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Zünftig zur Kirchweih

Region - Man trägt wieder Tracht: gerade die jungen Leute ziehen gerne in Dirndl und Lederhose zur Kirchweih – der traditionell alpenländischen Tracht. Die Wiesn grüßt! Dabei ist Franken voller eigener Trachten und alles andere als rückständig.

  • Bei Frauen konnte man schon aus der Art, wie die Schleife der Schürze gebunden wurde, viele wertvolle Inforamtionen ablesen. So bedeutete Schleife links: ungebunden und ledig, rechts: gebunden und verheiratet, mittig Jungfräulichkeit und hinten gebunden: verwitwet.

    Bei Frauen konnte man schon aus der Art, wie die Schleife der Schürze gebunden wurde, viele wertvolle Inforamtionen ablesen. So bedeutete Schleife links: ungebunden und ledig, rechts: gebunden und verheiratet, mittig Jungfräulichkeit und hinten gebunden: verwitwet.
    © © JPbodyparts - Fotolia.com

Über 180 fränkische Trachten listet alleine das Portal „Historisches Franken“, und das ist nur eine Auswahl. Bayern insgesamt verzeichnet über 1000 Trachtenvereine. Die traditionelle Bekleidung blickt auf eine lange Historie zurück, denn der Ursprung der fränkischen Trachten liegt im Barock des 18. Jahrhunderts. Ganz typisch ist in Franken die Kopfbedeckung der Männer: der Dreispitz.

Als Oberbekleidung wird ein Hemd mit Weste und eine Kniebundhose aus Stoff getragen, darüber eine Jacke oder auch längere Jacken oder Stoffmäntel. Hosen sind knielang mit Strümpfen dazu. Auch bei den Frauen ist immer eine Kopfbedeckung Bestandteil der Tracht, eine mehr oder weniger aufwändige Haube, außerdem ein Dirndl aus Miederkleid mit Schürze sowie ein Schultertuch. Die Trachten zeichnen sich durch eine große Farbenvielfalt aus, mit kräftigen Rot-, Blau-, -Grün- und Gelbtönen.

Auffällig ist bei der Farbgebung ein Unterschied nach Konfessionen: Trachten aus Regionen mit mehrheitlich katholischem Glauben sind deutlich farbenfroher, katholische Männer tragen helle Hosen und protestantische Männer dunkle.

Mehr als nur »Style«

Über die traditionelle Tracht konnte man aber noch viel mehr Informationen ablesen als nur, welchem Glauben der Träger angehörte. Die traditionelle Bekleidung gab Aufschluss darüber, welcher Region und sogar welchem Dorf der Träger entstammt, über seine augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse, die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft, den Personenstand, die Trauerstufe (Voll-, Halb-, Vierteltrauer, Freudenzeit) und den Anlass, zu dem die Tracht getragen wurde: Abendmahl, sonntäglicher Kirchgang, gewöhnlicher Sonntag, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.

Bei Frauen konnte man schon aus der Art, wie die Schleife der Schürze gebunden wurde, viele wertvolle Inforamtionen ablesen. So bedeutete Schleife links: ungebunden und ledig, rechts: gebunden und verheiratet, mittig Jungfräulichkeit und hinten gebunden: verwitwet. Auch die Farben der Trachtenteile, Accessoires und Stickereien gaben vielfältige Auskünfte: Schürze, Kopfbedeckung, Strumpfbänder, Brusttuch, Mieder und Ärmel waren zahlreiche Signale.

Und natürlich die Farbe des Gewands: So bedeutet die Farbe Rot bei Mädchen unverheiratet, Grün ist verheirateten jungen Frauen vorbehalten,  verheiratete ältere Frauen trägen violett und trauernde und verwitwete Frauen schwarz.

Breite Hüften statt Wonder Bra

Im Raum Nürnberg wird die Knoblauchsländer Tracht als prägend überliefert. Für die Knoblauchsländer Frau wird als typisch ein nur gerade über das Knie reichender, plissierter Rock beschrieben, der über den Hüften mit einem „Bausch“, einem mit Schafwolle gefüllten Säckchen, unterpolstert ist. Die Saumkante des Rocks ist mit einer breiten Borte verziert. Besonders auffällig sind dazu die auch immer wieder beschriebenen grünen Strümpfe.

Typisch ist außerdem das rote, geschnürte Mieder, das unter einer kurzen, schwarzen Jacke getragen wird. „Gekrönt“ wird das Ensemble von einer altertümlichen Kopfbedeckung mit weißer, kunstvoller Unterhaube.

Der Knoblauchsländer Bauer trägt traditionell ebenfalls eine rote Weste, dazu den typisch fränkischen Dreispitz und darunter eine Pelzkappe. Der schwarze Gehrock  ist den Überlieferungen zufolge aus "Zwillich", einem speziellen Gewebe, gefertigt und weist große Seitentaschen mit breiten Klappen auf. Die Hose ist eine enganliegende schwarze, knielange Lederhose. Auffällig und typisch sind niedere Schuhe mit Schnallen.

Lebendige fränkische Tracht

Einen lebendigen Einblick in die Vielfalt der fränkischen Trachten kann man bei der „Königin der Kirchweihen“, der Fürther Michaeliskirchweih bekommen. Aber was nun, wenn man selber zur Kirchweih etwas „zünftiger“ gehen will? Bleibt dann doch wieder nur der Griff zur alpenländischen Tracht aus Dirndl und Lederhose – „Wiesn lässt grüßen“? Wer den Franken-Patriotismus pflegen will ist nicht auf den Einheitslook angewiesen sondern kann durchaus auf zeitgenössische Alternativen zurück greifen. Zahlreiche spezialisierte Schneidereien bieten moderne Versionen der fränkischen Tracht an. Die „Trachtenforschungs- und Beratungsstelle Mittelfranken“ etwa hat die mittelfränkische Trachtenkollektion „Pro Tracht“ entworfen, die Tradition und Moderne verbinden soll und etwas mehr „Einblicke“ bietet als die historischen Vorbilder. Manche Schneidereien bieten auch für Damen Modelle in Kombination mit Hose oder spezielle Ausführungen für katholische und protestantische Festtage.

Wem aber richtig tiefe Dekolletees und Miniröcke wichtig sind und wer einfach nur ein bisschen Freude am  traditionellen Touch hat, der kann natürlich nach wie vor auf die nahezu allgegenwärtige Wiesn-Mode zurück greifen, denn erlaubt ist, was Spaß macht.

 

Weitere Infos: www.trachtenforschung.de

Von: Kristin Wunderlich, Samstag, 19. Mai 2018 - Aktualisiert am Dienstag, 09. Mai 2023
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