Ein Jahr im Sattel – 365 Geschichten aus der Welt des Radsports, Autor: Giles Belbin, Illustration: Daniel Seex
Wendelstein - Ein tolles Buch – für Fans des Radsportes, Geschichtsinteressierte und Grafik- bzw. Kunstliebhaber.
Giles Belbin, ein freier britischer Radsport-Journalist, beschreibt in 365 sehr kurz gehaltenen Texten alles über den Profifahrradsport. Für jeden Tag eines ganzen Jahres schmeißt der Journalist die Jahreszahlen durcheinander in ein 4 cm dickes Buch vom 01. Januar bis zum 31. Dezember. Im Laufe des Lesens erschließt sich eine umfassende Geschichte des Profi-Radsportes von 150 Jahren. 1867/69 beginnen die ersten Rennen mit Zeitmessung und es gab beliebte Rennen bei denen es um Langsam fahren ohne Umfallen auf relativ kurze Distanz ging – bis aktuell ins Jahr 2015 mit Vorblick der Akteure in zukünftige Erfolgsjahre. Belbin veröffentlichte Artikel in den Radsportmagazinen „Procycling“ und „Boneshaker“ sowie in „The Independent“ und „The Guardian online“. Während der Olympiade 2012 in London berichtete er zudem über die Radsport-Events für den „Olympic News Service“.
Auffallend und ein Hingucker sind die faszinierenden Illustrationen des Daniel Seex, ein gebürtiger Schotte, der jetzt in Wien lebt. Seine Illustrationen verwandeln die einzelnen Begebenheiten in einprägsame Bilder, die sofort verstanden werden. Sie wirken mit wenig kräftiger Farbe, flächig unterlegt auf schwarzen Linien, (ähnlich einer Drucktechnik) im einheitlich unverwechselbaren reduzierten Stil. Seex illustrierte auch schon für Damian Hall 365 Laufsport-Stories und gewann 2011 den D&AD Student Award.
Der Autor nimmt den Leser bei den Fahrten indirekt mit, wenn es über die steilen Berge der Grand Tours geht, der Tour de France, der Vuelta a Espana oder dem Giro d’Italia. – Es ist zu spüren, wie die Teilnehmer über ihre körperlichen Grenzen gehen.
Über alle Arten des Radsportes wird berichtet, den Monumenten – den fünf wichtigsten und prestigereichsten Klassikerrennen (Eintagesrennen) – Mailand-San Remo, Flandernrundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Lombardeirundfahrt, den BMX-Rennen und vielen anderen und den Rennen der Frauen. Es wird nichts beschönigt oder idealisiert.
Zeitschriftenverleger sind oft selbst Veranstalter solcher Rennen. Die Auswahl der Strecken und die Länge der Tagesetappen sind oft umstritten. Je steiler und fast unmöglich zu befahren die Berge sind, desto faszinierter ist das Publikum. Das gilt genauso für Risikomomente. Der schnellste Radfahrer kann über 200 Stundenkilometer (Rekord) fahren. Bei Bahnrennen ergeben sich Geschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer.
Belbin skizziert einzelne Personen, Gruppen, Weltmeister, Einzel- und Mehrfachgewinner, Dramen, den Umgang mit dem Dopingverbot und Todesfälle sehr genau.
Die Berichte, die trotzdem eher sachlich, auf einzelne Begebenheiten fixiert sind berichten über bekannte „Helden“ ebenso wie über Einzelschicksale oder Unglücksfälle, aber auch über viele andere Entwicklungen die mit dem Profiradsport zu tun haben. Sie schildern die Veränderungen der Fahrtechnik und der Entwicklung des Fahrrads samt Bekleidung. Geschrieben wird auch wie aus Rennfahrern Geschäftsmänner bzw. -frauen wurden.
Einprägsam und beeindruckend sind viele der Geschichten – Erstaunlich ist, dass es nur relativ kurze Renn-Pausen während der Weltkriege gegeben hat.
Verstreut durch das ganze Buch tauchen viele Radfahrprofis immer wieder auf. So gibt es auch Querverweise.
Das Glossar erschließt alle nicht geläufigen Begriffe: Cyclocross, Festina-Affäre, Generalclassement, Grimpeur, Peloton, Rennen der Wahrheit und viele weitere Begriffe.
Ein tolles Buch – für Fans des Radsportes, Geschichtsinteressierte und Grafik- bzw. Kunstliebhaber.
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