Sa., 12.11.16 18 - 20:30 Uhr
»Das Kind tut Wunder wie der Frühling« – Texte, Musik, Bilder, Lieder
Musikalisch-literarische Begegnungen mit einem herausragenden Pädagogen und Menschen: Janusz Korczak
Am Samstag 12. November um 18.00 Uhr lädt der Waldorfschulverein zu einem außergewöhnlichen literarischen Konzert in die Freie Waldorfschule Wendelstein ein. Der jüdische Kinderarzt, Schriftsteller und Pädagoge Janusz Korczak (1878-1942) begleitete die Kinder seines jüdischen Waisenhauses Dom Sierot aus dem Warschauer Ghetto in die Gaskammern des Vernichtungslagers Treblinka. Er gilt als einer der bedeutendsten Reformpädagogen und glaubwürdigsten Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts.
Das »Ensemble Rubato« aus Altdorf lässt mit jiddischen Liedern, Klezmermusik und Texten von und über Janusz Korczak, die von Dekan Jörg Breu gelesen werden, das Leben und Werk dieser außergewöhnlichen Erzieherpersönlichkeit lebendig werden. Korczak, mit bürgerlichem Namen Henryk Goldszmit, wächst als Sohn eines assimilierten polnischen Juden und Rechtsanwalts in Warschau auf. Der Tod des Vaters bedeutet für die ganze Familie und den 17jährigen Henryk einen tiefen Einschnitt und sozialen Abstieg. Früh beginnt er unter dem Pseudonym Janusz Korczak literarisch zu arbeiten, studiert Medizin und erlebt als Militärarzt die Schrecken des Krieges.
1912 übernimmt er die Leitung des jüdischen Waisenhauses Dom Sierot, schreibt Kinderbücher, hält pädagogische Vorträge im Rundfunk und wird zum bekanntesten Pädagogen Polens. Seine "Pädagogik der Achtung" stellt konsequent das Recht des Kindes in den Mittelpunkt; seine tiefgründigen und provokativen Gedanken zur Rolle der Erwachsenen und zur Aufgabe der Erziehung beeinflussen bis heute nachhaltig die Pädagogik.
1940 muss sein Waisenhaus ins Ghetto umziehen. Unter schwierigsten Bedingungen versucht Korczak, "seinen" Kindern trotz widrigster Umstände und täglicher Bedrohungen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Das Angebot zur Flucht schlägt er aus, um bei den Kindern zu sein, als diese 1942 in die Gaskammern deportiert werden.
1972 wurde Korczak posthum der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen. Das »Ensemble Rubato« kommentiert und veranschaulicht Korczaks persönliche Biografie und das Leben jüdischer Kinder in Osteuropa kurz vor und während der Verfolgung durch die Nationalsozialisten mit jiddisch gesungenen Liedern, melancholischer und mitreißender Klezmermusik in ungewöhnlicher, fast „klassischer“ Besetzung und beeindruckenden Fotos. Die ausgewählten Texte geben Einblicke in Korczaks pädagogisches Denken und Handeln und stoßen zum Nachdenken darüber an, was seine Pädagogik uns heute zu sagen hat.