meier Magazin - Oktober 2022 / 23. Jhg.

70 meier® Magazin / Redaktion Der Stille unter den Feiertagen Zur Ruhe kommen, sich auf Vergangenes besinnen - zu Allerheiligen gedenken wir nicht nur der kirchlichen Heiligen, sondern es ist ein Tag für die Seele, ein Tag, um sich gern an Vergangenes zu erinnern. Bereits seit dem 8. Jahrhundert begeht die katholische Kirche „Allerheiligen” am 1. November - einen festlichen Gedenktag, der den Heiligen gewidmet ist, tatsächlich auch ein Gedenktag für Märtyrer. Für viele von uns eine sehr fremde Vorstellung, einen Menschen zu huldigen, der vor vielen hundert Jahren besondere Taten vollbracht hat oder sich für seinen Glauben meist unter Schmerzen und Verzicht opferte. Wie passt so etwas in unsere moderneWelt? Wir fragen nach bei Michael Kneißl, dem leitenden Seelsorger im Pfarrverband „brücken-schlag” in Rednitzhembach, Schwanstetten und Wendelstein. Was passiert denn eigentlich an Allerheiligen, was feiern wir denn da wirklich? Pfarrer Kneißl verrät uns sein Verständnis zu diesem besonderen Tag. Allerheiligen, das war damals für die kleinen Leute im Volk gedacht, denn mit den Erzählungen über bedeutende Personen und Figuren konnten in den Köpfen Bilder entstehen und so Zutrauen, Zuversicht, der Glaube an das Gute und das Vertrauen auf Gott wachsen. Die Heiligen waren Leitbilder, gute Menschen, zu welchen man auf- schauen konnte, an welchen man sich orientieren durfte. Daran lohnte es sich festzuhalten. Für Michael Kneißl ist Allerheiligen heute aber weitaus mehr. In den Gottesdiensten zu Allerheiligen spricht er natürlich mit seinen Gemeinden immer wieder über gute Taten und große Name wie Mutter Theresa, Franz von Assisi oder Hildegard von Bingen, aber noch viel mehr möchte er die Menschen anregen, über ihre eigenen „Heiligen” nachzudenken. Eigene„Heilige”? Jeder - da ist sich Michael Kneißl sicher - hat seine eigenen persönli- chen Vorbilder. Menschen, die einem nahe stehen, Menschen, die einem mit ihrem Tun einen guten Weg bereitet haben oder die den einzelnen persönlich auf seinem Lebensweg fördern und positiv beeinflussen konnten - sei es nun im privaten oder beruflichen Umfeld. Angefangen bei den eigenen Eltern und Großeltern, Geschwistern hin zu Freunden, Bekannten, Klassenkameraden, Lehrern, Kollegen, Vorgesetzten oder Personen des öffentlichen Lebens. Und dann ist Allerheiligen wieder ganz nah So können wir diesen Feiertag an einem meist grauen, nass-kalten ersten Novembertag plötzlich ganz anders, ganz warm erleben. Wir denken an schöne Geschichten, die unser Leben begleitet und geprägt haben. Denken an Menschen, die den Weg mit uns gehen, die wir bewundern, nach deren Vorbild wir unser Tun im Guten ausrichten können.

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