Mo., 15.10.18 19:30 - 22 Uhr
Wie werden wir in Zukunft leben?
Der Referent Dr. Henning Schirner, Nürnberg wird die gewaltigen Umbrüche in der Bevölkerung schildern und den damit verbundenen enormen Herausforderungen für Stadtentwicklung und Infrastruktur.
Zunächst ein kurzer Rückblick in die Geschichte: Seit einer Million Jahren gibt es den „Homo erectus“, den aufrecht gehenden Menschen. Die Sesshaftwerdung des Menschen und damit einhergehend der Bau von Siedlungen, Dörfern und stadtähnlichen Zentren hat vor gerade einmal 10.000 Jahren begonnen.
Damals lebten etwa 300 Millionen Menschen auf der Erde, heute sind es 7,5 Milliarden. Und in den nächsten 30 Jahren werden noch einmal mindestens 2,5 Milliarden dazukommen. Diese Bevölkerungsexplosion ist mit einer globalen Verstädterung einhergegangen.
Im Jahr 1900 lebten 13 Prozent der 1,65 Milliarden Menschen in Städten, heute leben weltweit über die Hälfte der Menschheit in Städten, in Europa sind es 74 Prozent, in Nord- und Südamerika 80 Prozent und mehr. Problematisch ist nicht nur die absolute Zunahme der Weltbevölkerung, sondern die regionale Ungleichheit: Das globale Wachstum der Weltbevölkerung zeigt sich vor allem in den weniger entwickelten Ländern in Afrika und Asien und hier wird auch die stärkste Urbanisierung stattfinden.
Die Megacities in der Welt mit vielen Millionen Einwohnern stehen vor großen Problemen und Aufgaben in der Zukunft (Slums, Verkehrschaos, Wasserstress, Smog, Umweltzerstörungen)
Diese Dynamik kennen wir auch aus unserer eigenen Geschichte. Vor 200 Jahren hatte Nürnberg 25.000 Einwohner, 1900 waren es 333.000 und heute sind es 530.000. Diese Entwicklung führte zu gewaltigen Umbrüchen in der Bevölkerung und zu enormen Herausforderungen für die Stadtentwicklung und die Infrastruktur.
Dies ist in Europa und Deutschland weitgehend bewältigt worden. Aber: Vor dem Hintergrund der globalen Vernetzung, der internationalen wirtschaftlichen, politischen und umweltbezogenen Entwicklungen stehen die Städte erneut vor großen Zukunftsaufgaben. Stichwörter sind u.a. Digitalisierung, leistungsfähige Verkehrsnetze, Wohnen und Umwelt.
Stadtplaner und Architekten sehen „Smart cities“ und „Smart homes“ als intelligente, digitalisierte und vernetzte Stadt der Zukunft an. Smart cities als Retortenstädte vom Reißbrett werden heute vor allem in China, Südkorea oder in arabischen Staaten geplant und gebaut. Aber auch in Europa und in Deutschland gibt es smarte Modellprojekte in den Bereichen der technischen Infrastruktur von Gebäuden, Dienstleistungen, Mobilität, Umwelt und Energie. Dies wird anhand von aktuellen Beispielen mit kritischen Anmerkungen zu damit verbundenen Sicherheitsproblemen gezeigt.
Sind solche Entwicklungen auch für unsere eigene Zukunft hier im Nürnberger Raum denkbar oder schon teilweise umgesetzt? Verglichen mit anderen Großstädten hinkt Nürnberg bei intelligenten Verkehrsplanungen (Carsharing, Vernetzung der verschiedenen Verkehrssysteme usw.) oder bei ressourceneffizienten Bauvorhaben (z.B. Plus-Energiehäuser) deutlich hinterher.
Angesichts der Zukunftsziele in der Metropolregion, der steigenden Pendlerzahlen, des wachsenden Wohnungsbedarfs und der Bewältigung von Klima- und Umweltproblemen sind weitere Anstrengungen erforderlich. Hierzu werden konkrete Handlungsfelder vorgestellt. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Stadt-Umlandbeziehungen im Nürnberger Ballungsraum eingegangen und ein Blick auf die demografische, wirtschaftliche und verkehrspolitische Situation in den südlich angrenzenden Gebieten (WendelsteinEint, Landkreise Roth und Nürnberger Land usw.) geworfen.