Do., 06.01.22
Wer Vögel liebt, zählt mit
Bayerns Wintervögel wieder zählen und melden – LBV ruft vom 6. bis zum 9. Januar zur 17. „Stunde der Wintervögel“ auf.
Bald heißt es wieder rausgeschaut und mitgezählt. Vom 6. bis zum 9. Januar 2022 laden der bayerische Naturschutzverband LBV und sein bundesweiter Partner NABU, wieder zu Deutschlands größter bürgerwissenschaftlicher Mitmachaktion ein, der „Stunde der Wintervögel“. Bayerische Vogelfreund*innen sind bereits zum 17. Mal dazu aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel im Garten oder am Balkon zu beobachten und dem LBV zu melden. „Wer sich die Zeit nimmt, die Vögel vor dem Fenster zu zählen, hilft uns eine detaillierte Momentaufnahme der Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern zu erhalten“, sagt LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. „Über die Jahre zeigen die Daten, dass die Anzahl der Vögel in den bayerischen Gärten kontinuierlich abnimmt.“ Dieser negative Trend spiegelt den Zustand der Vogelwelt in ganz Europa wider, wie eine unlängst veröffentlichte Studie zeigt. Die Ergebnisse von Burns et al zeigen, dass der Haussperling europaweit den größten Verlust erfahren hat. Obwohl er in den letzten drei Jahren bei der Zählaktion in Bayern stets den Spitzenplatz belegt hat, bereit er den Naturschützer*innen große Sorge. Mit Spannung wird daher das Zählwochenende im Januar erwartet und wie viele Spatzen sich noch in den bayerischen Hecken tummeln.
Die bayerische Vogelwelt ändert sich mit den Jahreszeiten. Heimische Zugvögel, wie Mehl- und Rauchschwalbe, ziehen im Spätsommer in den Süden, während im Winter Gäste aus dem Norden, wie Bergfink und Erlenzeisig, nach Bayern kommen. „Die Dynamik in der Vogelwelt und damit auch die winterliche Vogelvielfalt Bayerns hängt stark mit regionalen, aber auch globalen Einflüssen und Ereignissen zusammen“, erklärt Angelika Nelson. „Das aktuelle Futterangebot im nordischen Brutgebiet, die Witterung wie auch der Bruterfolg des vergangenen Jahres spielen beispielsweise eine Rolle.“ In manchen Jahren kommt es zu regelrechten Invasionen von Seidenschwänzen oder Eichelhähern.
Einige Zugvögel, die nur kurze Strecken bis in das Mittelmeergebiet fliegen, bleiben aufgrund der letzten milden Winter immer häufiger ganzjährig in Bayern. Daher sind auch in der kalten Jahreszeit öfter Hausrotschwanz und Zilpzalp im Garten zu beobachten. Vogelarten, die das ganze Jahr über in Bayern leben, wie Blau- und Kohlmeise, bekommen im Winter häufig Verstärkung von nordischen Artgenossen. Bei anderen Standvögeln, wie Haus- und Feldsperling, ziehen oft Vertreter ihrer Art aus dem ländlichen Umfeld in den Siedlungsraum. „Die Vogelbeobachtung ist jedes Jahr wieder spannend, denn man weiß nie, welcher ferne Gastvogel heuer an die Futterstelle im Garten fliegt“, freut sich Angelika Nelson auf die Zählaktion. „Bei der Stunde der Wintervögel kann jede und jeder, der Freude an den gefiederten Gästen hat, mitmachen. Die Aktion ist eine gute Möglichkeit, die Artenvielfalt im Garten kennenzulernen und neben den wohlbekannten Jahresvögeln auch neue, nördliche Arten zu entdecken.“
Bei der vergangenen großen Vogelzählung im Januar 2021 beteiligten sich über 40.000 Menschen in Bayern. Insgesamt gingen Meldungen aus fast 30.000 Gärten und Parks ein. Der Haussperling ergatterte den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Bayerns Gärten, Feldsperling und Kohlmeise folgten auf Platz zwei und drei.
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