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Zurück zur Natur - auch im Garten

Region - Dass Gärten kleine Oasen in der Stadt sind weiß jeder. Doch ihre Bedeutung wandelt sich: waren sie bisher vor allem der Erholung gewidmet, entwickeln sie sich mehr und mehr zu wichtigen, wenn nicht unverzichtbaren Rückzugsgebieten für Tiere und Pflanzen. "Naturnaher Garten" ist das Stichwort.

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  • Kornelkirsche

    Kornelkirsche
    © carmenrieb - Fotolia.com

  • Totholzhecke (Benjeshecke)

    Totholzhecke (Benjeshecke)
    © Luckyboost- Fotolia.com

  • Garten mit Teich und Trockenmauer

    Garten mit Teich und Trockenmauer
    © emer - Fotolia.com

  • Sal-Weide (ugs. Palmkätzchen)

    Sal-Weide (ugs. Palmkätzchen)
    © Anton-Faustmann - Fotolia.com

  • Wildrose

    Wildrose
    © Kalle-Kolodziej - Fotolia.com

Man muss nicht gleich komplett auf Öko umstellen. Bereits mit kleinen Maßnahmen kann man im Garten wertvolle Rückzugsräume für die einheimische Natur schaffen. Das Gute daran: Der Pflegeaufwand verringert sich, denn je mehr ein Garten zur Natur zurück kehrt, desto arbeitsunaufwändiger wird er. Auf Exoten oder beliebte und bekannte Zuchtformen muss man dennoch nicht verzichten: man geht einfach, so weit man will.

Ein erster einfacher Schritt etwa ist es, bei der Auswahl der Blumen auf einfache Blüten zu achten. Denn nicht jede Blüte ist für Nektarsammler wie Hummeln, Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge von Nutzen.  Bei den dicht gefüllten Blüten vieler Rosen, Pfingstrosen und anderer Beetpflanzen gelangen die Insekten nicht an den Nektar. Bei manchen Arten ist zugunsten des Blütenaufbaus die Nektarproduktion gar gänzlich weggezüchtet worden. Einfache Blüten mit nur einem Kranz Blütenblätter und zugänglicher Blütenmitte sind dagegen ideal. Ein weiterer simpler Schritt ist das Anpflanzen einheimischer, unverzüchteter Arten, seien es nun Blühpflanzen, Sträucher oder Bäume. An Weißdorn, Holunder, Schlehe oder Eiche leben über 400 verschiedene Insektenarten. Vielleicht gehen statt der Japanischen Zierkirsche auch mal Speierling (Sorbus domestica), Trauben-Kirsche (Prunus padus) und Sal-Weide (Salix caprea). Statt Forsythien Sträucher wie die Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis), Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und Sauerdorn (Berberis vulgaris). Und was spricht gegen ein paar robuste Wildstauden im Blumenbeet, wie Spornblume, Königskerze, Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Duftnessel (Agastache), Roten Sonnenhut (Echinacea), Mädchenauge (Verticillata) und Prachtscharte (Liatris) an sonnigen Plätzen, oder Waldsteinie, Salomonssiegel und Eisenhut in den schattigen Gartenpartien?
Vielleicht können Sie sich auch mit ein paar verwilderten Ecken anfreunden, in denen Brennnesseln wuchern dürfen, die unter anderem Schmetterlingsraupen als Nahrung dienen? Nebenbei können Sie deren junge Blätter im Salat oder als Suppe genießen, sie für ein ökologisches Spritzmittel oder auch in Form von Brennesseljauche aus Biodünger verwenden. Vielleicht geht ein Holz- oder Reisighaufen, unter und in dem sich Insekten aller Art oder gar ein Igel wohlfühlen können? Bleibt das Laub im Herbst um die Bäume herum liegen, können auch hier viele Krabbeltiere überwintern. Ein Komposthaufen sorgt nicht nur für wertvollen organischen Dünger, sondern bietet auch vielen Bodenlebewesen eine Heimstatt. Unter anderem sind die Larven von Großlaufkäfer, Nashornkäfer und Rosenkäfer im Komposthaufen zu finden. Und vielleicht können Sie auf chemische Spritzmittel und Kunstdünger verzichten oder deren Einsatz wenigstens reduzieren? All dies sind erste Schritte, die den Garten ohne viele Umstände und ganz ohne Verzicht bereits naturnäher machen. Aber vielleicht darf's auch ein bisschen mehr sein?

Ein Paradies nicht nur für Nektarsammler: die Blumenwiese
Ein blühendes Wiesenstück im Garten beherbergt mehr nützliche Tiere als ein kurz gemähter Rasen. Die Blüten liefern nektarsaugenden Arten wie Bienen, Schmetterlingen, Schwebfliegen und Hummeln willkommene Nahrung. In der Krautschicht leben Heuschrecken und Zikaden, den Boden besiedeln Käfer, Tausendfüßler und andere Gliedertiere. Sie sind Teil des biologischen Kreislaufs und sorgen nicht nur für guten Boden und Blütenbestäubung, sondern sind selbst Futter für viele Vögel, die wiederum wichtige Schädlingsvertilger in unseren Gärten sind. Die größte Blumenvielfalt findet man auf nährstoffarmen Böden. Auf einer fetten Wiese dagegen setzen sich die Gräser durch. Die ersten Schritte zur Blumenwiese sind wie so oft mit weniger Arbeit verbunden: nicht mehr düngen, seltener und nicht zu tief mähen, Grasschnitt konsequent entfernen. Danach wird es etwas arbeitsintensiver: bevor die neue Blumenwiese angesät werden kann, muss der alte Rasen möglichst konsequent entfernt werden. Wer nicht gleich die ganze Wiese umackern will, legt keine Inseln an. Nachdem das Gras mitsamt Wurzeln abgetragen wurde, wird der Boden gelockert und je nach Bedarf Sand - bei nährstoffreichen Böden kann das eine etwa fünf bis zehn Zentimeter dicke Schicht sein - rund zwanzig Zentimeter tief eingearbeitet. Erst dann werden die Blumensamen mit Sand vermischt eingesät und die Erde mit Brettern an den Füßen oder einer leichten Walze angedrückt. Ganz wichtig dabei: Die Blumenmischung sollte auf Boden-, Licht- und regionale Verhältnisse abgestimmt sein - lassen sie sich von einem Wildpflanzenzüchter beraten. Bei x-beliebigen Blumenmischungen aus dem Handel ist die Enttäuschung vorprogrammiert: nach einem Jahr dominieren Klee, Moos und Gräser die Szenerie. Hohe, magere Wiesen werden in der Regel nur zwei Mal im Jahr gemäht, damit die Blumen aussamen können. Meist Ende Juni/Juli und Ende September/Oktober, am besten mit Balken- oder Kreiselmähern und nicht kürzer als etwa zehn Zentimeter. Ist der Großteil oder gar der ganze Rasen zu einer Blumenwiese umgestaltet mähen Sie am besten erst die eine Hälfte, zwei Wochen später die andere, sonst wird die komplette Wiesencommunity mit einem Schlag heimatlos. Außerdem ist es sinnvoll, einige Pfade anzulegen und regelmäßig auszumähen, damit die empfindlichen Blumen nicht immer wieder niedergetreten werden.

Alles andere als tot: die Totholzhecke
Mit einer Totholzhecke sparen Sie sich nicht nur teure »Insektenhotels« oder Zaunelemente, Sie können auch sicher sein, eine wirklich einzigartige Gartenumfriedung zu schaffen. Die kann auch richtig stylisch aussehen, wenn Sie etwa verschiedene Holzarten beim Schichten verwenden. Die Erschaffung eines solchen Paradieses für Vögel, Kleintiere und Insekten ist denkbar einfach, an Investition sind lediglich Pfosten Ihres Geschmacks aus dem Baumarkt notwendig. Diese schlagen Sie paarweise in den Boden, wenn Sie viel Platz haben so, dass sich idealerweise eine Dicke von einem halben Meter bis einem Meter ergibt bei einer Höhe von ebenfalls mindestens einem Meter. Aber natürlich geht das alles auch kleiner - jedes Stückchen Totholzhecke ist ein Gewinn. Sobald das Gerüst angelegt ist stellt sich nie mehr die Frage "wohin mit dem Gehölzschnitt". Der wandert natürlich fortan in die Hecke, die so beständig wächst. Wenn es schneller mit der Fertigstellung gehen soll spendieren Nachbarn sicherlich gerne dazu. Erlaubt ist alles: dünne Äste und dicke Äste jeglicher Art, besonders wertvoll sind aber auch möglichst dicke, trockene, markgefüllte Staudenstängel, hohle Staudenstängel sowie Samenstände und anderes hübsches Beiwerk als dekorative Elemente. Bei Wildbienen besonders beliebt sind Zweige von Holunder und Schmetterlingsflieder, abgestorbene Himbeer- und Brombeerruten, abgestorbene Stängel von Königskerzen und Ähnliches. Der Fantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt, Sie können entweder verschiedene Holzarten sammeln und schichtweise einlegen, sodass sich ein Muster ergibt, oder je nach Verfügbarkeit einfach immer weiter aufschichten. Will man die Hecke besonders für Wildbienen attraktiv machen so ist gut zu wissen, dass Arten, die markhaltige Stängel als Nistplatz nutzen, diese in senkrechter Anordnung benötigen, also sollten einige markhaltige Stängel aufrecht in der Hecke stecken. Das gilt auch für Brombeer- und Himbeerruten. Wildbienen, die ihre Eier in hohle Stängel legen, suchen diese in einer waagrechten Anordnung. Für sie kann man einige stabile hohle Stängel in der Hecke verbauen, die glatte Schnittkanten haben müssen.
Eine Totholzhecke bietet nicht nur Unterschlupf, Brutstätte oder Überwinterungsplatz für Rotkehlchen und Zaunkönig, Hummeln, Wildbienen, Käfer, aber auch für Wiesel, Maus und Igel. Auch Pflanzen können sich dort ansiedeln. Die Qualität des Bodens im Bereich der Hecke verbessert sich außerdem durch das Verrotten des Materials. Eine Totholzhecke kann nahtlos in eine Naturhecke übergehen und mit dieser schließlich mehr und mehr verwachsen.

Voll das Leben in der Naturhecke
Ganz anders als eine Thujahecke (Lebensbaum) die außer ihrer Funktion als Sichtschutz kaum einen ökologischen Nutzen bietet, gibt es an heimischen Sträuchern und Stauden viel zu holen und einiges zu finden: Nektar, Blätter, Früchte, Verstecke und Nistplätze. Frühe Blüher wie Hasel, Kornelkirsche und Salweide sind für Insekten besonders wichtig, beerentragende Gehölze wie die Eberesche sind für Vögel im Herbst ein Fest - und für uns Menschen ein Augenschmaus. Jedes Gehölz hat seine Qualitäten und für jeden Standort lässt sich etwas finden: Wildrosen oder Obst vor allem für die sonnigen Plätzchen, Heckenkirsche oder Eibe für die Schattenseiten. Wer Platz für eine ganze Hecke aus heimischen Sträuchern hat, bietet Vögeln und Säugetieren hervorragende Versteck- und Nistmöglichkeiten. Aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und es muss ja nicht gleich eine ganze Hecke sein: ein erster Baum oder Strauch ist ein wunderbarer Anfang. Eine frei wachsende Hecke ist natürlich für Gartenbewohner das absolute Nonplusultra, aber auch Schnitthecken aus heimischen Sträuchern sind möglich, zum Beispiel aus Liguster, Hainbuche, Hundsrose oder der immergrünen Eibe. 
Geschnitten wird, je nach Gehölz, meist zwischen Ende Juli und September. Doch bevor Sie zur Tatschreiten: Schauen Sie sorgfältig nach, ob sich ein Nest in der Hecke befindet, und warten Sie, bis die Jungvögel ausgeflogen sind. Denn selbst wenn den Kleinen beim Schnitt kein Leid geschieht, geben die Eltern womöglich den Nachwuchs auf und die Kleinen gehen zugrunde.
Übrigens hat der Holunder, der im Frühjahr mit den hübschen und wohlschmeckenden Blüten aufwartet und im Herbst die äußerst gesunden Beeren liefert, einen wunderbaren Nebeneffekt: Fliegen meiden ihn. Deswegen eignet er sich besonders gut für eine schattige Sitzecke.

Für Ästheten und Handwerker: die Trockenmauer
Mit einer Trockenmauer kommt sofort Urlaubsfeeling auf, kennen wir sie doch besonders aus Irland, Wales oder den Mittelmeerländern als Einfriedung oder zur Terrassierung von Hängen. In unserer Gartengestaltung kommen Trockenmauern als Hangabstützung oder als dekoratives Element zum Einsatz. Doch sie sind auch ökologisch wertvoll, zum Beispiel bei entsprechender Bepflanzung als Bienenweide und da sie nicht vermörtelt werden als Unterschlupf für Eidechsen und anderes Getier.

Idealerweise wählt man als Baumaterial einen Naturstein aus der Region, denn er passt am besten in die Umgebung und die Transportkosten halten sich in Grenzen, wenn der Steinbruch nicht allzu weit entfernt ist. Am preiswertesten sind unbearbeitete Bruchsteine, die allerdings beim Mauerbau etwas Puzzlearbeit erfordern. Für einheitliche Steingrößen und -formate muss tiefer in die Tasche gegriffen werden, denn die Blöcke werden maschinell gebrochen und sortiert. Sedimentgesteine wie Sandstein oder Grauwacke sind für eine Natursteinmauer ideal. Sie verfügen über eine natürlichen Schichtung und bilden so gerade Bruchkanten. Und da sie weicher als etwa Porphyr oder Granit sind lassen sie sich gut in Form schlagen.

Will man besonders Bienen eine Freude machen greift man bei der Bepflanzung zu Polsterstauden wie etwa der Bergsandblume oder der winterharten Eisblume. Man kann aber auch Nutzpflanzen wie Thymiansorten auswählen, die auch noch die Küche bereichern. Weitere geeignete Pflanzen sind der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia), der Braune Streifenfarn (Asplenium trichomanes), das Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) oder das Kissen-Seifenkraut (Saponaria ocymoides). Oder Sie lassen es einfach die Natur richten: mit der Zeit suchen sich Pflanzen aus der Umgebung von ganz von selbst ein Plätzchen in der Mauer.

Und auch für die Trockenmauer gilt: sie beginnt mit dem ersten Stein, ist also auch als kleine Lösung möglich. Noch einfacher ist natürlich ein simpler Steinhaufen errichtet - für Eidechsen und Kröten ein schnell geschaffener Lebensraum. Auch das Aufstellen einer Vogeltränke, die Anschaffung eines Marienkäferhäuschens oder das Anbringen von Nistkästen ist ein Anfang - oder einfach ein bisschen mehr Laissez-faire und etwas Zeit, dann wird das mit dem naturnäheren Garten ganz von selbst.

Von: Kristin Wunderlich (Dipl. Biol.), Donnerstag, 17. Mai 2018 - Aktualisiert am Montag, 26. Oktober 2020
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