× Archiv der gedruckten Ausgaben Erscheinungstermine & Redaktionsschluss Auflage, Verbreitungsgebiet, Zustellung Artikel / Termine Einreichen Ansprechpartnerin Redaktion Mediadaten / Preisliste Ansprechpartner für Gewerbe Newsletter abonnieren
× Für Gewerbe Beratung anfordern Ansprechpartner für Gewerbe Ihre Werbung auf meier-magazin.de Kostenloser Brancheneintrag Newsletter abonnieren
Für alle Besucher*innen Erstanmeldung Kommentar schreiben Newsletter abonnieren Kleinanzeige einreichen
Infos für Vereinigungen Infos für Künstler*innen
Artikel & Termine einreichen Neu! Galerie
Ansprechpartnerin (Redaktion)

Die Pläne der Bahn für ein ICE Werk bei Nürnberg sind deutschlandweit ein negativer Präzedenzfall

Harrlach / Roth / Allersberg - In der Metropolregion Nürnberg wird an allen 9 potentiellen Standorten seit Monaten vehement gegen ein ICE Werk protestiert. Nun hat die Bahn bekannt gegeben, dass 6 Standorte aus „betrieblichen Gründen“ nicht in Frage kommen. Die große Erleichterung bei den ausgeschiedenen Standorten ist nachvollziehbar. Dies erhöht aber den Druck auf die verbleibenden drei Standorte, deren Bürger entsetzt sind, da diese Standorte ebenfalls völlig ungeeignet sind. Der Grund hierfür wird klar, wenn man das Projekt näher unter die Lupe nimmt. So zeigt eine eingehende Recherche, dass bisher alle Werke auf bahneigenem Gelände, und damit mitten in Industriegebieten, errichtet wurden. Das geplante Werk bei Nürnberg soll jedoch eines der größten Deutschlands werden, mit deutlich höheren Kapazitäten als fast alle bestehenden ICE Werke. Dies führt zu einem enormen Flächenbedarf von insgesamt 144ha. Deshalb soll das Werk mitten in unzerstörter Landschaft errichtet werden; das ist ein absolutes Novum und ignoriert völlig die Bedürfnisse von Mensch und Natur sowie die Gefahren des Klimawandels.

  • Demo bei Harrlach

    Demo bei Harrlach
    © © Isabell Christl

Die unglaubliche Größe des Investitionsvorhabens wird deutlich, wenn man z.B. für den potentiellen Standort Roth-Harrlach das geplante Werk auf der Karte ansieht (siehe Präsentation der Bahn zu den Bürgerdialogen Seite 19; https://www.ice-werk-nuernberg.de/dokumente.html). Winzig klein nimmt sich das Dorf gegen das übermächtige ICE-Gelände aus. Wir sprechen hier von einem gesamten Flächenbedarf inklusive Zu/Abfahrten und Gleisanlagen von ca. 144ha, der sich aus den Vorgaben der Bahn von 3,2 km Länge und 0,5 km Breite ergibt. Damit ist das geforderte Gelände erschreckenderweise halb so groß wie der Nürnberger Flughafen mit 281ha, und liegt dabei direkt neben dem kleinen Dorf Harrlach mitten im Wald. Der Nürnberger Stadtpark mit 19 ha hätte im Bahngelände sogar fast achtmal Platz!

Ursächlich für den geplanten Bau eines ICE-Werks dieser Größenordnung ist das ehrgeizige Wachstumsziel der Deutschen Bahn. Das Konzept „Starke Schiene“ sieht eine Verdoppelung der Sitzplätze im Fernverkehr und damit auch eine Verdoppelung der Zahl der Züge in der Zeitspanne von 2020 bis 2030 vor. Dem steht ein durchschnittliches Wachstum von lediglich 3,2 % in den Jahren von 2014 bis 2019 gegenüber. Selbstverständlich sind der Ausbau von Kapazitäten und die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene äußerst begrüßenswert, es fragt sich jedoch, ob diese erhofften Steigerungsraten realistisch sind.

In Erwartung dieses rasanten Wachstums will die Bahn hohe Wartungskapazitäten aufbauen. Das geplante Nürnberger Werk soll eine Kapazität für täglich 25 Zügen erhalten, während z.B. im Werk in Köln lediglich ca. 15 Züge gewartet werden – auf einer Fläche von lediglich 23ha! Eine detaillierte Recherche basierend auf öffentlich zugänglichen Daten ergibt, dass auch in allen anderen Werken Fläche und Wartungskapazität deutlich geringer sind als in dem bei Nürnberg geplanten. Eine Ausnahme macht nur Berlin mit einem extrem großen Bahngelände, nahezu ein Stadtteil für sich, und einer Wartungskapazität von ebenfalls 24 Zügen. Aber kann und will Nürnberg damit gleichziehen? Erst recht ein Dorf wie Harrlach?

Alle bisher erstellten, zumeist deutlich kleineren neun ICE-Werke wurden auf bereits vorhandenem Bahngelände errichtet. So soll auch für das neue Werk in Chemnitz Bahngelände genutzt werden. Dieses Vorhaben führt natürlich nicht zu Bürgerprotesten, da sich für die Bürger ja nichts Wesentliches ändert und am Standort kaum Wohnbebauung vorhanden ist.

Völlig anders liegt der Fall bei Nürnberg. Es überrascht wenig, dass es in der Metropolregion nahezu unmöglich ist, die gesuchte Freifläche von 144ha auf einem bestehenden Bahngebiet oder in einem bereits vorhandenen Industriegelände zu finden. Stattdessen sind potentiellen 9 Standorte mitten in der Natur gelegen. Offensichtlich nimmt die Bahn hier in Kauf, wertvolle Biotope, Wälder, dringend benötigtes fruchtbares Ackerland oder Naherholungsziele zu zerstören – das ist deutschlandweit einmalig.

Besonders bitter ist, dass der im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen erstellte Entwurf des Nürnberger Planungsbüros Quadra für eine flächensparende Variante von ca. 26ha von der Bahn bisher nicht akzeptiert wurde. Für diese kleinere Variante ließe sich ein umweltverträglicher Standort in einem Industriegebiet finden!

Die Bahn will jedoch nach rein wirtschaftlichen Kriterien bauen, ohne die Belange von Natur und Menschen zu berücksichtigen. Eine sinnvolle Verkehrswende geht anders.

Die Bürger von Harrlach haben sich deshalb in einer Bürgerinitiative „Kein ICE Werk bei Harrlach“ zusammengeschlossen um über das geplante Werk zu informieren und gegen das Vorhaben der Bahn aktiv zu werden.

Erfreulicherweise haben sich der Rother Bürgermeister Ralph Edelhäußer und auch der Stadtrat von Roth eindeutig gegen ein ICE-Werk bei Harrlach ausgesprochen.

Weiterhin fand am 24.7.2021 in Harrlach eine Demo gegen das ICE-Werk statt, auf der zahlreiche weitere Vertreter*innen aus Politik und von Verbänden gegen das Werk Stellung nahmen.

Als nächste Aktion ist am 18.9.2021 ab 17.00 Uhr ein Protestcamp mit Demozug zur Kundgebung um 18.00 Uhr geplant. Als Redner*innen wurden bereits Staatsminister a.D. Klaus-Peter Murawski von den Grünen, Prof. Dr. Hubert Weiger als Ehrenpräsident des Bund Naturschutz und Verena Osgyan als stv. Vorsitzende der Fraktion der Grünen im Landtag gewonnen.

Bitte kämpfen Sie mit uns gegen ein unsinniges Großprojekt mitten im Bannwald!

Von: Verena Masopust (Mitglied BI Nein zum ICE Werk bei Harrlach), Dienstag, 31. August 2021 - Aktualisiert am Samstag, 04. September 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Kein ICE-Werk bei Harrlach« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/firma/kein-ice-werk-bei-harrlach/3594

Weitere Seiten zum Thema:

Empfehlen Sie diesen Artikel:

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.