meier Magazin - Oktober 2022 / 23. Jhg.

64 : : Naturschutz : : Energiewende : : Artenschutz : : Nachhaltigkeit : : Klimaschutz Bürgerinitiative Röthenbach b. St. W. - Reichswald-bleibt Bahn untersucht Muna! BI im Waldcamp Die Bürgerinitiativen rüsten sich für den Ernstfall, noch mit einem legalen informativen und unterhaltsamenWaldcamp. Neben an bereitet die Bahn Bodenuntersuchneungen vor. Die Form eines zweitägigen Camps mit vielseitigem Programm, in dem sich alles um denWald drehte, wurde gewählt, umTeilnehmern und Be- suchern die Gelegenheit zum Verweilen, Austausch, Kennenlernen, als Informationsbörse und zum Ausbau der Netzwerke zu geben. Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer an der geführten Fahrradtour durch den geplanten Standort Jägersee, insbesondere der riesige Flächenfraß, der damit verbunden wäre, sorgte für nachdenkliche Gesichter. Ebenso informativ wie überraschend, wie vielfältig der Wald ist und welche (essbaren) Pflanzen in ihm wachsen. Das wurde in einer Kräuterwanderung mit Pia Hoffmann gezeigt. Und wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit, bei einer abendlichen Fledermaus-Füh- rung etwas von diesen faszinierenden Tieren und ihrer Bedeutung für den Wald zu erfahren? Neben verschieden Info-Ständen zumThema„Wald”und zum geplanten ICE-Werk gab es verschiedene kurze Vorträge. Andreas Teichert von der Bürgerinitiative„Reichswald bleibt” zeigte sich verwundert über das Kommunikationsverhalten der Stadt Nürnberg. Zwar solle oder könne das Werk unbedingt her, aber halt auf keinen Fall in das Stadtgebiet und daher müsse es nach Feucht/Wendelstein/Harr- lach. Welche konkreten Standortvorteile damit verbunden wären, bleibt aber unklar und Gesprächsbedarf gebe es keinen, weil das Projekt ja die Stadt Nürnberg nicht direkt beträfe. (Zur Erinnerung: Es waren Verant- wortliche aus Nürnberg und niemand aus den Landkreisen Nürnberger Land oder Roth bzw. den Gemeinden Feucht und Wendelstein, die in spontaner Begeisterung das Werk„haben“ wollten!) Unverständlicherweise werden die ökologischen Folgen und die damit verbundene deutlich spürbare Verschlechterung der Lebensbedingun- gen eben nicht nur für die Bewohner der angrenzenden Gemeinden sondern auch für Nürnberg, ausgeblendet: Verschlechterung der Luft- qualität, steigende Temperaturen und die zunehmende Trockenheit wegen der gestörtenWasserspeicherfunktion desWaldes. Es drängt sich der Eindruck auf, die Stadtoberen wären der Meinung, sie hätten sich des Problems elegant entledigt und damit verbundene Risiken würden sich quasi in Luft auflösen. Welch eine Fehleinschätzung! Verena Masopust von der Bürgerinitative Harrlach zeigte auf, welche dramatische Folgen mit einem ICE-Werk in Harrlach verbunden wären. Die Trinkwasserversorgung mehrerer Gemeinden imUmkreis wäre stark gefährdet, besonders die der Stadt Fürth, die einen großen Anteil von hier bezieht. DasWasser aus demWald bei Harrlach ist außerdem beson- ders natriumarm und kommt fast in Mineralwasserqualität aus dem Boden! Das wäre bei Verschmutzung durch das ICE-Werk mit metalli- schem Schienenabrieb, Schmiermitteln, Glyphosat und anderen Schad- stoffen gefährdet. Darüber hinaus wäre der Brauchwasserbedarf des ICE-Werks bei realistischer Berechnung sehr viel höher, als von der Bahn angegeben. Es ist unsicher, ob dieser Bedarf zusätzlich überhaupt zur Verfügung gestellt werden kann. Auch hier würde ein ICE-Werk deutlich mehr Schaden anrichten, als Nutzen stiften. Die Natur zu bewahren, dafür setzen sich auch Greenpeace und Extinction Rebellion ein, BUND Naturschutz Nürnberg, der Bürgerinitia- tiven aus Fischbach/Altenfurt, Pfeifferhütte/Schwarzenbruck sowie Burgthann waren ebenfalls Teilnehmern des Camps. Es sind also nicht mehr nur vereinzelte Bürgerinitiativen, die losgelöst voneinander für ihre Sache eintreten. Das Netzwerk wird größer und stärker. Die Erkenntnis der beiden Tage lässt sich zusammenfassen in zwei Sätzen:„Die Zeche zahlen unsere Kinder“„Wir breiten uns vor – denWald als unser aller Lebensgrundlage lassen wir uns nicht nehmen” Die Bürgermeister und Grüne Gemeinderäte der angrenzenden Markt- gemeinden waren ebenfalls vor Ort. Jörg Kotzur (Feucht) informierte sich über den Munawald. Ein Film der im Waldcamp gezeigt wurde, ließ durch Bilder und Videos vom Boden und aus der Luft erkennen, dass der Munawald ökologisch extremwichtig ist. Dieser Mischwald ist ein intak- tes Ökosystem und trotz des „Giftgasbunkers“ wertvoll für Mensch und Tier. Werner Langhans (Wendelstein) informierte über beide Gespräche am„runden Tisch“ mit der Bahn. Auf dem Programm standen ebenfalls wieder ein Waldspaziergang mit Dipl.-Biologe Sebastian Haas und eine Kräuterwanderung mit Brigitte Reischle. Albrecht Röttger BN informierte über die Möglichkeit das ICE-Werk im Hafen zu bauen. Sein Plan wurde auch von der Bahn als technisch mach- bar bestätigt. Leider wurde dieser Vorschlag, der für die Menschen, Tiere und Umwelt ideal wäre, vom Nürnberger Stadtrat und der Hafenverwal- tung abgelehnt. Man hat sich mit diesemwohl gar nicht ernsthaft ausei- nandergesetzt. Ulrike Müller-Telschow, Delegierte im Vorstand des Bund Naturschutz Bayern, lud zur Veranstaltung„Alternatives Erntedankfest“ ein. Hier wird ein Bürgerbegehren gestartet, mit dem Ziel, den Flächenfraß zu stoppen. Es ist wichtig und sinnvoll, dass sich viele kleinere Bürgerinitiativen ge- genseitig unterstützen. Gemeinsam für die Umwelt zu kämpfen, sorgt für mehr Gehör bei der Politik und bei den Menschen. Der Vortrag von Prof.-Dr. Erwin Hussendörfer ließ die Zuhörer still werden. Man lauschte den Informationen des Waldexperten, der an der Hoch- schule Weihenstephan-Triesdorf doziert. Die wesentlichen Kernaussagen waren, dass dieserWald gerade für Nürn- berg eine extrem wichtige Aufgabe erfüllt. Er kühlt die Stadt an heißen Tagen. Und von diesen Hochtemperatursommern kommen in den nächs- ten 10 bis 20 Jahren noch erheblich mehr auf uns zu. Waldverlust würde die Stadt Nürnberg erwärmen und es verändert sich die Thermik (Kühle Luft fließt nicht mehr in das Stadtinnere). Unsere Kinder und Enkel müssen dann mit Temperaturen von 40° C und mehr rechnen. Dies sind wir in unseren Breitengraden nicht gewöhnt. Städte könnten dadurch u. U. nicht mehr bewohnbar sein. Soziale Spannungen sind vorprogram- miert. Der Wald muss daher erhalten werden. Und zwar in seiner Gänze. Ein Waldökosystem leidet auch bei kleinen Eingriffen, es geht um jeden einzelnen Baum. Man muss daher für das ICE-Werk einen besser geeig- neten Standort finden. Bevorzugt eine Fläche, die bereits versiegelt ist und für die kein Baum gefällt werden muss. Prof.-Dr. Hussendörfer übte auch Kritik an den Ausgleichsflächen. Man müsste die 40fache Fläche aufforsten, um den gleichen Effekt wie bei diesem intaktenWald zu erreichen. Diese Flächen sind aber für einen Ausgleich nicht vorhanden. Ausgleichsflächen werden somit wie ein „Ablasshandel“ betrieben. Beim Klettern © Reichswald bleibt e.V.

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