meier Magazin - März 2023 / 24. Jhg.

24 meier® Magazin / Redaktion Internationaler Frauentag – oder warum Blümchen alleine nicht helfen Bereits seit 1911 finden wir jährlich am8. März imKalender den Weltfrauentag. Im Bundesland Berlin wird er seit 2019 und in Mecklenburg-Vorpommern seit diesem Jahr als gesetzlicher Feiertag gewürdigt. Weltweit betrachtet sind es sogar insge- samt 26 Länder, in welchen der Internationale Frauentag als ge- setzlicher Feiertag gilt. Was hat es damit auf sich? Die deutsche Frauenrechtlerin Clara Zetkin schlug 1910 beim II. Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen vor, jährlich einen Internationalen Frauentag zu begehen. Sie forderte: „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“ Im Folgejahr wurde dann zum ersten Mal der internationale Frauentag ausgerufen. Rund eine Million Demonstrantinnen und Demonstranten gingen imMärz 1911 in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und in der Schweiz auf die Straße. Bereits im 123. Jahr demonstrieren nun Frauen und Männer weltweit am 8. März für Gleichberechtigung, für Chancengleichheit und gegen die Diskriminierung von Frauen. Ursprünglich ging es um bessere Arbeits- bedingungen und um die längst laut gewordene Forderung, dass es Frauen erlaubt sein solle, Ämter zu bekleiden und wählen zu dürfen, das Recht also auf politische Teilhabe. Denn damals waren Frauen - außer in Finnland - nicht zur Wahl zugelassen und durften demnach auch keine politischen Ämter innehaben. Ganze sieben Jahre dauerte es aber dann trotzdem, bis schlussendlich am 12. November 1918, der Rat der Volksbeauftragten - eine Art Über- gangsregierung bis zu den ersten Wahlen - eine Wahlrechtsreform an- kündigte. Demnach waren künftig alle Frauen und Männer ab 20 Jahren wahlberechtigt. Etwas später, am 19. Januar 1919, zogen 37 Frauen in die Nationalversammlung ein. Am Internationalen Frauentag geht es auch heute noch um Gleichbe- rechtigung und gleiche Chancen imArbeitsleben, in der Gesellschaft, vor demGesetz. Frauen machen am 8. März darauf aufmerksam, wo sie und ihre Geschlechtsgenossinnen immer noch schlechter gestellt sind. Der DGB stellt den internationalen Frauentag jedes Jahr unter ein aktu- elles Motto. Für 2023 lautet es: „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten.” Verbunden sind hier die Forderungen nach Arbeits- zeiten, die zum Leben passen, nach einer Umverteilung von Sorgearbeit, nach dem Schließen der Lohnlücke, nach der Beseitigung von Fehlanrei- zen im Steuersystem und nach einem Gleichstellungscheck für alle politischen Vorhaben . Aber auch gesellschaftspolitisch ist der 8. März ein sehr wichtiger Tag Gerade in der Zeit nach den zurückliegenden Pandemiejahren. Wieder einmal hat es sich erschreckend gezeigt, dass die Gesellschaft Tendenzen zur Rückkehr in die 50er Jahre erlebte. Mütter blieben zu Hause, um die Lücke zu füllen, die sich durch die fehlende Unterrichts- und Betreuungs- zeit auftat. Frauen verzichteten auf ihre Tätigkeit, weil sie häufig der geringverdienendere Elternteil sind. Alleinerziehende waren mehr denn je gefragt, den Spagat zwischen „Kinderbetreuung“ und „Unterhalt verdienen“ zu bewältigen. Ein veraltetes Rollenbild, das die Frauen auto- matisch schlechter stellt. Nach wie vor scheint es in großen Teilen der Bevölkerung selbstverständ- lich zu sein, dass Frauen einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen. Sie werden in der Lohnarbeit schlechter bezahlt. Und jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Ein Teufelskreis, der amWeltfrauentag in den Fokus rückt durch die geringeren Arbeitszeiten und der Gender-Pay-Gap, der Diffe- renz zwischen Frauenlöhnen und Männerlöhnen, droht Frauen häufiger die Altersarmut, während sich in den Chefetagen wenig Veränderungen abzeichnen. Darüber hinaus ist derWeltfrauentag auch ein Tag, um für die internatio- nalen Frauenrechte auf die Straßen zu gehen. Zwangsprostitution, kein Recht auf Bildung, Zwangsheirat, Beschneidung oder Opfer von Menschenhandel. Die Welt hält erschreckend viele gelebte, kulturelle Beispiele unterdrückter Frauenfiguren bereit. Es lohnt sich also, den 8. März als Mahnmal und als Tag zumNachdenken zu betrachten. Sich seine eigene Meinung zu bilden und diese zu vertre- ten, Frauen zu unterstützen, mutig zu sein und Wut zu zeigen, eigene Entscheidungen zu treffen sowie tolerant und offenzubleiben. Das meier Magazin wird in den kommenden Ausgaben Frauen aus der Region vorstellen, die ihren Beitrag zu mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung geleistet haben. i Frauen Mittelfranke n (nuernberg.de) Die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungs- und Frauen- beauftragten in Mittelfranken. Im öffentlichen Dienst arbeiten bundes- weit seit 1981 circa 1900 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in den Kommunalverwaltungen und setzen sich für die tatsächliche Gleichbe- rechtigung von Frauen und Männern ein. Der rechtliche Rahmen für ihre Aufgaben wird von Gleichstellungsgesetzen auf Bundes- und Länder- ebene vorgegeben. Auch in Mittelfranken finden Sie in vielen Regionen Ansprechpartnerin- nen und Ansprechpartner vor Ort, wir stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite. www.nuernberg.de/internet/frauen_in_mittelfranken/ Der Internationale Frauentag: Geschichte, Feiertag, Veranstaltungen | DGB www.dgb.de/schwerpunkt/internationaler-frauentag-weltfrauentag Internationaler Frauentag 2023: Das große Special | www.emotion.de www.emotion.de/leben-arbeit/internationaler-frauentag-2023 Anja Albrecht, meier Redaktion < Stadt Schwabach „Was tun?!“ Notfallkärtchen für Beratung und Hilfe bei häuslicher Gewalt und / oder sexueller Gewalt. Hier finden Frauen, Männer und Kinder Adressen und Telefonnummern von Beratungs- und Hilfs- einrichtungen in Schwabach und Umgebung, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Erhältlich ist das Kärtchen in der Gleichstellungsstelle im Rathaus, Königsplatz 1 oder unter: www.schwabach.de/gleichstellungsstelle/publikationen Andrea Lorenz <

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