Worin unterscheidet sich eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde von einer Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde?

Die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden sind ein lockerer Bund von etwa 800 Gemeinden. Wir kennen keine Hierarchie und haben eine eigene Theologenausbildung. Wichtig ist für uns das Engagement des Einzelnen. Wir haben uns für eine Ältestenschaft als Gemeindeleitung entschieden, einen Pfarrer im Sinne eines hierarchisch Vorgesetzten haben wir nicht.

Der Begriff „evangelisch“ leitet sich für uns von dem Wort Evangelium, also Frohe Botschaft, ab. Wir orientieren uns an dem, was Jesus ursprünglich gelehrt hat, feiern gemeinsam das Abendmahl, singen Lieder und beten als Gemeinschaft der Gläubigen, in der jeder den gleichen Wert hat. Wir finanzieren uns ausschließlich über Spenden und nicht über eine Kirchensteuer. Theologischen lehnen wir die Kindstaufe ab, da wir von der Bibel her sehen, dass jeder Gläubige selbst entscheiden soll, ob er Teil der Gemeinschaft sein und Jesus nachfolgen will.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich als Gemeindereferent zu engagieren und was ist ein Gemeindereferent?

Ich selbst bin ein Quereinsteiger, habe immer „in der Welt“ gelebt. Ursprünglich bin ich gelernter Kaufmann, war lange Zeit selbstständig. Im Jahr 2019 habe ich mit meiner Familie eine Wanderausstellung zum Leben Jesu Christi ins Leben gerufen, dabei hat uns leider Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. In der Folge hat dann freikirchlichen Gemeinde in Wendelstein, die ich seit vielen Jahren kenne, angefragt, ob ich das Amt als Gemeindereferent übernehmen möchte. Seit 2021 übe ich das Amt nun als Teilzeitstelle mit vollem Engagement aus.

Welchen Mehrwert haben die Bürger Wendelsteins durch Ihre Arbeit?

Wir schaffen ein Stück mehr Reichtum in Wendelstein. Zu unserem Winterspielplatz für 0-3-Jährige kommen 90 % Kirchengemeindefremde und haben eine schöne Zeit. Die Kinder können toben, die Eltern sich in Ruhe hinsetzen und Kaffeetrinken. Zusätzlich bieten wir für Kinder z.B. auch Legotage an, die zum Spielen einladen. Auch haben wir eine für jedes Kind offene Kindergruppe, genannt Jungschar, und eine Jugendgruppe, in der auch gemeindefremde Jugendliche herzlich willkommen sind.

Außerdem bieten wir Seelsorge auch für Gemeindefremde an. Nach unserer Erfahrung ist gerade Einsamkeit ein zunehmendes Problem. Intern haben wir verschiedene Gruppen wie Bibelkreise, Mütterkreise, den Frauenadventabend, und verschiedene Vorträge, bei denen Jedermann den Glauben kennenlernen kann. Gäste sind willkommen.

Was planen Sie für das Jahr 2024?

Wir wollen unsere bisherigen Aktivitäten weiterführen, insbesondere die Jugendarbeit, den Winterspielplatz, unseren diakonischen Ansatz und im Idealfall neu auch ein Angebot für Senioren.

Als Events planen wir wieder die Legotage und eventuell ein Kindersommerfest. Wir sind offen für Dinge, die uns Gott spontan zeigt, so wie 2015 in der Flüchtlingskrise, als wir unsere helfende Hand gereicht haben.

Was wünschen Sie sich von der Wendelsteiner Verwaltung und den Marktgemeinderäten?

Wir würden sehr gerne unsere guten Erfahrungen fortführen und weiterhin so gut wie bisher zusammenarbeiten.

Vielen Dank Gemeindereferent Jürgen Schmid, dass Sie meine Fragen so offen beantwortet haben.

Das Interview führte Martin Mändl, Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein.

Kontakt:

Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Wendelstein, Zum Handwerkerhof 7, 90530 Wendelstein

Tel: (0179) 1021197

Homepage: www.efgw.de

*Aus Gründen der Lesbarkeit wird männlich, weiblich, divers im Text verallgemeinert formuliert - versteht sich aber für alle Geschlechter. Wir bitten dies zu berücksichtigen.