meier Magazin - April 2024 / 25. Jhg.

meier® Magazin / Redaktion Vom Ferienkurs zum Studienwunsch Kunst war, seit sie denken kann, ihr Ding. Schon von klein auf konnte Josephin sich mit Malen stundenlang selbst beschäftigen, egal ob imKindergarten, imKunst- unterricht in der Schule, beim Essengehen mit Erwach- senen oder einfach ganz versunken beim Hören von Geschich- ten aus dem CD-Player. Die Welt der Farben, Stifte, Pinsel und Formen begleitet sie stets. Und das ist bis heute so geblieben. Mittlerweile ist aus dem kleinen Mädchen mit den langen Zöpfen und dem fröhlichen Lachen eine lie- benswerte junge Frau mit Stubbelfrisur und Tiefgang geworden. Josie hat kürzlich ihren 18. Geburtstag gefeiert und steht kurz vor dem Abi. Die meier Redaktion besucht sie im Atelier von Andreas Neunhöffer, der sie seit vielen Jahren künstlerisch und menschlich begleitet. Die beiden räumen gerade einträchtig am Ende des Kurses noch ein wenig die Blätter und Stifte zusammen, nachdem die kleineren Kinder von ihren Eltern abgeholt wurden. 12 Jahre schon ist Josie Teilnehmerin in den Trimestern der Jugend- kunstschule Akademie Faber-Castell und besucht dort regelmäßig freitags das Atelier in Fürth. „Die Nachmittage nach der Schule im Atelier von Andreas gehören zu meinem Leben dazu. Ich kann dort nach einer anstrengendenWoche abschalten, runterkommen und den Kopf freikriegen. Andreas und sein Atelier sind Teil meiner Familie geworden. Er ist ein wichtiger Ruhepol für mich, eine wertvolle Vertrauensperson und ich liebe die Freiheit, dort das machen zu können, was ich möchte. Andreas fördert mich in meinen Ideen, spornt mich an und lässt mich in Ruhe das ausprobieren, was mir in den Sinn kommt. Er ist ein guter Zuhörer, den ich sehr schätze. Auch als kleines Kind hatte ich nie Angst vor ihm, wie man sonst vielleicht in diesem Alter hin und wieder Angst vor anderen Erwachsenen hat, sondern ich habe mich in den Kursen immer von ihm verstanden und gut aufgehoben gefühlt. Freitags dort im Atelier anzukommen, den herrlich vertrauten Geruch nach Farben und Papier zu schnuppern und von lieben Menschen begrüßt zu werden, gibt mir Frieden und Stabilität,” schwärmt die Schülerin. Andreas Neunhöffer stimmt JosiesWorten zu. Er lernte Josie als kleines Mädchen am Ende der Kindergartenzeit kennen und konnte sie künst- lerisch und persönlich bis heute begleiten. Der gelernte Kunstschmied hat nach einem abgeschlossenen Grafik- studium Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg studiert und danach eine Weiterbildung zum Counselor für Kunst- und Gestalttherapie folgen lassen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt ihm schon immer am Herzen. Und er genießt es sehr, mit der Kunst leben zu können. Ob nun als freiberuflicher Kunstdozent an der Faber- Castell-Akademie oder als freischaffender Künstler. An Josie schätzt er besonders die Leichtigkeit in ihren Figuren und findet genial, wie sie ihre Ideen einfach so aufs Papier zaubert. Ihre Fröhlichkeit, ihre Empfindsamkeit und ihre direkte Art. Im Laufe der Jahre sind die beiden sich sehr ans Herz gewachsen. Neben den Freitagsterminen be- streiten sie auch immer wieder gemeinsam die ein oder andere Ferien- kunstwoche an der Akademie. Andreas als Dozent und Josie geht ihm als Assistentin zur Hand. Schnitzt Apfelstückchen, teilt Papier und Mittagsessen aus, spitzt Stifte, tröstet und ermutigt die kleinen Künstler in den Kursen, sich selbst auszuprobieren und ihre Ideen umzusetzen. „Wenn Josie dabei ist, kann ich sicher sein, dass sie die Truppe im Griff hat”, bestätigt Andreas Neunhöffer. „Josie ist, neben Friederike einemeiner langjährigsten Schülerinnen”. Den Kontakt mit den„Großen”möchte er weiterhin so wie bisher beibehalten. Da gibt es Christina, Nele und Anna, Henrik und Paul - und gelegentlich klappt ein Treffen mit allen, auch wenn einige von ihnen mittlerweile durch Studium oder Beruf in unterschiedlichen Regionen verstreut sind. Und auch Josie wird nicht mehr lange regelmäßig in Fürth vor Ort sein können. Nach dem Abi hat sie große Pläne. „Erst einmal möchte ich mir nach dem Prüfungsstress ein wenig von der Welt anschauen und reisen, aber ich will die Zeit auch für meine Mappen zur Bewerbung an den Universitäten um einen Kunststudiumsplatz nutzen.” Aktuell stehen die Hochschulen Mainz, Stuttgart und Hamburg auf ihrer Uni-Wunschliste und auch mindestens ein Semester im Ausland fasst sie ins Auge. Toll wäre es, wenn ich in dem Pausenjahr für einige Monate ein kleines Atelier in Bornholm mieten könnte, um dort meine Mappen zu finalisie- ren. Bornholm ist eine dänische Ostseeinsel, die berühmt für ihre Künstlerdichte ist. Die Mutter ihres Freundes Mael hat sie auf die Idee mit Bornholm gebracht. In den Sommerferien wird Josie 2 Wochen auf Bornholm Urlaub machen und dort herausfinden können, ob sich die Idee eines Mietateliers umsetzen lässt. „Josephin will Illustratorin werden” Im Rahmen des Abiturs ammusischen Labenwolf-Gymnasiummacht sie das Kunstadditum und begleitet ein äthiopisches Projekt, in dem ein Kinderbuch entsteht, mit eigens verfassten Geschichten und Illustra- tionen der beteiligten Schüler und Schülerinnen. Aktuell wird das fast fertige Spendenprojekt auch in der Landessprache Äthiopisch übersetzt und für die Jahresberichte der Schule hat Josie schon etliche Zeichnun- gen beitragen können. Neben dem Papier haben es ihr auch große Flächen angetan. Kürzlich erst wurde eine Auftragsarbeit – die Fassadenbemalung einer Pizzahütte – fertiggestellt; zu Hause versucht sie sich gekonnt an der Wandgestal- tung in einigen Räumen und auch für ein Theaterprojekt konnte sie Motive für Bühnenbilder liefern. In ihrem Instagram-Account zeigt Josie regelmäßig ihre Arbeiten und lässt dabei in ihre Seele blicken. Auf die Frage, ob denn die Kurse an der Jugendkunstschule nur etwas für talentierte, angehende Künstler/innen oder Kunststudierende sind, schüttelt Andreas Neunhöffer energisch den Kopf. Eine Teilnahme an den Trimestern bringt den Kindern viel mehr. Selbst etwas erschaffen zu können und die eigenen Ideen wachsen lassen und umzusetzen, das schenkt Zuversicht und Selbstvertrauen. Am Ende jedes Kurstermins präsentieren alle einzeln ihre Werke des Tages.„Das kostete am Anfang schon Mut und Überwindung”, erinnert sich Josephin. „Man lernt zuzuhören und der anderenWertschätzung und Respekt zu zeigen. Oft ist Toleranz gefragt”. „Da können sich die Kleinen von den Großen, aber auch die Großen von den Kleinen viel abschauen”, verrät Andreas Neunhöffer. Und auch er gibt an, sich immer wieder Inspiration und Anregungen von seinen kleinen, unvoreingenommenen Schülern zu holen. Er genießt es sehr, die Entwicklung jedes einzelnen Kindes erleben zu dürfen und weiß, dass der Bedarf an solchen Jugendprojekten enorm gestiegen ist. Bedauerlich findet er, dass sich nur wenige KollegInnen 76 junge redaktion – finde dein Feuer !

RkJQdWJsaXNoZXIy NDM5MDU=