Woher kommt Wohlstand für viele ?
Nürnberg - Buchempfehlung für den Sommer: Thomas Piketty, »Das Kapital im 21. Jahrhundert«
Im Vorfeld von Bundestagswahlen werden immer große Pläne angekündigt, was die Steuern angeht. Hoch im Kurs stehen vor allem Versprechen, die Steuern zu senken. Was danach kommt, das sieht dann meistens ganz anders aus.
Interessant ist doch, warum es nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa so viele Menschen zu Wohlstand gebracht haben, nachdem all' die Jahrhunderte vorher nur wenige Menschen fast alles besessen haben. Interessant ist auch, warum man es bis in die 1980er Jahre hinein mit Arbeit und Leistung zu etwas bringen konnte, und dass diese Möglichkeit inzwischen zunehmend verloren geht. In seinem brillanten Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ hat der Ökonom Thomas Piketty seine jahrzehntelangen Recherchen zu Steuern und Einkommensverteilung zusammengefasst.
Sein Ergebnis ist, dass sämtliche Diskussionen um Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer und soziale Gerechtigkeit relativ nutzlos sind, solange die weltweit verteilten Vermögen nicht bekannt sind.
Unser Staat kennt von den meisten Menschen im Land das Arbeitseinkommen bis auf den Cent genau und kann deshalb alles besteuern. Von den großen Vermögen weiß er so gut wie nichts und kann deshalb auch nichts besteuern.
Selbst innerhalb der EU gibt es keinen vollständigen Datenaustausch. Solange dies nicht erreicht wird, müssen die Staaten sich bei den Menschen bedienen, die ihr Geld mit Arbeit verdienen. Wir sind deshalb seit 1980 zunehmend wieder auf dem Weg in eine Gesellschaft, in der immer weniger Menschen einen immer größeren Anteil am Wohlstand besitzen. Warum die großen Volksparteien keine Eile haben, diesen Misstand zu beseitigen, das versteht man nicht.
Hans Anschütz
1. Vorsitzender des ÖPD-Ortsverbandes Kornburg
Weitere Seiten zum Thema: