?“, fragt Heino Schwarz. Der Gießroboter bietet also ausschließlich Vorteile. Davon hat sich nun auch der Schwabacher Stadtrat überzeugen lassen.
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