Das Kalenderblatt August: Die Villa in Gsteinach …
Gsteinach - Die Villa in Gsteinach ist ein altes Gebäude (vormals eine Gärtnerei, das „Eichlerhaus“), das Anfang des letzten Jahrhunderts in den Besitz der Mühlenschläders überging.
Auf dem Bild (von ca. 1954) ist die Belegschaft der Reißerei/Spinnerei Mühlenschläder zu sehen. Später befand sich in dem Komplex mit Anbauten das Tapeten- und Teppichkontor. Bis dann vor einigen Jahren die Anbauten, in der inzwischen die Firma Simbeck ansässig war, in Flammen aufgingen.
Im Hauptgebäude der Villa waren ab Ende der 40er Jahre die Büros der Reißerei untergebracht. Oben befand sich die Wohnung. In der Reißerei wurden ballenweise Stoffe und Reste von Firmen verarbeitet. Chemische Weichmacher wurden zugesetzt, bis sie in Flocken zerlegt waren. Die schwere Arbeit in der Reißerei erledigten hauptsächlich die Männer der ca. 40 Angestellte umfassenden Belegschaft. Frauen arbeiteten überwiegend in der Spinnerei. Dort wurden die zerlegten Stoffreste auf den Spindeln großer Maschinen zu feiner Wolle/feinem Garn für Firmen versponnen. Manchmal fielen von der eigentlich neuwertigen Restware so große Stoffreste ab, dass die Frauen schon mal etwas zum Nähen mit nach Hause nehmen konnten.
Gearbeitet wurde in Früh- und Spätschicht von 6 – 23 Uhr. Nur nachts standen die Maschinen still. Halb Schwarzenbruck und Gsteinach hat wohl einst zumindest zeitweise dort gearbeitet. Neben dem Granitwerk und der Limonadenfabrik in nächster Nähe war die Reißerei ein wohnortnaher Arbeitsplatz, in dem es laut Aussagen von Mitarbeitern ein ausgesprochen gutes Betriebsklima gab. Betriebsausflüge wurden z.B. nach Iphofen zur Weinfahrt gemacht und einige Mitarbeiter konnten im Urlaub ins Haus der Mühlenschläders im Schwarzwald fahren.