Welcher Netzausbau für die Energiewende?
Landkreis Roth und Nürnberger Land - Das Raumordnungsverfahren für den Erweiterungsbau der Juraleitung P53 von 220.000 Volt auf 380.000 Volt im 2. oder 3. Quartal 2022 abgeschlossen sein. Dies wurde in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Wirtschaft und Regionalentwicklung im Landratsamt Roth mitgeteilt. Die Frage, welche Art von Netzen ausgebaut werden sollten, wurde leider nur kurz diskutiert.
Die ENA, die Energieagentur des Landkreises zeigte u.a. in ihrem anschließenden Bericht, welch großes Interesse der Bürger im Landkreis an Photovoltaikanlagen besteht. Daraus folgerten Kreistagsmitglieder zu Recht, dass dies eine gewaltige Steigerung des Netzausbaus zur Folge haben müsse. Einige meinten aber leider, dass es deswegen des Ausbaus der P53-Juraleitung bedürfe. Dies zeigte deutlich, wie dringend eine Aufklärung (nicht nur von manchen Politikern) über die verschiedenen Stromnetze ist.
Die Niederspannungsnetze haben meistens 230/400 Volt. Bei den Mittelspannungsnetzen sind 1 kV bis 35 kV (=Kilovolt), bei den Hochspannungsnetzen sind 60 bis 150 kV üblich. Die Höchstspannungsnetze haben 220 kV oder 380 kV, also rund das Tausendfache (!) an Spannung gegenüber einem Niederspannungsnetz ( https://de.wikipedia.org/wiki/stromnetz )
Immerhin: Die Kreisräte Felix Fröhlich und Cornelius Voigt wiesen deutlich darauf hin, dass es für Photovoltaikanlagen Nieder- und Mittelspannungsnetze braucht, aber keine Höchstspannungsnetze von 380.000 Volt, wie der Übertragungsnetzbetreiber Tennet bezüglich der Juraleitung P53 im Raumordnungsverfahren (ROV) beantragt hat.
Wenn Stromtrassengegner sich gegen die Ausbaupläne der Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber wenden, dann wenden sie sich gegen den überdimensionierten Ausbau der Höchstspannungsnetze. Angesichts dessen, dass erneuerbare Energien zwei Level darunter einspeisen, ist klar, dass sich dieser Widerstand nicht gegen die Energiewende richtet.
Und auf diesen untersten zwei Leveln, den Niederspannungs- und den Mittelspannungsnetzen, brauchen wir tatsächlich einen Ausbau der Netze, um die Energiewende zu stemmen.
Beherrsche die Energiewende durch dezentralen Netzausbau!
Zahlreiche Fachleute, darunter der VDE, der Verband der Elektrotechnik, sprechen sich deshalb für den zellularen Ansatz aus: vde-studie--zellulares-energiesystem--data.pdf ( www.vde-nordbayern.de ). An dieser Studie war u.a. auch Josef Bayer von der Firma Max Bögl beteiligt. Der große Industriebetrieb Max Bögl im Landkreis Neumarkt hat den zellularen Ansatz in die Tat umgesetzt.
Die „Europäische Energiewende Community e. V.“ schreibt zu den zellularen Netzen:
„Die Idee hinter den zellularen Netzen ist also sehr einfach: … Je weniger Überschuss und Bedarf jede Zelle mit der nächsthöheren Ebene austauscht, desto stabiler funktioniert das Gesamtsystem und dadurch werden auch große Übertragungsleitungen überflüssig. Es gibt nicht mehr die eine Komponente, deren Ausfall zu einem flächendeckenden Blackout führen kann – und auch keinen Energieträger, der flächendeckend die Preise bestimmt. Diese werden vielmehr ebenfalls auf jeder einzelnen Zelle ausgehandelt – und wer an eigener Energieerzeugung spart, der muss diese Energie von anderen Zellen einkaufen – nicht von zentralen Versorgern, die die Preise diktieren können.
Und natürlich müssen für den Aufbau eines solchen Systems enorme Investitionen getätigt werden – also ist in der Tat ein Ausbau des Netzes notwendig. Aber eben nicht zentral, sondern dezentral. Jede Region, jede Stadt, jedes Quartier, jeder Haushalt kann jederzeit damit beginnen und nach und nach wächst das skizzierte Gesamtsystem zusammen.“
( https://energiewende.eu/kein-netzausbau-fuer-die-energiewende/ )
Lasst uns auch im Landkreis Roth und im Landkreis Nürnberger Land für den Ausbau dezentraler Netze auf Nieder- und Mittelspannungsebene eintreten. Das ist ökologischer, sozialer und kostengünstiger und erhöht die Versorgungssicherheit. Wenn wir den überdimensionierten Netzausbau der Höchstspannungsnetze von über 100 Milliarden, also 100.000 Millionen, verhindern, ist genügend Geld vorhanden, um die wirklich benötigten Niedrig- und Mittelspannungsnetze zu finanzieren!
Wolfgang Schmid
Sprecher der Bürgerinitiative Büchenbach – NEIN zur P53 Juraleitung
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