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Würdige Ehrung zum 100. Geburtstag

Schwanstetten - Elisabeth Engelhardt aus Leerstetten gehört in die erste Reihe der Fränkischen Schriftsteller.

  • Ingeborg Höverkamp las aus ihrer Engelhardt-Biographie.

    Ingeborg Höverkamp las aus ihrer Engelhardt-Biographie.
    © Robert Schmitt

  • Schwanstettens Erster Bürgermeister Robert Pfann (mi.) führte das Gespräch mit den Zeitzeugen Ingrid Schneider und Wilfried Engelhardt.

    Schwanstettens Erster Bürgermeister Robert Pfann (mi.) führte das Gespräch mit den Zeitzeugen Ingrid Schneider und Wilfried Engelhardt.
    © Robert Schmitt

  • Die Preisträger (v. li.) Monika Martin, Anja Lehmann, Billy Wechsler, Andreas Friedrich und Ingeborg Höverkamp mit Landrat Ben Schwarz.

    Die Preisträger (v. li.) Monika Martin, Anja Lehmann, Billy Wechsler, Andreas Friedrich und Ingeborg Höverkamp mit Landrat Ben Schwarz.
    © Robert Schmitt

LEERSTETTEN – Eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Mittelfrankens stammt aus Leerstetten. Dort ist Elisabeth Engelhardt am 11. März 1925 als Tochter eines Landwirtsehepaars geboren. Exakt an ihrem 100. Geburtstag haben der Landkreis Roth und der Markt Schwanstetten die Literatin mit einer wunderbaren Veranstaltung geehrt und ihr Werk gewürdigt. Das öffentliche Interesse daran war sehr groß. 40 Frauen und Männer hatten sich angemeldet. Fast doppelt so viele sind gekommen, so dass es in der Kulturscheue recht eng geworden ist.

Einen Hauptpunkt der Feierstunde bildete der nach Elisabeth Engelhardt benannte Literaturpreis des Landkreises. Er ist 1997 vom damaligen Landrat Herbert Eckstein ins Leben gerufen worden, ist mit 1500 Euro dotiert und wird alle drei Jahre vergeben. Erste Preisträgerin war die damals 51-jährige Ingeborg Höverkamp. Sie hatte die Schriftstellerin noch persönlich gekannt und ist für ihre Engelhardt-Biographie ausgezeichnet worden, für die sie fünf Jahre recherchiert hat. Aus ihr skizzierte die ehemalige Lehrerin das Leben der beruflich ab 1955 als Dekorationsnäherin an der Oper in Nürnberg beschäftigten Schriftstellerin. 

„Sie war scheu, vertrat aber nachdrücklich ihre Meinung und ihr Leben war bestimmt von innerer Dramatik“, so Höverkamp. Geprägt habe sie wohl hauptsächlich ihre Mutter Marie, die als Tochter eines höheren Beamten eine kleine Bibliothek mit auf den Leerstetter Bauernhof gebracht habe. „Damals hatte das Dorf 400 Einwohner und einen Lehrer für 80 Schüler.“ Sieben Jahre lang hat sie die Dorfschule besucht. Dann besuchte sie ein Jahr lang das Gymnasium in Schwabach. Ein Jahr auf einer kaufmännischen Schule in Nürnberg und der Besuch der Haushaltungsschule in Roth schlossen sich an. Nach ihrer Zeit als Funkerin im Zweiten Weltkrieg hat Elisabeth Engelhardt nicht nur als Schriftstellerin Spuren hinterlassen, denn ihre Romane wurden bundesweit beachtet und mit Annette von Droste-Hülshoff verglichen. Auch als Malerin hat sie sich einen Namen gemacht.

Wie fest verwurzelt ihr Erbe noch heute in Leerstetten ist, haben Landrat Ben Schwarz und Schwanstettens Erster Bürgermeister Robert Pfann als Moderatoren sofort zu Beginn deutlich werden lassen. Auf ihre Aufforderung hin haben sich sämtliche Verwandten Engelhardts zu erkennen gegeben. Zehn Frauen und Männer erhoben sich von ihren Plätzen. Zwei davon schilderten als Zeitzeugen ihre Erinnerungen. 

„Tante Elisabeth war für mich wie eine gute Freundin, der ich alles erzählen konnte und die mir gute Ratschläge gab“, schilderte die 72-jährige Nichte Ingrid Schneider ihre Beziehung. Sie besitzt noch ein Landschaftsbild ihrer Tante. „Ich schaue es jeden Tag an.“ Der 1938 als letztes von fünf Kindern der Familie geborene Bruder Wilfried beschrieb die erste Reise der Liesl. Mit einem Fahrrad ohne Gangschaltung hatte sie sich aufgemacht nach Italien. „Wie sie über den Brenner gekommen ist, ist mir ein Rätsel, aber sie hat es bis Venedig und Rom geschafft“, erinnerte sich der Bruder. Nach den Recherchen Höverkamps hat Elisabeth Engelhardt Reisen durch ganz Europa gemacht. Immer mit Rucksack, Klappstuhl und Malutensilien. „Davon gibt es Reiseberichte mit viel Humor, die unbedingt veröffentlicht werden sollten“, so die Engelhardt-Biographin.  

Eine zweite Gesprächsrunde bildeten die anwesenden fünf Träger des Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreises. Neben Höverkamp (1997) aus Schwanstetten Andreas Friedrich (2024), Anja Lehmann (2021) und Billy Wechsler (2015) aus Roth sowie Monika Martin (2018) aus Schwanstetten. Sie berichteten von ihren Gefühlen als Preisträger und schilderten aktuelle Projekte. „Wir sind sehr fleißig. Der Preis war eine tolle Sache für jeden von uns“, fasste Billy Wechsler zusammen. „Der Sinn des Preises ist, den Namen ‚Elisabeth Engelhardt‘ hoch zu halten“, ergänzte Herbert Eckstein und würdige die außerordentliche Leistung Ingeborg Höverkamps als Biographin. „Ihr ist die einfühlsame Studie eines Künstlerschicksals gelungen.“ Andreas Friedrich fügte die aus seiner Sicht wichtigsten Wirkungen der Kunst hinzu. „Sie muss fördern und fordern.“

Elisabeth Engelhardt hat als Autodidaktin einen weitgehend interpunktionslosen Stil perfektioniert. Sie verarbeitet in ihren Werken, was sie äußerlich und innerlich wahrnimmt. Lange lehnten Verlage ihre Manuskripte ab. Erst 1964 erschien ihr erster Roman. „Feuer heilt“ handelt von einer Hexenverbrennung und thematisiert die selbst erlebte Rolle einer Außenseiterin. „Stilistisch ein Meisterwerk“, lautete die Bewertung Höverkamps. „Ein deutsches Dorf in Bayern“ spielt in ihrem Heimatort Schwanstetten. Engelhardt schildert die raschen Umbrüche der Siedlungspolitik der 1960er und 1970er Jahre mit ihren Folgen für die Sozial- und Infrastruktur. Zuweilen surrealistische Elemente geben ihren Texten Reiz und heben sie von rein beschreibender Literatur ab. Engelhardt fand stets über ihren Heimatort hinaus Beachtung. Von 1965 bis 1969 war sie Mitglied der Dortmunder „Gruppe 61“, die die künstlerische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt und ihren sozialen Problemen suchte. 1966 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Nürnberg. Ab 1972 gehörte sie dem Verband Fränkischer Schriftsteller an. Am 8. August 1978 ist Elisabeth Engelhardt den Folgen eines Gehirntumors erlegen.

Von: Robert Schmitt, Freitag, 14. März 2025 - Aktualisiert am Dienstag, 18. März 2025
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