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Austausch von Natriumdampflampen gegen LED! Sinnfrei?

Wendelstein - In Teilen Wendelsteins wurden die orange leuchtenden Natriumdampflampen gegen LED-Lampen ausgetauscht. Seither gibt es hierzu unterschiedlichste Meinungsäußerungen. Das Spektrum reicht von: „Toll, endlich sieht man etwas im Straßenraum bis hin zu gruselig grell, ich werde nur geblendet“. Der Ortsverband BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ist den Argumenten nachgegangen.

  • LED in Röthenbach

    LED in Röthenbach
    © Ulrich Bauer

Schon beim Verbot der Glühlampe hat uns die Politik weismachen wollen, dass durch die Kompaktleuchtstofflampe (umgangssprachlich Energiesparlampe) Energie eingespart wird. Bei dem Wechsel der Straßenbeleuchtung hin zu LED ist es das selbe Argument. Aber Licht kann man nicht und sollte es vor allem nicht ausschließlich unter dem Aspekt der Energiekosteneinsparung betrachten.

Gesundheitlicher Aspekt von LED-Beleuchtung

Licht hat auch einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden, respektive „falsches“ Licht macht uns krank. Im Zeitraum von 2008 bis 2013 hat ein spanisches Forscherteam unter der Leitung von Dr. Alejandro Sánchez de Miguel untersucht, ob ein Zusammenhang von künstlichem Licht, das von außerhalb der Wohnung in den Schlafplatz eindringt und hormonbedingten Krebserkrankungen herzustellen ist.

Am Ende der Studie folgerte das Forscherteam:
„Nachtschichtarbeit, nächtliche Lichtbelastung und zirkadiane Störung können das Risiko hormonabhängiger Krebserkrankungen erhöhen.“ Vor allem der hohe Blauanteil von LED-Straßenbeleuchtung führt zu einer reduzierten Ausschüttung des Hormons Melatonin und zu einer Erhöhung des Serotoninspiegels. Licht mit hohem blauen, kurzwelligem Lichtspektrum stimuliert die Epiphyse (Zirbeldrüse) und die Hypophyse und führt zu Stressreaktionen. Dabei kann ein warm und rötlich wirkendes Licht trotzdem einen hohen, kurzwelligen Blauanteil aufweisen (der Anteil kurzwelligen Lichtes ist nur messtechnisch nachweisbar), denn die Hersteller mischen das Licht aus roten, grünen und blauen Spektren zu weißem Licht. Durch Beleuchtung mit dem blauem Licht der LED (dazu gehören auch unsere Smartphones sowie der Fernseher) wird die Melatonin- Serotonin-Produktion der Zirbeldrüse durcheinandergebracht. Der Schaf- Wachrhythmus (zirkadiane Rhythmus) ist nachhaltig gestört.

Auch die Hypophyse schüttet vermehrt Hormone aus:
Schilddrüsenhormone, Adrenalin und Noradrenalin (steigern den Blutdruck) und Cortisol (dämpft die Immunabwehr). Für die Beeinflussung des Hormonhaushaltes ist es unabhängig, ob die Augen geschlossen, oder offen sind. In Innenräumen kann man sich durch orange Filterbrillen bei Bildschirmnutzung (Computer, handy/tablet, Fernseher) schützen. Oder man kann statt LED und Energiesparlampen wieder auf die gute alte Glühfadenlampe (Glühbirne oder Halogenlampe) zurückgreifen.

Beim Einsatz von LEDs im Straßenraum hat man jedoch keinen Einfluss. Die amerikanische Ärztevereinigung (AMA) hat 2016 „Leitlinien für Gemeinden zur Auswahl von LED-Beleuchtungsoptionen zur Minimierung möglicher schädlicher Auswirkungen auf Mensch und Umwelt“ herausgegeben. In der Leitlinie wird auf die schlechtere Nachtblendung hingewiesen, den Einfluss von blau leuchtender LED auf Sehschärfe und damit auf die Gefährdung im Straßenverkehr sowie auch auf die Unterdrückung von Melatonin. Man geht davon aus, dass LED-Lampen einen fünffach größeren Einfluss auf den zirkadianen Schlafrhythmus haben als herkömmliche Straßenlampen.

Energetischer Aspekt von LED-Beleuchtung

Durch den Einsatz von LED-Lampen sollen die Energiekosten der Gemeinde reduziert werden, bzw. ein Beitrag geleistet werden um die CO2-Emmision zu reduzieren. Das BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) hat den Austausch der Straßenbeleuchtung der Stadt Straelen gefördert. Dort wird der Nachweis geführt, dass der jährliche Verbrauch einer LED-Lampe mit 4.000 Betriebsstunden bei 76 Kilowatt (kWh) liegt. Die bisherige Beleuchtung jedoch 352 Kilowatt (kWh) und weist damit nach, dass die LED mit 22% der Energie auskommt.
Ähnlich sind die Zahlen in Wendelstein. Bei dieser Betrachtung wird aber nur die Nutzungsphase vor der eigenen Haustür in Betracht gezogen. Um einen globalen Vorteil durch den Einsatz von LEDs in der Straßenbeleuchtung rechtfertigen zu können, muss der gesamte Lebenszyklus der LED betrachtet werden. Osram beziffert die Lebenszyklus-Emission nur auf 2% des Gesamtverbrauchs auf die Erzeugung von Licht. Ein US-Studie beziffert nur die Produktion schon mit 10%. Die großen Differenzen lassen sich auf die unterschiedliche Annahme der Leuchtdauer der LED zurückführen. Problematisch ist auch der Einsatz von Aluminium für den Kühlkörper, aber auch von seltene Erden (7% der Weltproduktion fließen in LED-Leuchtmittel) für die Elektronik.

Austausch der Straßenbeleuchtung ist Unsinn!?

Wenn man die Studie der Stadt Straelen heranzieht und auf Wendelstein umrechnet, wird schnell klar, dass es nicht sinnvoll ist die bestehenden Natriumdampflampen gegen LED-Lampen auszutauschen. Die in Wendelstein eingesetzte Natriumdampflampe hat einen Verbrauch von 70Wh und die neu eingesetzte LED 22Wh. Die LED verbraucht nur 2/3 des Stroms wie die Natriumdampflampe. Wenn man 4.000h Betriebsstunden ansetzt beträgt die Ersparnis 192 kWh. Nicht berücksichtigt ist hierbei, dass in Wendelstein nachts die Natriumdampflampe auf 80% Leistung gedimmt wird. Bei einer CO2 Emission von 0,527kg CO2/kWh (CO2-Emmisionsfaktor für Strommix 2016) spart die LED-Straßenlampe 25g CO2 pro Betriebsstunde. Der EU-Vorgabewert für die Emission von Autos (PKW) liegt bei 140g CO2/km. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine Betreibstunde einer LED-Straßenlampe so viel CO2 einspart wie 180 Meter Auto fahren. Oder wenn jeder Bürger Wendelsteins 99 km im Jahr weniger Auto fährt müsste keine der 2.200 (homepage Gemeindewerke) Natriumdampflampen ausgetauscht werden.

Damit wird klar, dass, wenn es um die Reduzierung von CO2 Emissionen geht, der Verkehr der deutlich bessere Hebel ist.  

Gesundheitsschutz wichtiger als Stromsparen!

Ob der Einsatz von LED in der Straßenbeleuchtung gerechtfertigt ist, wenn man die gesundheitlichen Gefahren gegen die Reduzierung der CO2 abwägt ist sowieso zu bezweifeln. Schade, dass unsere Gemeinde sich nicht ausreichend mit der Faktenlage beschäftig hat und ausschließlich Industrievertreter zu Wort hat kommen lassen.

Von: Ulrich Bauer / Dipl. Ing. (FH) Architekt und Baubiologe, Donnerstag, 17. Mai 2018 - Aktualisiert am Dienstag, 29. Mai 2018
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Bündnis 90 / Die Grünen - Ortsverband Wendelstein« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/gruene-wendelstein
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