meier Magazin - Dezember 2019 / 20 Jhg.

82 Immobilien Bausparkasse Schwäbisch Hall Große Freiheit auf kleinem Raum? Für und Wider des Wohntrends Tiny House Minimalismus und ein nachhaltiger Lebensstil finden immer mehr Anhänger. Die konsequenteste Form des reduziertenWohnens ist das Tiny House. Kathrin Milich von der Bausparkasse Schwäbisch Hall nennt Vor- und Nachteile des Lebens auf weniger als 40 Quadratmetern. Knapper Wohnraum, hohe Quadratmeterpreise – gerade in den Großstädten suchen viele Menschen nach alternativen Wohnformen. Das Tiny House bietet ihnen, was sie brauchen: Kochstelle, Bad und Schlafplatz. Städte wie Dortmund und Hannover planen ganzeMinihaus-Siedlungen. Dabei bedeutet der Trend zur freiwilligen Reduktion nicht unbe- dingt, dass man sich finanziell einschränkt. Denn die Minihäuser gibt es in allen Varianten: vom mobilen Holzhäuschen auf dem Anhänger für den kleinen Geldbeutel bis zum technisch komplett vernetzten 2-Personen-Wohnmodul, das Besitzer individuell planen und aufstellen lassen können. „Das Tiny House ist vor allem ein Ausdruck von Minimalismus“, weiß Schwäbisch Hall-Expertin Kathrin Milich. „Auch beim Wohnen wollen viele Menschen Ballast abwerfen und sich auf das für sie Wesentliche konzentrieren.“ Vorteile: Nachhaltig und mobil Für viele ist der Klimaschutz ein wichtiges Argu- ment für das Minihaus: Der persönliche ökologische Fußabdruck hängt stark von der genutztenWohn- fläche ab. Denn je kleiner der Raum, desto weniger Baumaterial wird verbraucht und desto weniger muss geheizt werden. Autarke Minihäuser mit Solarmodul, Photovoltaikanlage und Regenwas- serbehälter sind besonders klimaschonend. Wer nachhaltig bauenwill, findet Modelle aus recyceltem oder nachwachsendem Material. Attraktiv ist das Tiny House außerdem für alle, die nicht für immer amgleichen Ort wohnen wollen oder können, zum Beispiel für Berufs-Nomaden. Sie wählen ein Mini- haus, das auf einen Anhänger passt und ziehen ihre Immobilie schnell und einfach mit um. Nachteile: Mal ineffizient, mal unflexibel Wie ökologisch das Minihaus aber tatsächlich ist, hängt vomModell ab. So geht die Mobilität zu Las- ten der Energieeffizienz: Ein transportables Modell darf nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen – das schränkt dieMöglichkeiten zurWärmedämmung ein. Und: Zu einem Energieausweis sind Hersteller erst ab 50 Quadratmetern Wohnfläche verpflichtet. Hinzu kommt, dass ein Tiny House sich kaum umbauen lässt, wenn sich die Lebenssituation ändert. Wächst die Familie, fehlt zum Beispiel der Platz fürs Kinderbett. Die meist höher gelegenen Schlafplätze sind nicht barrierefrei. Außerdem ist der Stauraum begrenzt: „Mit zu viel persönlichem Besitz sollte man nicht ins Häuschen einziehen“, so Milich. Ob ein Tiny House im Alltag das Richtige ist, lässt sich imUrlaub zur Miete erproben. Wer sich dauer- haft fürs Wohnen im Minihaus entscheidet, findet eine breite Auswahl an Modellen. Allerdings setzt das deutsche Recht der Freiheit Grenzen: Auf der Straße gelten für mobile Häuser die Zulas- sungspflichten eines Campingwagens. Als fester Wohnsitz benötigt einTiny House wie jedes andere Haus eine Baugenehmigung und die entsprechen- den Anschlüsse an Strom, Wasser und Abwasser. Diese Voraussetzungen sollten unbedingt abge- klärt werden. < Tiny Houses zeichnen sich oft durch ihr modernes Design aus. © coodo by LTG Lofts to go | Arnt Haug) Fünf Fragen, die vor dem Erwerb eines Minihauses geklärt sein müssen: 1. Erlaubt der Flächennutzungsplan dauerhaftes Wohnen auf dem ausgewählten Grundstück? 2. Sieht die Landesbauordnung Mindestmaße vor, etwa für Raumhöhe oder Grundfläche? 3. Kann eine Bauvoranfrage klären, ob ein Minihaus auf dem ausgewählten Grundstück erlaubt ist? 4. Ist klar, wer den Bauantrag stellen kann, zum Beispiel der Architekt? 5. Stimmen die Nachbarn dem Bauvorhaben zu?

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