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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Die Arbeit eines Wegemeisters im Fränkischen Albverein Schwabach

Schwabach, Landkreis Roth - Der Fränkische Albverein ist für ca. 9000 km Wanderwanderwege in Franken zuständig. Unsere Wegemeister pflegen und legen auch neue Wanderwege in Franken an.

  • Der Wegemeister unterwegs mit dem E-Bike

    Der Wegemeister unterwegs mit dem E-Bike
    © Walter Müller Pressewart FAV Schwabach

  • Arbeitsmaterial Wegemeister

    Arbeitsmaterial Wegemeister
    © Walter Müller Pressewart FAV Schwabach

  • Wanderwege im Landkreis Roth

    Wanderwege im Landkreis Roth
    © Walter Müller Pressewart FAV Schwabach

  • Montage neuer Wegweiser

    Montage neuer Wegweiser
    © Walter Müller Pressewart FAV Schwabach

  • Freischneiden und ausrichten der Wegweiser

    Freischneiden und ausrichten der Wegweiser
    © Walter Müller Pressewart FAV Schwabach

Auf dem besten Weg zu sein nützt nichts, wenn man orientierungslos ist!“ (unbek. Verfasser)
… wie gut, dass es die Wegemeister* gibt!

Liebe Wander- und Naturfreunde, liebe Leser vom meier Magazin,

mit Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahre 2020 mit all ihren begleitenden Einschränkungen ist Deutschland eine wahre Wandernation geworden, wenn man Statistiken Glauben schenken darf.

Laut der repräsentativen BTE Wanderstudie [2023] gehen 74 % aller Bundesbürger mindestens 1-3 Mal jährlich wandern. Eine wesentliche Erkenntnis hieraus ist auch die Tatsache, dass Wandern mittlerweile in allen Altersschichten Anhänger gefunden hat und sein ehemals etwas angestaubtes Image längst abgelegt hat. Ganz allgemein lässt sich aus dieser Untersuchung auch noch ableiten, dass kürzere bis mittellange Touren in moderatem Gelände am meisten Zuspruch finden. Je länger und anspruchsvoller eine Wanderung, desto weniger Anhänger üben dieses Hobby aus.

Eine weitere zentrale Aussage ist auch, dass trotz aller technischen Möglichkeiten im Zeitalter des Internets 46 % der Wanderer ohne jegliche Orientierungshilfe unterwegs sind, d.h. sie müssen sich ohne Karte völlig auf die Wegweisung an den Wegen verlassen können. Trotz aller Technisierung bleibt die klassische Wanderkarte – neben der Beschilderung – das wichtigste zusätzliche Orientierungsinstrument.

Eine Fragestellung dieser Untersuchung befasste sich darüberhinaus mit dem Thema „Beschilderungssystem“. Hieraus lautet eine ganz klare Aussage, dass 83 % der Befragten eine eindeutige Beschilderung mit Richtungsangabe, Entfernung und Wanderzeichen/-markierung fordern.

Genau an diesem Punkt möchte ich nun mit meinen Ausführungen anknüpfen. Wir alle freuen uns auf unseren Wanderungen, sei es nun hier vor der eigenen Haustür, oder auch in unbekanntem Terrain in weiter Ferne über eine möglichst perfekte Wanderinfrastruktur:
Parkplätze fürs Auto, Anreisemöglichkeiten mit dem ÖPNV, Orte von besonderem touristischem oder kulturellem Interesse, Einkehr- oder zumindest Rastmöglichkeiten, ein problemloser Wegeverlauf und – ja, ganz selbstverständlich: eine lückenlose, logische und gut gepflegte Wegemarkierung gehören heutzutage zu dem, was der Freizeittourist an Erwartungshaltung mitbringt!
Kaum jemand aber hat tatsächlich eine ernsthafte Vorstellung davon, wer, wie und unter welchen Umständen die Markierungszeichen anbringt und welcher Zusatzarbeiten es bedarf!

Das Zauberwort, das die Antworten auf all diese Fragen liefert, lautet: die Wegemeister
Wenn dieser Begriff zugegebenermaßen auch etwas mystisch klingt, so verstecken sich dahinter rund 200 Frauen und Männer, die – allesamt im freiwilligen, unbezahlten Ehrenamt tätig – im Einzugsgebiet des FAV mit größtem Engagement und Tatkraft sich einer einzigen Aufgabe verschrieben haben: der Allgemeinheit die Freude am Wandern und den Naturgenuss zu ermöglichen.

Neben den erwähnten Wegemeistern, die sich im weiträumigen Zuständigkeitsbereich des FAV rund um die nordbayerische Metropolregion Nürnberg-Fürth-Erlangen in der Natur um die Wanderinfrastruktur kümmern, beschäftigt der FAV noch 5 Wegemeister-Koordinatoren, 2 Kartendesigner und einen Kartenwart, die allesamt für die rund 9300 km markierten Wanderwege zuständig sind.

Ich möchte hier aber den Fokus ein wenig auf die Tätigkeit eines Wegemeisters lenken, von denen jeder in der Regel ein eigenes Revier zuständigkeitshalber eigenverantwortlich zu betreuen hat, das er/sie wie die eigene Westentasche kennt. Dessen Größe ist unabhängig von jeglichen verwaltungsrechtlichen oder politischen Grenzen, es orientiert sich hauptsächlich an geographischen Gegebenheiten und Zweckmäßigkeiten.

Ausgestattet mit allerlei Handwerkszeug und natürlich den Markierungszeichen für die im jeweiligen Revier verlaufenden FAV-Wanderwege, sind die Wegemeister die Handwerker, die die Wanderinfrastruktur im Allgemeinen in einem einwandfreien Zustand erhalten. Das ist wetterbedingt nur im Sommerhalbjahr möglich, zuweilen das Anbringen der Markierungszeichen mit allerhand „Wasserpanschen“ verbunden ist. Mit klammen, kalten Händen lässt sich das nicht erledigen.

Die Tätigkeiten eines Wegemeisters umfassen aber nicht alleine das Markieren von Wanderwegen, auch deren Instandhaltung, wie zum Beispiel das Begehbarmachen und -halten durch Zurückschneiden von Büschen und Bäumen. Dies kann natürlich nur bis zu einem gewissen Umfang selbst erfolgen, sobald hier schweres Gerät erforderlich ist, sind wir auf das Wohlwollen der Land- und Forstwirte angewiesen. Schweißtreibend und auch zeitintensiv ist das Aufgabenfeld allemal: je nach Beschaffenheit des Reviers erfordert alleine die Markierung eines einzigen Kilometers Wegstrecke durchaus weit über eine Stunde!
Mitunter hat unsere Tätigkeit aber auch eine administrative Komponente: wie beispielsweise aktuell in meinem Revier, verursacht durch den ausbaubedingten Abriss mehrerer Brückenbauwerke über oder unter der A 6. Oder auch aufgrund nicht mehr begehbarer oder schlichtweg nicht mehr vorhandener Wege muss mit verschiedensten Behörden (Gemeinde-/Stadtverwaltungen, AutobahnGmbH des Bundes, Straßenmeistereien u.ä.) kommuniziert werden.
Nicht immer nur von Harmonie geprägt ist die Zusammenarbeit mit Grundbesitzern im Agrarbereich, da hier manch einer nachteilige Auswirkungen durch den Wandertourismus auf seinen Grund und Boden befürchtet. Hier liegt es in erster Linie an uns, durch Gespräche zu überzeugen und das in Bayern gesetzlich verankerte Jedermannsrecht auf den Genuss der Naturschönheiten und auf die Erholung in der freien Natur bestmöglich geltend zu machen.

Gerade aber wegen solcher Auseinandersetzungen schätze ich persönlich an dieser Tätigkeit ganz besonders, dass man immer wieder mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch kommt und durchwegs sehr interessante Begegnungen hat: so erntete ich neulich in der heißen Wahlkampfphase beim Markieren in der Schwabacher Innenstadt zunächst misstrauische Blicke und zynische Worte eines Passanten, da dieser glaubte, ich würde illegale Wahlwerbung kleben. Manch andere wähnen hinter den bisweilen unbekannten Wanderzeichen sogenannte Gaunerzinken.

Wenn man dann jedoch die Bedeutung der Wanderwegemarkierung und die eigentliche Aufgabe eines Wegemeisters beschreibt, erfährt man durchwegs positive und überraschte Reaktionen, da ganz viele Mitmenschen einfach keine Vorstellung davon haben, was es mit den Wegemarkierungen auf sich hat, wer sie anbringt, welcher Aufwand damit verbunden ist etc.

Überhaupt überrascht es mich immer wieder, wie wenig bekannt der FAV mit seinem Aufgabengebiet überhaupt ist! Hier ist meines Erachtens noch ordentlich Luft nach oben vorhanden, unseren Verein bekannter zu machen, für dessen Ziele zu werben und selbst dafür einzustehen!

Eine Frage blieb bislang noch unbeantwortet: Wer ist eigentlich der Verfasser dieser Zeilen?
Mein Name ist Alexander Scheinpflug, 50 Jahre, zu Hause in Roßtal-Kleinweismannsdorf, im „echten Leben“ Polizeibeamter und bekleide seit rund 2 Jahren dieses leidlich unbekannte Ehrenamt innerhalb des FAV. Ich selbst bin zu diesem Amt seinerzeit übrigens durch eine Mängelmeldung an den FAV wegen eines unzureichend markierten Weges für just dieses Revier gekommen, welches ich nun betreue. Da das Wegemeisteramt in diesem Bereich verwaist war, wurde ich gefragt, ob ich nicht Interesse an diesem Ehrenamt habe. Nachdem ich mich sehr gerne aktiv in der Natur aufhalte und mich auch gerne für die Allgemeinheit engagiere, kam mir mein "Ja" nicht schwer über die Lippen!

Ich wünsche Euch einen goldenen Herbst mit hoffentlich noch jeder Menge wandervoller Genussmomente in unserer schönen Region. Über Begegnungen mit gut gelaunten und gesprächigen Wandergesellen – nicht nur in „meinem“ Revier Rohr – freue ich mich immer ganz besonders…

Euer
Alexander Scheinpflug,
Wegemeister im Revier Rohr

*zur besseren Lesbarkeit habe ich auf die gendergerechte Bezeichnung verzichtet, möchte aber gleichwohl darstellen, dass hierunter alle Geschlechter zu verstehen sind und es sehr wohl auch eine Vielzahl von Wegemeisterinnen im FAV gibt!

Quellen:
- Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Hrsg.), Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern, 2010
- Tourismus- und Regionalberatung, aktuelle Entwicklungen im Wandermarkt, 2023

Von: Walter Müller (Medien und Pressewart), Montag, 06. November 2023 - Aktualisiert am Montag, 11. Dezember 2023
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Fränkischer Albverein e.V. « finden Sie unter: www.meier-magazin.de/fav-schwabach

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