meier Magazin - Juni 2023 / 24. Jhg.

meier® Magazin / Redaktion Wichtige Fragen zu Wendelsteins Umweltthemen Der Bund Naturschutz (BN) OrtsgruppeWen- delstein und die „Initiative Bürger gestalten Wendelstein“ (IBgW) luden zum Parteienge- spräch ein. Am 16.05. luden die IBgW und die Ortsgruppe Wendelstein die ortsansässigen Parteien zu einer Podiumsdiskussion ein, innerhalb der die Kommunalpolitiker:innen Stellung zu den wichtigen Umweltthemen in und um Wendel- stein nehmen sollten. Bündnis 90/Die Grünen, SPD und FDP schickten engagierte Vertreter. Leider glänzte die Regie- rungsspitze aus dem Wendelsteiner Rathaus mit CSU und Freien Wählern durch Abwesen- heit, sehr zum Bedauern des rund 25-köpfigen, interessierten Publikums . Trassenführung der Juraleitung, Flächenver- siegelung, Baugebot für leerstehende Gewer- beflächen, Einberufung eines Umweltbeirats, Trinkwasserbedrohung, Baumschutzverord- nung und Ausgleichsflächen, das waren die Kernthemen, die an diesem Dienstagabend im Konferenzraum vom Hotel & Restaurant Küb- lerhof in Röthenbach auf den Tisch kamen. Die Parteienvertreter gaben Auskunft zum aktuel- len Stand der Dinge, zu bereits laufenden Maß- nahmen, leisteten zu einigen Fragen Aufklä- rungsarbeit und äußerten sich konkret zur Hal- tung ihrer Partei zu den damit einhergehenden Forderungen des„Bund Naturschutz“. Trassenführung der Juraleitung durch TENNET Auch wenn der Bau des ICEWerkes kürzlich er- folgreich abgewendet werden konnte, steht dem Bannwald der nächste Eingriff bevor. Der Ausbau der Juraleitungs-Trasse im Rahmen des Bundesnetzplanes wird unausweichlich reali- siert werden. Trotz der Vorgaben, einer „auto- bahnnahen Trassenführung“, sind teilweise – in erster Linie aus Angabe von Kostengründen – weiträumige Abweichungen der Streckenfüh- rung quer durch den Nürnberger Reichswald vorgesehen, eine riesige Baustelle mitten im Bannwaldgebiet. Ein unnötiger Waldverlust und eine Nichteinhaltung der erforderlichen Abstandsverordnungen zu Wohngebieten droht. Demmöchte der Bund Naturschutz Ein- halt gebieten. Die FDP stellt die Betrachtung der Baukosten in den Vordergrund und zeigt Tendenz zur Kostenminimierung. Dagegen fordert die SPD klar, dass Masten ins Autobahnkreuz gestellt werden sollen, trotz höherer Kosten, da Umweltschutz Vorrang genießt. Der Grünen- Vertreter schließt sich an und erinnert daran, dass der Wert eines Baumes eine Gewichtung gegen die alleinige Ermittlung der Baukosten- seite darstellen muss. Die Flächenversiegelung schreitet mit erschreckenden Schritten voran Der Bau vonVeranstaltungshallen, Gewerbeflä- chen oder neuenWohngebieten wächst und so schreitet die Flächenversiegelung voran. Natur- gebiete, Wiesen, Grün- und Ackerflächen müs- sen weichen und damit auch unsere Grundlage für Anpflanzungen, Anbau und Landwirtschaft. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche alleine in Wendelstein hat zwischen 2014 und 2021 – nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik – um 26,18 ha zugenommen. Der durchschnittliche Jahresverbrauch ist also mit 3,74 ha 2,5-mal so hoch, wie er gemäß den selbst gesteckten Zielen der Staatsregierung ei- gentlich sein sollte. GeradeWaldhallenprojekte und Skaterpark stehen hier im Brennpunkt der Diskussionen. Stefan Pieger vom Bund Naturschutz fragt nach, wie die Regierungsverantwortlichen die in Bayern gesteckten Ziele erreichen wollen, ob Streichungen von noch nicht realisierten Bau- projekten denkbar sind, um die Flächenbilanz von 2019 aufrechtzuerhalten. Martin Mändl, Vertreter der Grünen fordert ver- bindliche Regeln für den Flächenverbrauch und klare Aussagen über geplante Kompensa- tionslösungen. Sein SPD-Kollege Maximilian Lindner ist gleicher Meinung und macht deut- lich, dass es um den immensen Flächenver- brauch von rund 37,5 Fußballfeldern geht, die über die Vorgaben hinaus verbraucht werden. Alleine 0,8 ha davon in Sorg plus die beiden Waldhallen mit 2,5 ha. Auch der FDP-Vertreter Alexander Hahn stimmt seinen Politikkollegen zu, fordert aber, dass mögliche Streichungen in der Planung keine negativen Auswirkungen auf die Gemeindeentwicklung haben dürfen. Was ist mit dem Leerstand von 12.500 m² imWendelsteiner Gewerbegebiet? Der Bund Naturschutz und die IBgW prangern Geldanlage und Spekulationsabsichten an und fordern ein nachträgliches Baugebot auf leer- stehende Gewerbeflächen. Diese Forderungen unterstützen die drei Parteivertreter nicht. SPD-Mann Lindner erkennt keine primäre Spekulationsabsicht, sondern bittet um Verständnis für wirtschaft- liche Entscheidungen und unternehmerischen Weitblick. Firmen wollen sich benachbarte Flächen sichern, um auch in Zukunft wett- bewerbsfähig zu bleiben und expandieren zu können. Jurist Martin Mändl erinnert auch an die Problematik, dass die Gemeinde bei solch einem Baugebot das Grundstück zum Markt- wert zurücknehmen müsste, falls die Nutzung nicht in Anspruch genommen wird. Damit kämen unkalkulierbare finanzielle Risiken auf die Gemeinde zu. Außerdem befürchtet er eine Abwanderungs- tendenz ortsansässiger Betriebe, wenn sie am Standort ihre Ziele nicht mehr erreichen können. Und auch FDP „Youngster“ Alexander Hahn hält expansionswillige Unternehmer eher für „schlau“ und schließt sich in der Argumen- tation seinen Vorrednern an. Grundwasserverseuchung durch die Hausmülldeponie am Fischleinsberg? Mit Nachdruck beginnt Stefan Pieger das nächste Thema. Schon seit 2014 machte die Ortsgruppe die Gemeinde, das Landratsamt und auch das Wasserwirtschaftsamt auf die drohende Grundwasserverschmutzung durch die Hausmülldeponie aufmerksam. Trotz eines endlich im Jahre 2022 anberaumten Treffens und der Vereinbarung, eine Grundwassermess- stelle einzurichten, nach deren Ergebnissen eine Sanierung erfolgen sollte, ist bislang nichts geschehen. Das Publikum lauschte sehr auf- merksam, die Gefahr, dass das Trinkwasser der Haushalte darunter leiden könnte, ist offenbar nicht jedem bewusst. FDP, SPD und Grüne sind sich imGrunde einige. Verantwortlich sind die Kommunen und Behör- den vor Ort. Alle drei fordern deutlich mehr Transparenz von der Rathausspitze und sind sich der Notwendigkeit bewusst, von allen Seiten mehr Druck aufbauen zu müssen. SPD Vertreter Lindner berichtet, dass seine Partei regelmäßig den Stand abfragt. Ihm ist bereits bekannt, dass ein Beschluss zur Bohrung gefasst wurde, damit das Grundwasser unter- sucht werden kann. Die Bohrung wird aktuell vorbereitet. Die daran anschließende Sanie- rung wird an die Ergebnisse der Bohrung ge- knüpft. Grünen-Vertreter Mändl erzählt, dass seine Partei vor Ort war und mit Helfern Müll gesam- melt hat, um aufzuzeigen, was am Fischleins- berg so alles liegt. 48 Stellen sich den Fragen von Stefan Pieger (BN):: Martin Mändl Bündnis 90/Die Grünen, Maximilian Lindner, SPD, Alexander Hahn, FDP © Anja Albrecht

RkJQdWJsaXNoZXIy NDM5MDU=