Weihnachtskonzert am Dreikönigstag trotz der Ereignisse in der Welt
Wendelstein - Kann man Weihnachten feiern, in einem Weihnachtskonzert singen und musizieren angesichts der Anschläge in Berlin und Istanbul, angesichts des Kriegs in Syrien, der vielen Flüchtlinge?
Ja man kann dies und mit unseren christlichen Religionen immer noch hoffen, dass durch die Menschwerdung Gottes mehr Menschlichkeit in die Welt kommt. Hass ist in der Welt nicht durch die Religionen entstanden, sondern durch fehlgeleitete, irritierte Menschen.
So gestalteten in St. Nikolaus im traditionellen Weihnachtskonzert am Dreikönigstag der Kirchenchor, die neue Stubenmusik, die Organisten und Pfarrer Michael Kneißl ein nachdenkliches Weihnachtskonzert.
Anna Sophia Tuffek, die erst seit einigen Monaten Orgelunterricht hat, begann mit einer pastoralen Hirtenmusik. Pamela Schuh spielte solistisch das Largetto aus dem Harfenkonzert und ein Thema mit Variationen von G.F. Händel. Die neue Stubenmusik - mit Pamela Schuh an der Harfe, Kurt Böhm an Gitarre bzw. Kontrabass und Hermann Lahm am Akkordeon - erfreute die Zuhörer mit einem einfühlsamen Menuett, mit ruhigen Schleifern, einer Weihnachtsmusik und staaden Ländlern. Die nachklingenden Saiten der Gitarre und der Harfe brachten auch die verschiedenen Seiten der Zuhörer zum Klingen, das Akkordeon begleitete dezent, sodass eine aufmerksame Stille entstand.
Pfarrer Michael Kneißl ergänzte die nachdenkliche Ruhe und das angespannte Zuhören mit Nachrichten der „kleinen Schwestern Jesu“, einer Gemeinschaft, die auf Charles de Foucauld zurückgeht. Besonders berührte die Schilderung einer jungen Schwester über das Verhalten von Menschen im Kongo. Trotz schrecklichen Massakern von ugandischen Rebellen zeigten diese Einwohner ihr gegenüber Großmut und Großzügigkeit beim Fest der ewigen Gelübde. Die Schwester war überwältigt davon, wie fest diese Menschen an die Gegenwart Gottes im Herzen in dieser Situation glaubten.
Eine weitere Nachricht erzählte von Schwestern in Marokko, die dort Flüchtlinge aus Afrika vor dem Verlassen der alten Heimat letztmals betreuen. Sie helfen den traumatisierten und verstörten oftmals jungen Menschen. So feierten sie mit ihnen Weihnachten. Einige Tage später spülte das Meer die Leichen von zweien dieser jungen Männer an den Strand, die in der Weihnachtsnacht ertrunken waren. Die Schwestern sind überzeugt, Gott weiß um das Schicksal eines jeden von uns.
Der Kirchenchor gestaltete das weihnachtliche Geschehen eindrucksvoll mit Liedern aus Franken, Böhmen, Liedern von Deutschen, die nach Osteuropa ausgewandert waren, sowie zeitgenössischen Weihnachtsliedern von Kathi Stimmer-Salzeder. Dynamik und Wortprägnanz ließen diese meist unbekannten Weihnachtslieder deutlich und verständlich werden. Es waren keine Kaufhaus–Weihnachtslieder, süßlich und kitschig, sondern Lieder über die Menschwerdung Gottes, über seine Gegenwart unter uns.
Der Kirchenraum unterstützte das Weihnachtsgeschehen dadurch, dass das Kreuz nicht mit einem roten Brokatstoff verdeckt wurde. Es blieb hinter einem leichten hellen Stoff sichtbar, wie das Elend in der Welt, die Not der Flüchtlinge und des Krieges.
Auch die Zuhörer konnten trotz aller Ereignisse die Weihnachtsfreude mit „Zu Bethlehem geboren“ - abwechseln mit dem Chor – zum Ausdruck bringen. Den Abschluss des Konzertes bildete das vielstimmige von allen Beteiligten gesungene „O du fröhliche“, das diesmal vielleicht mit mehr Überlegung angestimmt wurde.