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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Leserbrief: Atomstrom kann nicht der Retter aus der Klimakrise sein!

Region - Vorbemerkung: Die Stimmen der Befürworter*innen der „friedlichen Nutzung der Atomenergie“ werden wieder lauter. „Jetzt kann uns nur noch die Atomenergie helfen, den Klimawandel zu stoppen“, sagen viele, auch kluge Leute! Ich fühle mich verpflichtet zu widersprechen. Und habe ausgiebig recherchiert. Die Materie ist komplex und es ist erschütternd, welche Abgründe und Horrorszenarien sich bei näherem Hinsehen auftun.

Zur realistischen Beurteilung der Atomenergie muss der Gesamtprozess von der Urangewinnung bis zur Endlagerung betrachtet werden. Dabei zeigt sich…

Atomstrom-Erzeugung ist…
… auf der ganzen Linie von radioaktiver Strahlung aller Arten und Intensitäten begleitet. Die Vorgaben für ein sicheres Endlager lauten 1.000.000 Jahre = 1 Mio.! Nur Zyniker werden sagen: „Was solls, bis dahin ist die Menschheit ohnehin ausgestorben“
nicht CO2-frei, im Gegenteil, es wird deutlich mehr CO2 als bei den „Erneuerbaren“ freigesetzt
nicht billiger, sondern deutlich teurer als der Strom aus „Erneuerbaren“
… in der Phase der Uranerzgewinnung begleitet von riesigen Mengen, strahlenden Materials und furchtbarer, tödlicher Gifte, s.u.

 

Der Gesamtprozess

Urangewinnung
Die Probleme beginnen buchstäblich ganz am Anfang. 70 % aller weltweiten Uranvorkommen liegen in Gebieten indigener Völker. Naturvölkern, denen mit der Zerstörung ihrer Umwelt die Lebensgrundlage entzogen, u.a. im wahrsten Sinne des Wortes das (Trink)-Wasser abgegraben wird.

Bei einem Anteil von 0,1 % (das ist „normal“) muss eine Tonne Material zu Pulver gemahlen werden, um 1 kg angereichertes Erz zu gewinnen! Dies verschlingt bereits große Mengen an Energie (verursacht CO2). Das Verhältnis wird zunehmend schlechter, da bereits Vorkommen mit 0,01 % abgebaut werden.

Daraus wird mithilfe großer Mengen Wasser und Chemikalien der sog. Yellow Cake gewonnen, das Ausgangsmaterial für die weitere Urananreicherung. Zurück bleiben die sog. Tailings, welche in offenem Gelände abgelagert werden. Sie enthalten neben höchst giftigen Substanzen (Arsen, Quecksilber, Uran, Plutonium u.a.) alle Arten von strahlenden Materialien (mit einer Halbwertzeit von bis zu 77.000 Jahren). Weltweit lagert schon die unvorstellbare Menge von mehr als 200 Mio. Tonnen in freier Natur. Die hochgiftigen Abwässer gelangen ins Grundwasser. Die giftigen und strahlenden Stäube an der Oberfläche werden vom Wind über weite Gebiete verteilt. Wenn im wahrsten Sinn des Wortes „die Dämme brechen“ (wie mehrfach geschehen), kann sich dieser Giftcocktail über große Gebiete verbreiten und alle Arten von Leben vernichten.

Die Arbeiter in den Uranminen sind in höchstem Maß gefährdet, werden aber von ihren Arbeitgebern (weltweit agierenden Konzerne) weder aufgeklärt noch geschützt. Dasselbe gilt für die Menschen, die im Umfeld der Uranminen leben.

 

Uran-Anreicherung
Hier geht es darum, dass aus dem „Yellow Cake“ in mehreren Schritten spaltbares Material erzeugt wird, welches letztendlich der „Brennstoff“ für das AKW ist. „Spaltbares Material“ kann auch für die Herstellung von Atomwaffen verwendet werden (vgl. Konflikte mit dem Iran). Die „Anreicherung“ erfolgt i.d.R. in mehreren Stufen, an mehreren Orten (auch in unserem Land). Die vielfältigen Transporte bis letztlich zu den AKWs sind sehr gefährlich und werden daher auch vor uns allen geheim gehalten.

 

Betrieb der Atomkraftwerke
AKWs sind tickende Zeitbomben.
Niemand kann garantieren, dass Tschernobyl und Fukushima sich nicht wiederholen. Sie sind außerdem gegen Angriffe von außen (Flugzeuge, Raketen) fast nicht geschützt!

AKWs sind die ineffektivsten Wärmekraftwerke, d.h. 2/3 der gewonnenen Energie werden z.T. „in die Luft geblasen“ (Kühlturm) oder in den Fluss geleitet. Diese Wärmemengen sind so gewaltig, dass Flüsse durch die Erwärmung (in Bayern Main und Donau) oft ökologisch in Gefahr geraten sind. Wenn man bedenkt, dass 2/3 also rd. 66 % des so aufwändig und risikoreich gewonnenen spaltbaren Urans letztendlich „nutzlos verpulvert“ werden, dann wird die Sinnlosigkeit dieser Technologie richtig deutlich.

Die abgebrannten Brennstäbe werden in den AKWs „zwischen gelagert“. Sie müssen dort viele Jahre lang (mind.5 J.) gekühlt werden (vgl. Fukushima) und sind u.a. gegenüber subversiven Zugriffen nur unzureichend gesichert. Schon heute lagern viele Mio. Tonnen, fast ungeschützt. Diese Orte der „Zwischenlagerung“ bergen ein hohes Gefahrenpotential und niemand weiß wie lange. Bis heute gibt es keine „gesicherte Endlagerung“ für 1 Mio. Jahre.

 

Rückbau
Inzwischen sind 16 bundesdeutsche AKWs abgeschaltet und befinden sich mehr oder weniger im „Rückbau“. Berichte darüber zeigen, dass dies eine wahre Sisyphus-Arbeit ist, die vermutlich jeweils mehr als 1 Jahrzehnt dauern wird. Ob die von den Betreibern getätigten Rückstellungen in Höhe von rd. 25 Mrd.€ ausreichen werden ist mehr als fraglich. Den Rest zahlen dann wir alle!

Beim Rückbau fallen je AKW tausende von Tonnen strahlenden Materials (u.a. Baustoffe und Stahl) aller Strahlenkategorien an. Niemand weiß, wo das endet.

 

Mein Fazit
NEIN, Atomkraft ist nicht umweltfreundlich!
Atomenergie ist vom Anfang bis zu ihrem Ende – in vielen Jahrtausenden! – begleitet von vielen tödlichen Giften und tödlicher Strahlung. Allein die bereits jetzt in freier Natur lagernden Rückstände des Uranbergbaues – von vielen Millionen Tonnen! – haben das Potenzial, alles Leben auf der Erde auszulöschen. Das alles um den Preis einer extrem ineffizienten Stromerzeugung.
Bereits heute sehen weltweit zehntausende Menschen einem grausamen Tod entgegen, weil sie in der Urangewinnung oder in deren Nutzung gearbeitet oder gelebt haben und dabei kontaminiert wurden.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, die Berichte vom „Rückbaus“ des bis 1989 in der früheren DDR unter dem Namen „Wismut“, hauptsächlich zum Nutzen der Sowjetunion, betrieben Uranabbaus, zu lesen.

Von: Helmut Wirkner, Wendelstein, Donnerstag, 20. Januar 2022 - Aktualisiert am Mittwoch, 02. Februar 2022

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