Glanz und Elend der Markgrafen-Zeit wird deutlich
Fu?hrung am Sonntag, 6. September, 14 Uhr
„Glanz und Elend“ lautet das Thema der offenen Stadtfu?hrung am Sonntag, 6. September, die um 14 Uhr am Rathaus startet. Stadtrundgangsleiter Gu?nter Lukas erzählt im Rokoko-Kostu?m u?ber Schwabach und die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach im 18. Jahrhundert.
Seine Verkleidung ist dabei nicht nur Staffage, sondern veranschaulicht Glanz und Elend dieser Zeit. Denn die prächtige Inszenierung der Macht durch Schmuck und teure Stoffe steht in krassem Gegensatz zu dem Versuch, mit dem Spitzenbesatz der Hemden und mit der Peru?cke die Spuren der Syphilis zu kaschieren, die damals in weiten Kreisen des Adels grassierte.
Die amourösen Vorlieben des Wilden Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich, der seinen wenig schmeichelhaften Beinamen erst Ende des 19. Jahrhunderts erhielt, unterschieden ihn von seinen Standesgenossen und auch von seinem Sohn: Dieser brachte seine Mätressen aus Frankreich oder England mit, Carl Wilhelm Friedrich fu?hrte mit einer jungen Frau aus dem Volk eine fast bu?rgerliche Neben-Ehe. Wenn er nach Schwabach kam, u?bernachtete er in der Fu?rstenherberge und seine Nebenfrau im Goldenen Stern. Währenddessen saß seine rechtmäßige Gemahlin, immerhin eine veritable Königstochter aus Preußen, einsam in ihrem Schloss in Unterschwaningen.
Zu seiner Zeit wurde auch das ehemalige Zucht- und Arbeitshaus – das spätere und gerade frisch renovierte Deutsche Gymnasium – beim ehemaligen Zöllnertor erbaut. Es erinnert an die Massenarmut und das Bettelwesen dieser Epoche. Ehemalige Insassen dieser Anstalt haben als Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mitgekämpft, weil sie Markgraf Alexander, der Sohn des „Wilden Markgrafen“, an die Engländer vermietet hatte. Auch das ist einer der dunklen Flecken in der markgräflichen Geschichte, deren Spuren der Stadtrundgangsleiter im Rokoko-Kostu?m nachzuzeichnen versucht.