Investieren wie ein Farmer
Nürnberg - „Investieren Sie wie ein Farmer: Wenn der ein Grundstück kauft, tut er dies, um von den Erträgen zu leben!“ – Dieser Satz stammt von Warren Buffett, einem der erfolgreichsten Investoren der Welt. Was können wir als Value-Anleger daraus lernen?
Farmer sind als Unternehmer tätig
Unternehmer tragen Risiken und wollen dafür belohnt werden in Form eines angemessenen Ertrages. Dies gilt auch für die Landwirte. Sie verfügen über landwirtschaftliche Flächen und Produktionsmittel wie Traktoren, Mähdrescher etc., um die Flächen zu bewirtschaften. Sie machen es Tag für Tag, so gut wie sie können. Dennoch gibt es eine Reihe von externen Faktoren, die sie nicht beeinflussen können. Dazu gehört das Wetter, die Politik oder die Entwicklung von externen Preisen wie die Milch- oder Getreidepreise.
Viele Sparer hingegen müssen sich erst noch an diese Gedanken von Saat und Ernte gewöhnen. Sie möchten naturgemäß möglichst wenige Risiken eingehen und haben in der Vergangenheit überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere und in Sparanlagen investiert. Sie sind damit zweifellos gut gefahren, denn die Hausse am Rentenmarkt dauerte über 30 Jahre an. Mit festverzinslichen Wertpapieren ließen sich gute Erträge erwirtschaften, doch diese Zeit ist vorbei. Angesichts der niedrigen Zinsen ist ein Umdenken unbedingt erforderlich, denn die Zinsen werden vermutlich länger niedrig bleiben, als ursprünglich angenommen. Wir müssen lernen, sowohl mit diesen Risiken als auch mit den niedrigen Zinsen zu leben.
Farmer investieren langfristig
Natürlich säen Landwirte jedes Jahr aufs Neue und bringen im Herbst ihre Ernte ein. Es gibt Zyklen zwischen Saat und Ernte, aber auch den Wechsel in der Fruchtfolge, weil man nicht nur immer Mais oder Weizen anbauen kann. Ihre Tätigkeit ist langfristig ausgerichtet. Die wenigsten Farmer kaufen sich ihren Acker, um damit zu spekulieren. So ist es auch bei der Geldanlage. Intelligente Investoren investieren langfristig. Da viele Sparer mit der Börse den Gedanken der Spekulation verbinden, halten sie sich lieber davon fern.
Je länger der Anlagehorizont der Anleger allerdings geplant ist, desto weniger haben Aktien etwas mit Spekulationen zu tun. Im Gegenteil: Investitionen in erstklassige Unternehmen machen Anleger zum Miteigentümer. Sie profitieren vom langfristigen Unternehmenserfolg. Gerade in Deutschland gibt es viele erfolgreiche Unternehmen, die über Jahrzehnte hinweg gute Erträge erwirtschaften konnten. Leider gehören die meisten Aktien, die im DAX enthalten sind, mehrheitlich ausländischen Investoren. Viele deutschen Anleger haben einen Teil des Aufschwungs leider verpasst. Es nützt wenig, die niedrigen Zinsen zu beklagen - es braucht vielmehr ein Umdenken und folglich ein Anpassen der eigenen Vermögensstruktur.
Farmer können Durststrecken aushalten!
Trotz bester Arbeitsleistung und bester technischer und organisatorischer Voraussetzungen sind viele Umstände nicht planbar. Gerade das Wetter kann die Ernte massiv beeinflussen. Zuviel oder zu wenig Regen - man weiß nie, wie das Wetter morgen wird. Die eigenen Möglichkeiten sind in dieser Hinsicht begrenzt. So ist es auch mit der Kapitalanlage. Gerade politische Faktoren wie zuletzt die Entscheidung der Briten über den Brexit lassen sich nicht seriös vorhersagen. Mit gewissen Schwankungen müssen Anleger zwangsläufig leben. Allerdings bieten die Schwankungen auch Chancen. Gute Qualität gibt es manchmal zu günstigen Preisen.
Eine weitere Erkenntnis ist, dass es Phasen gibt, wo es wenig zu verdienen gibt. Diese Phasen gilt es auszuhalten, denn es gibt andere Zeiten, in denen der Ertrag zweistellig ausfällt. Es ist wie beim Bergwandern. Wenn es bergauf geht, kostet es viele Anstrengungen und viel Kraft, um den Berg zu besteigen. Geht es jedoch bergabwärts, kommt noch Rückenwind dazu. Es geht leichter. Diese Zyklen gehören auch bei der Kapitalanlage dazu. Konjunkturzyklen und Zinszyklen wechseln sich in der Wirtschaft regelmäßig ab. Gefragt ist eine Mentalität, die mit den Schwankungen leben kann.
Farmer leben von den Erträgen
Das vorrangige Ziel eines Farmers ist das Erwirtschaften von Erträgen, die Fruchtziehung. Farmer säen, um später zu ernten. Genau das machen Anleger auch. Sie möchten ebenfalls Erträge erwirtschaften. Insbesondere Stiftungen und kirchliche Einrichtungen sind auf diese Erträge angewiesen. Auch private Anleger, die für Ihre Zukunftsvorsorge sparen, sind auf die Erträge angewiesen. Dividendenstarke Aktien bieten dafür eine erstklassige Grundlage. Die ersten beiden Tage nach dem Brexit, der 24. und der 27. Juni 2016 haben die Aktienkurse vom DAX und vom EuroStoxx 50 zeitweilig um fast 10% einbrechen lassen. Dividendenwerte wie Procter&Gamble, Colgate-Palmolive, McDonald's und Nestlé waren hingegen äußerst stabil. Bei anderen zyklischen Aktien gab es günstige Einkaufsgelegenheiten. Automobilbauer wie BMW oder Daimler verloren zeitweilig etwa 10% ihres Wertes. Die Dividendenrenditen kletterten dadurch auf über 5% bzw. 6% bezogen auf ihre erwartete Dividende für 2016. Damit lässt es sich ganz gut leben - trotz aller Schwankungen.
Das Fazit:
Das Bild aus der Landwirtschaft bietet viele Parallelen zur Welt der Kapitalanlagen. Es hilft, gerade in turbulenten Zeiten die Ruhe zu bewahren und sich auf die Grundwahrheiten zu besinnen. An den eigenen Prinzipien festzuhalten ist das Wichtigste dabei. Charlie Munger, der langjährige Partner von Warren Buffett hat einmal gesagt: „Du machst kein Geld, wenn Du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn Du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn Du abwartest.“