meier Magazin - August 2022 / 23. Jhg.

76 meier® Magazin / Redaktion Berufung, Auftrag und Aufgabe – die Facetten der Pflege Große Motivation und ansteckende Begeisterung für den „eigentlich schönsten Beruf der Welt“, das bringen Schülerinnen der Berufsfachschule für Pflege mit ins Gespräch und gewähren Einblick in die vielen positiven Aspekte, die für ihre Entscheidung zur Ausbildung in der Pflege sprechen. Die Nachrichten sind randvoll von schlechten Neuigkeiten zum Pflege- notstand, man liest über Skandale in Kliniken, schlechte Bedingungen, geringe Bezahlung und Überbelastung der Menschen in den Kranken- häusern. Unverzichtbare Helfer in schwierigen Situationen In den Medien wird zum Klatschen für die Leistungen der pflegenden Berufe aufgerufen, aber sonst, gewinnt man den Eindruck, tut sich nicht viel, um die Situation für Pflegende besser zu gestalten. Dabei sind wir uns alle bewusst: Wir brauchen sie dringend, gerade in Situationen, in denen wir Hilfe und Unterstützung benötigen, in welchen es uns nicht gut geht. Nach einem Unfall, bei einem Aufenthalt im Krankenhaus, im Alter, bei der Geburt, bei schweren Krankheiten, beim Sterben, bei der Pflege von Angehörigen, in Notfällen. In unserer Welt passieren Kriege, Naturkatastrophen oder Pandemien und genau dort, wo Situationen brenzlig, unüberschaubar und schier unerträglich erscheinen, sind sie da, Ärzte und Pflegekräfte, an der Seite der Menschen, die dringend ihre Hilfe benötigen. Woher kommt die Motivation zum Helfen? Man muss sich die Frage stellen, was alle die Menschen motiviert, trotz der oft widrigen Bedingungen dennoch an Ihrem pflegenden Beruf, fest- zuhalten, da zu sein für die anderen, auch wenn es noch so anstrengend und schwierig ist. Im Gespräch mit Schülerinnen im 2. Ausbildungsjahr an der Berufsfachschule für Pflege der Schwesternschaft Nürnberg vom BRK e.V. fragen wir nach: „Was bedeutet für Dich Pflege, was motiviert Dich in Deinem Beruf?“. Schon bei dieser Frage fangen die Augen der jungen Frauen an zu leuch- ten und es ist zu spüren, wie sehr sie für ihre Aufgabe brennen. Es sei der enge Kontakt mit den Menschen, die Verbundenheit, da sind sich die fünf einig. Das Bewusstsein, dass man nah am Patienten dran ist und, neben all den medizinischen Notwendigkeiten, etwas sehr Wertvolles für die Person im Krankenbett leisten kann. Man steht gemeinsam etwas durch, lacht zusammen, weint auch einmal gemeinsam und geht am Ende einer Schicht mit dem wunderbaren Gefühl nach Hause, etwas Sinnvolles mit dem eigenen Tun bewirken zu können. Eine der Schülerinnen formuliert begeistert„trotz all dem Stress denke ich mir oft: Ich habe den schönsten Beruf der Welt“. Von den Patienten erlebe man meist große Wertschät- zung und es ist ein wunderbares Gefühl, wenn diese Menschen dann an einen denken, ihre aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Medine, die jüngste in der Runde, hat ihre Ausbildung mit 16 begonnen. Sie erzählt davon, dass ihr imFreundeskreis Respekt, Aufmerksamkeit und großes Erstaunen widerfährt, wenn sie über ihre Erlebnisse im abwechs- lungsreichen Berufsalltag spricht. Ihr es ist es wichtig zu zeigen, dass die Vorurteile von Älteren gegenüber der Jugend tatsächlich nur Vorurteile sind, und dass es viele engagierte junge Menschen gibt, die einen wert- vollen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Sie ist sich sicher, dass sie in den vergangenen 2 Jahren ihrer Ausbildung unglaublich viele gute Erfah- rungen sammeln konnte. Sie ist stolz auf ihre persönliche Entwicklung in dieser Zeit und es ist ihr bewusst, wie viel Reife sie dazu gewonnen hat, ein solider Weg ins Erwachsenwerden. Die anderen stimmen ihr zu. Lisa verrät, dass sie früher eine „echt schüchterne Maus“ war. Aber das hat sich in diesen zwei Jahren komplett geändert. Der berufliche Alltag fordert viel. Man lernt, sich durchzusetzen, man gewinnt an Selbstbe- wusstsein dazu undwächst an den großen und kleinen Erfolgserlebnissen, die jederTag in der Pflege aufs Neuemit sich bringt. Das einmalige Erlebnis, wenn ein Patient, dem es richtig schlecht ging, wieder auf demWeg der Besserung ist. Das Bewusstsein, dass die eigene Arbeit einen großen Teil dazu beigetragen hat, schafft Selbstvertrauen. Die Mutter von Jessica arbeitet auch als Krankenschwester. Und für Jessica war schon als Kind klar, dass sie später ebenfalls in diesem Beruf tätig sein möchte. Die Erzählungen der Mutter haben sie schon als kleines Mädchen fasziniert, aber sie war am Ende dann doch erstaunt, dass im Beruf neben den vielenmedizinischen Facetten das Zwischenmenschliche so überwiegt. Sie fühlt sich den ihr anvertrauten Menschen verbunden. Ihre abwechslungsreiche Arbeit macht sie oft glücklich, weil sie erleben darf, dass der Erfolg ihrer Arbeit sichtbar ist, dass jeder Tag zählt und ihr Können sehr wichtig für die Menschen ist. Jeder Tag ist anders, man weiß nie, was Neues auf einen zukommt. Das macht den Beruf so reizvoll. Dann spricht Grace. Sie ist 41 und kam vor einigen Jahren aus Afrika nach Deutschland. Sie wollte etwas aus Ihrem Leben machen und sieht sich auch als eine Art Botschafterin ihrer Kultur. Ihr ist es ein Anliegen, Vorur- teilen entgegenzuwirken. Patienten begegnen ihr durch ihre dunkle Hautfarbe häufig zögerlich, abwartend oder voreingenommen und es motiviert sie sehr, dass sie mit ihrer Arbeit und ihrer Fürsorge am Men- schen Vorurteile abbauen und Mauern niederreißen kann. Sie freut sich sehr über die Wertschätzung, die ihr danach dann widerfährt. Lisa (21), Jessica (25), Medine (18), Verena (23), Grace 41 - Schülerinnen an der Berufsfachschule für Pflege, der Schwestermschaft Nürnberg vom BRK e.V., Klasse S20, Ende des 2. Ausbildungsjahres.

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