Kleine große Schritte
Schwanstetten - Hochspannend und erschreckend realistisch.
Jodi Picoult, erschienen im C. Bertelsmann Verlag
Kleine große Schritte
Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist … (C. Bertelsmann Verlag)
Dieses Buch geht unter die Haut. Auch wenn sie in Amerika spielt, stellt Jodi Picoult doch allgemeingültige Fragen mit dieser Geschichte. Wie selbstverständlich wir mit unseren Privilegien umgehen und nicht realisieren, wie oft farbige Menschen zurückgesetzt und benachteiligt werden, wird einem bei der Lektüre erst richtig bewusst. Dazu werden aus der Sicht des Kindsvaters die Weltsicht und die Strukturen der rechten Szene sehr anschaulich, ja fast erschreckend, beleuchtet. Als dritte Protagonistin kommt auch noch die Verteidigerin Kennedy zu Wort. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, so spannend ist das Thema in die Handlung verpackt. Inhaltlich und sprachlich ein Lesegenuss!
Barbara Nürnberg
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