meier Magazin - Weihnachten 2020 / 21. Jhg.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der wilden Christrose umfasst die östlichen Nord- und Südalpen, den Apennin und den nördlichen Balkan. Dort wächst sie in Höhenlagen bis 1900 Meter. In Deutschland ist die Pflanzenart nur in Bayern heimisch, in Österreich und der Schweiz ist sie dagegen häufiger zu finden. An buschigen Hängen, in lichten Buchen- und Buchenmischwäldern, aber auch in Fichten- und Eichenwäldern kann man Christrosen in der Natur antreffen. Dort sollte man sie aber auch lassen, denn die Christrose ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt und nach der Roten Liste Deutschland als gefährdet eingestuft. Helleboris Niger, wie der Fachmann die Christrose nennt, wird auch Schneerose oder Nieswurz genannt. Aber warum Christrose? Zur Entstehung dieses Namens gibt es eine schöne Geschichte. Ein armer Hirtenjunge wollte in der Heiligen Nacht dem Jesuskind ein Geschenk bringen. Der Junge suchte nach einem Blümchen, fand aber keins. Da wurde er so traurig, dass er weinenmusste und dort, wo die Tränen den Boden benetzten, wuchs ein Pflänzchenmit schneeweißen Blüten, die Rosenblüten ähnelten. Diese Pflanze schenkte der Hirtenjunge dem Jesuskind – und man nannte sie forthin Christrose. Eine Pflanze (fast) für Generationen Die wintergrüne, mehrjährige krautige Pflanze, gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die Stauden können zwischen zehn und 50 Zentimeter hoch werden und an geeigneten Plätzen im Garten ein stolzes Alter von bis zu 25 Jahren erreichen. Die Hauptblüte- zeit der Christrose ist von Dezember bis März, sie kann jedoch je nach Standort, Sorte und Höhenlage variieren. Christrosen sind inzwischen in vielen Züchtungen und in einer enormen Vielfalt erhältlich. Sehr beliebt ist zum Beispiel die bis zu 50 Zentimeter hohe Weihnachts-Christrose ‘HGC Joseph Lemper’, die bereits im Dezember blüht. Noch früher, näm- lich im November, blüht die Sorte »HGC Jakob«. Diese wird dreißig Zentimeter hoch und eignet sich gut zur Bepflanzung von Töpfen und Blumenampeln. Besonders romantische Blüten zeigen gefüllte Christro- sen, etwa die Sorten »Schneeball« oder »HGC Snow Frills«. Die Sorte »Potter’s Wheel« begeistert mit einem rosafarbenen Blütenrand, ist jedoch leider noch sehr selten zu finden. Christrosen im Topf Zu den bekanntesten und ältesten Sorten zählt »Praecox«. Der Großteil der aktuell im Topf angebotenen Christrosen gehört zu dieser Sorte. Wer es verpasst hat, zur idealen Pflanzzeit im September Christrosen in den Garten zu setzen, oder wer einfach etwas Blühendes imHaus haben möchte, der kann jetzt auf die im Handel angebotenen Exemplare zurückgreifen. Christrosen, die im Freiland gezogen wurden, können gut auf den Balkon wandern. Der Topf muss dann aber frostsicher geschützt werden, etwa eingewickelt in ein schützendes Vlies und idealerweise noch auf eine Styroporplatte gestellt. Bei Frösten unter minus zehn Grad sollten die Töpfe dann an die Hauswand gestellt oder in die kühle Garage gebracht werden. Pflanzen, die imGewächshaus gezogen wurden, sollten bis nach der Blüte im Haus bleiben. Für dasWohnzimmer eignet sich die Christrose allerdings nicht, sie sollte möglichst kühl stehen, über zwölf Grad sollte die Temperatur nicht steigen. Außerdem sollte es hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung sein. Helle Flurfenster, ein kühles Schlafzimmerfenster oder ein Winter- garten eignen sich besonders gut. Wer solch ein ideales Plätzchen nicht hat, muss auf Christrosen im Haus nicht verzichten, sollte sie aber dann zumindest über Nacht ins kühle Treppenhaus stellen. 54 Garten- Saison 2020 Echte Winterblüher Christrosen gehören neben Weihnachtssternen und Amaryllis zu den typischen Blühpflanzen im Winter. Was sie von letzteren unterscheidet: Sie sind nicht etwa Exoten, die jetzt blühen, weil in ihrem Heimatland eigentlich Sommer ist, sondern sie sind echte, einheimischeWinterblüher.

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