meier Magazin - Juni 2023 / 24. Jhg.

35 Herpersdorfer Theaterblousn Die Herpersdorfer Theaterblousn hört auf Es hat sich seit einiger Zeit schon abgezeichnet, und nun ist es traurige Gewissheit geworden: Die im Nürnberger Süden und darüber hinaus so beliebte Herpersdorfer Theaterblousn stellt ihren Spielbetrieb nach 33 erfolgreichen Jahren ein. Wenn auch von allen Seiten großes Bedauern geäußert wird, so gibt es doch verschiedene Gründe für das Ende der Truppe, die so sehr in den Stadtteilen verankert war. Auch die Pandemie hat natürlich durch viele ungünstige Umstände dazu ge- holfen, dass ein normaler Probe- und Spielbetrieb nicht mehr möglich war. Aber das hat ja alle Vereine, Gruppen usw. getroffen und war somit nicht nur, aber auch unangenehme und unberechenbare Begleiterscheinung. Viele Vereine haben Nachwuchssorgen, und so war es auch für die Theaterleute immer schwerer, junge Menschen für das Theaterspielen zu begeistern. Der Hang von Jugendlichen zumVereinsleben ist überschaubar geworden, über- haupt wenn er – wie in der Theaterszene – mit Zeitaufwand, Texte lernen, proben und dgl. verbunden ist. Hauptgrund für die Auflösung der traditions- reichen Herpersdorfer Schauspielerfamilie aber ist die nun fehlende Spiel- stätte. Objektiv muss man zunächst den prosperierenden, also den sich stark ent- wickelnden Nürnberger Südwesten betrachten. Die Ortsteile Worzeldorf, Herpersdorf, Weiherhaus, Gaulnhofen, Eichenlöhlein, Roter Bühl, aber auch Kornburg haben sich einwohnermäßig stark entwickelt, nicht aber die sozia- len Einrichtungen. Seit über 20 Jahren fehlt hier ein Veranstaltungssaal für die Bevölkerung, für die Gesellschaftsvereine, für die Bürgervereine und andere Institutionen. Auch die Theaterblousn bemängelte dies seit langem bei den Verantwortlichen der Stadtverwaltung. Subjektiv betrachtet kommt man automatisch zum eigentlichen aktuellen Problem. Die traditionell angestammte „Heimat-Lokalität“ für die Theaterblousn, die Gaststätte Meßthaler inWeiherhaus mit ihrem Saal, wurde umgebaut, und zwar so, dass ein Spielbetrieb für das Theater nicht mehr möglich war. Trotz vieler Gesprächstermine, Absprachen und Versprechen seitens desWirtes wurden vollendete Tatsachen geschaffen, die einen reibungslosen Spielbetrieb konsequent verhinderten. Das ist wirklich schade. Die Enttäuschung von HTB-Vorstand und den Aktiven war auch dementsprechend groß. Anstelle von flexibel zu bewegenden Raumteilern wurden fest fundamentierte Mauern und Säulen im Saal verankert, die Bühne wurde unbespielbar ver- kleinert und vorher vorhandene Räume für Garderobe und Aufenthalt hinter der Bühne für die Akteure sind nicht mehr nutzbar. So musste nach Fertig- stellung des Umbaues leider festgestellt werden: Ein ordentlicher, gewohnter Spielbetrieb ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich, wenn das auch absolut bedauerlich ist. Die nun gestartete, wirklich intensive Suche nach Ersatz blieb leider ohne Erfolg. Natürlich sollten ein paar Kriterien erfüllt werden, die wichtig sind. Das sind die Fragen nach dem Raum, also dem Saal, nach Künstlergardero- ben, nach Gastro-Betrieb, nach Parkplätzen, nach Probemöglichkeiten über das Jahr, nach Requisitenaufbewahrung usw. Ergebnis: Unsere Suche war leider erfolglos. Es gibt in unseren Ortsteilen keinerlei Möglichkeit mehr, Theater zu spielen. Das ist traurig, aber es ist wahr. Bei der kürzlich stattge- fundenen Jahreshauptversammlung der HTB blieb also dem erstenVorstand Heiner Schmidt zusammen mit seinen beiden Vorstandskollegen Thomas Weihberger und Harald Rößner nur noch die traurige Pflicht, die HTB aufzu- lösen. Aus rationalen Gründen die einzige Möglichkeit. Die emotionale Seite wurde dann aber doch noch ein bisschen aufgefangen. Langjährige gewach- sene Freundschaften, dazu derWunsch nach trotzdem zukünftigen gemein- samen Treffen, aber auch ein paar Nostalgie-Gedanken haben einen zukünf- tigen Plan entstehen lassen. Um die Gemeinschaft trotz allem am Leben zu erhalten, wurde gleich noch die Idee eines„Theaterblousn-Stammtisch“ ohne Spielbetrieb entworfen. Mal sehen, was daraus wird. Heiner Schmidt, dem ersten Vorstand und Chef der Truppe, mitsamt allen Akteuren vor und hinter der Bühne, ist es nun wirklich wichtig, sich bei Ihnen, dem Publikum, zu bedanken. Und zwar bei den Menschen, die ab und zu in den Vorstellungen gesessen waren, gelacht und applaudiert haben. Vor allem aber bei den Stammgästen, die der HTB nicht nur Jahre, sondern z. T. Jahrzehnte die Treue gehalten haben. Für Sie und für Euch alle haben wir gerne gelernt, geprobt, gespielt und unser Publikum unterhalten und immer wieder zum Lachen gebracht. Wenn uns das gelungen ist, dann war der Zweck unserer Arbeit erfüllt. Und: Natürlich hat es uns auch Spaß gemacht. Viel Spaß sogar! Jetzt bleibt uns nur noch zu sagen: DANKE, danke für alles, bleiben Sie gesund, passen’s auf sich auf und denken Sie ab und zu mit Humor im Sinn an Ihre HERPERSDORFFER THEATERBLOUSN. Jürgen Leuchauer <

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