Engagement schafft Chancen – Flüchtlingsprojekt des WinWin Freiwilligenzentrums
NÜRNBERGER LAND (LRA) - Durch ein Ehrenamt oder freiwilliges Engagement Flüchtlingen den Zugang in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern, ihnen Möglichkeiten eröffnen, die deutsche Kultur kennenzulernen, die deutsche Sprache zu üben, Kontakte zu knüpfen, aber auch Vorurteile der einheimischen Bevölkerung durch Begegnungen abzubauen – dies alles sind Ziele des Projekts „Engagement schafft Chancen.“ Das Nürnberger Land ist einer von zehn bundesweiten Modellstandorten, die Maßnahmen ausprobieren dürfen, wie dies gelingen könnte. Wer mit planen und mitmachen möchte, ist eigeladen zu einem Runden Tisch am Donnerstag, 26. Januar 19:00 Uhr in Hersbruck, in den Räumen von KISS im Bürgerbüro, 1. Stock, Unterer Markt 2 (Eingang über den Posthof).
Überrascht war Kerstin Stocker vom WinWin Freiwilligenzentrum des Landratsamts schon, als sie die Zusage über die Teilnahme an diesem dreijährigen Modellprojekt erhielt. Sie hatte für das Nürnberger Land zwar eine Bewerbung als Modellstandort abgegeben, hatte aufgrund der bundesweiten Ausschreibung durch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) in Berlin nicht damit gerechnet, einer von nur zehn Modellstandorten zu werden. „Aber natürlich freuen wir uns
riesig darüber“, erzählt sie, „denn mit ihrer Mitarbeiterin Solveig Grunow, die die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit im Landkreis koordiniert und unterstützt, hat sie natürlich auch gleich eine Projektleiterin, die für die Durchführung prädestiniert ist.“ Nun sollen also im Nürnberger Land drei Jahre lang Maßnahmen erarbeitet und ausprobiert werden, die Flüchtlingen mit guter Aufenthaltsperspektive ermöglicht, ein freiwilliges Engagement einzugehen. Leicht ist das nicht, denn den meisten Kulturen der Herkunftsländer ist ein Ehrenamt oder Freiwilligeneinsatz in dieser Form unbekannt.
Das Freiwilligenzentrum möchte sich jedoch gar nicht vielen Erklärungsversuchen und Wortdefinitionen oder gar Übersetzungen aufhalten sondern lieber gleich in die Praxis einsteigen. So kontaktierten
sie probeweise mögliche Träger eines solchen Ehrenamts, um festzustellen, ob sie hier auf offene Türen stoßen – und sie taten es.
Marcus Sperber vom THW Nürnberger Land war sofort offen bei der ersten Anfrage, ob das THW junge Flüchtlinge einbinden könnte und erteilte eine spontane Zusage. Das THW ist somit erster Partner, das im Rahmen des Projekts - drei junge Männer haben dort ein Engagement in Form einer Ausbildung begonnen. Auch das Rote Kreuz, der größte Sportverein im Landkreis, der TV 1877 Lauf und der Bund Naturschutz zeigten sich sofort interessiert und offen. Nun sollen Schritt für Schritt immer mehr Organisationen wie Sozialverbände, Kirchengemeinden, Sport-, Kultur- und alle anderen Vereine angesprochen und ermutigt werden, Flüchtlinge einzubinden.
Oftmals ist der Erstkontakt das Schwierigste – denn dem oft nicht so gut deutsch sprechenden Flüchtling will erklärt werden, wann er wohin kommen kann, wer sein Ansprechpartner ist, was ihn erwartet und bei welcher „Organisation“ er sich wiederfinden wird. Die Flüchtlinge zu erreichen ist die nächste Herausforderung. Hier arbeitet das Freiwilligenzentrum mit vielen Stellen zusammen, die mit Flüchtlingen zu tun haben sowie mit den vielen Ehrenamtlichen, die direkt Kontakt zu ihnen haben.
„Wir ermutigen Vereine und Organisationen, einfach auszuprobieren, Flüchtlinge einzubinden. Wir helfen Flüchtlingen, eine für sie passende Beschäftigung oder Tätigkeit zu finden, helfen ihnen beim Erstkontakt
und begleiten alle Seiten, je nach Bedarf. Dies können wir gut leisten“, versichert Grunow. „Alles Weitere ergibt sich dann sowieso meist von alleine.“
Wer als Verein, Initiative oder Organisation Lust bekommen hat, Flüchtlinge einzubinden, sei es als Mitglied und im zweiten Schritt vielleicht auch als ehrenamtliche Helfer, dem bietet das WinWin
Freiwilligenzentrum einen runden Tisch. Hier sollen erste Fragen in lockerer Runde geklärt werden, ein Austausch findet statt und es werden Verantwortliche aus der Vereinspraxis berichten, die schon Flüchtlinge ehrenamtlich beschäftigen bzw. sie zu ihren Mitgliedern zählen. Auch Julia Heinz, die in der Flüchtlingsarbeit des Ökumenischen Vereins für Flüchtlinge und Migration aktiv ist, wird mit Ihrem Wissen dabei sein.
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