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Frankenflagge weht über isländischem Vulkan

Island - Ein Plan, der Pandemie für ein paar Tage Urlaub zu entkommen, wird für einen fränkischen Urlauber unerwartet zum Aufstieg auf einen aktiven Vulkan. Ein Reisebericht von Michael Kühnl.

  • Ein erster Blick auf den feurigen Berg

    Ein erster Blick auf den feurigen Berg
    © Michael Kühnl

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  • Eine glühende Lavagrenze als seltener Fotohintergrund

    Eine glühende Lavagrenze als seltener Fotohintergrund
    © Michael Kühnl

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  • Geldingadalir, Ende März 2021

    Geldingadalir, Ende März 2021
    © Michael Kühnl

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  • Die fränkische Flagge wehte in Island

    Die fränkische Flagge wehte in Island
    © Michael Kühnl

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Bereits seit Planungsbeginn stand mein März-Urlaub 2021 auf wackeligen Beinen. Aufgrund des Virusgeschehens ersann ich, die paar freien Tage, welche ich im Vorjahr nicht aufbrauchte, ausnahmsweise in der Heimat zu verbringen. Fernreisen, wie ich sie üblicherweise mehrmals pro Jahr in Angriff nehme, waren ja nicht ausdrücklich nicht empfohlen. Man will den Virus schließlich nicht über Ländergrenzen verbreiten. Daher standen nun Wandern in der mittelfränkischen Heimat und der ein oder anderen Städtetrip oben in der Agenda. Hauptsache ein wenig raus und den Pandemiewahnsinn kurzzeitig - zumindest gedanklich - hinter sich lassen. Doch es kam alles ganz anders.

Aufgrund meiner Tätigkeit bei einer Ambulanzfirma ließ die Covid-Impfung nicht lange auf sich warten. Während in Deutschland noch diskutiert wurde (und wird), wie man mit dem geimpften Anteil der Bevölkerung umgeht, trudelten auf dem News-Ticker meines Smartphones Nachrichten ein, dass mehrere Länder ersten positiven Studien vertrauten und den Tourismus für Geimpfte öffneten. Ziele wie die Seychellen, Moldawien oder Polen waren aufgeführt - aber eben auch Island, welches mich in der kurzen Liste am meisten reizte. Zeitgleich begann ich an den unsteten Maßnahmen der deutschen Corona-Politik zu zweifeln. Ein ewiges Öffnungs/Schließungs-Hin-und-Her trotz steigender Infektionszahlen machte mir die Urlaubpläne in der Heimat mürbe. Man wusste nicht woran man war. Eventuell musste ich einen weiteren Urlaub eingesperrt zuhause verbringen. Recherchen bezüglich Island begannen.

10 Tage nach zweiter Dosis stand Geimpften die Landesgrenze ohne Quarantäne offen. Und da das Land im Nordmeer nicht als Risikogebiet galt (damals Inzidenzwert 5 mit 21 infizierten Personen), schien auch die Rückreise nach Deutschland ohne Hürden. Alle Ampeln standen also auf Grün. Und so buchte ich das Flugticket (sagenhafte 300 € hin- und zurück), ein tolles AirBnB-Haus am Meer nahe Reykyavik und einen kleinen Mietwagen für Exkursionen. Was konnte jetzt noch schiefgehen?

Dann brach der Vulkan aus. Der Geldingadalir nahe dem Flughafen Keflavik ließ meine Urlaubspläne  gedanklich platzen, noch ehe ich die Nachricht zu Ende laß. Kein Essen gehen (im Restaurant!), keine Kinobesuche (welche ich in der Pandemie mit am meisten vermisse) und allen voran kein Urlaub. Grund für diese nahezu depressiven Gedankengänge waren Erinnerungen an den Eyjafjallajökull-Ausbruch vor über 10 Jahren, der die Luftfahrt über längere Zeit lahmlegte. Ich machte mich darauf gefasst, dass mir mein Fluganbieter alsbald eine Stornonachricht zukommen ließ.

Doch der Geldingadalir am Berg Fagradalsfjall spuckte zwar fleißig, aber blieben Aschewolke und Evakuierung erstmal aus. Stattdessen zeigten Nachrichtensender fröhliche isländische Besucher, die zum Vulkan wanderten und auf dem heißen Lavagestein Würstchen grillten. Gerade zu dieser Zeit stand ich bereits am Frankfurter Flughafen, wartete auf das Boarding und stellte fassungslos fest, welches Glück ich doch hatte. Nicht nur konnte mein Urlaub trotz einiger Widrigkeiten stattfinden (Glück bei der Impfreihenfolge, Flugverbindung usw.), ich erhielt womöglich sogar die Gelegenheit zu einem aktiven Vulkan zu wandern. Noch am Flughafen begann meine Nachforschung über Wanderwege zum Fagradalsfjall.

Zwei Tage später parkte ich den Leihwagen am Straßenrand der 472 nahe Grindavik und startete meinen Aufstieg. Die isländischen Behörden hatten fix auf das touristische Interesse reagiert. Der Weg war markiert und man wurde aufgefordert, einen Meldezettel mit Kontaktdaten sowie geplante Rückkehrzeit auszufüllen. Zur Sicherheit. Zudem erhielten Wanderer Informationen über die Wetterverhältnisse. Zwar sollte sich das Wetter innerhalb der nächsten Stunden deutlich verschlechtern, aber dafür bließ der Wind heute wohlwollend die giftigen Dünste des Vulkans abseits von Wanderweg und Besuchern.

Unter einem leicht trüben, bewölkten Himmel ging ich schnellen Schrittes voran. Im Hinterkopf war mir bewusst, dass meine heutige leichte Bekleidung für eisigere Wetterlagen am Berg nicht unbedingt zielführend sei. Also wollte ich schnell hoch und rechtzeitig wieder runter. Doch war ich aufgrund der kurzfristigen Planung weder auf den Wanderweg vorbereitet, noch auf die schnell wechselnden Wetter Islands. Der Wind stellte sich wie eine Wand entgegen und stellte die größte Herausforderung dar. Der Wanderweg, eigentlich moderat und ohne Hindernisse, bot einen Kampf gegen einen unsicherbar wehenden Gegner, welcher allerlei Sand mit sich brachte. Alle paar Minuten erfolgte der Griff zur Wasserflasche im Rucksack, um den Mund auszuspülen.

Auch die vielen Wegbegleiter (es war wirklich eine Masse aus Isländern und Touristen unterwegs) litten unter den Umständen. Viele wurden von den Winden vom Weg abgebracht und mussten aufpassen, dass sie aufgrund des Gerölls am Boden nicht stolperten und fielen. Ich kämpfte mich Schritt für Schritt vorwärts bis sich endlich nach einem zweiten Hügelkamm in der Ferne eine schwarze Gestalt aufbäumte. Es sah aus, als hätte ich Mordor (aus Herr der Ringe) erreicht. Lavafontänen schossen aus dem dunklen Trichter und ich blieb fassungslos stehen. Jeglicher Wind war vergessen. Noch nie bot sich mir so ein Anblick. Natürlich hatte man Vulkane in Fernsehen gesehen. Aber glauben sie mir: Dort zu stehen ist etwas ganz anderes. Und der Weg war noch nicht zu Ende. 

Zum Glück fiel die Wanderroute nun in ein kleines Tal zwischen Hügeln hinab. Darin ließ der Wind deutlich nach. 500 Meter weiter und ich stand am Rand der erstarrten Lava. Ein Ort, der in wenigen Tagen nicht mehr begehbar sein würde, da sich das flüssige Gestein immer weiter ausbreitete. Überall standen und saßen Menschen, machten Fotos, Selfies oder Picknick - untermalt von leichtem Schwefelgeruch. Eine durchweg positive Stimmung lag in der Luft. Alle ergötzten sich dieses tollen Naturspektakels und zeigten sich glücklich Teil dieser einmaligen Gelegenheit zu sein.

Für mich war es mehr als das, als ich schließlich weiter zum Geldingadalir lief. Vorbei an der temporär erstarrten Lava und hin zum speiender Trichter. Es war Freiheit. Freiheit, die ich zur Zeit so sehr vermisse. Menschen, die gemeinsam beeinander standen und das Leben feierten. Ich griff in meinen Rucksack, wo sich ein Mitbringsel verstaut wusste. Ich hob es in die Luft. Und dann wehte meine geliebte Frankenflagge im Wind am aktiven Vulkan in Island.

Ein Video dieses Aufstieges kann auf meinen YouTube-Kanal "SBK on Tour" angesehen werden.

Von: Michael Kühnl, Freitag, 09. April 2021 - Aktualisiert am Dienstag, 27. April 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »SBK on Tour - YouTube-Kanal aus dem Nürnberger Süden« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/sbkontour

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