P53 und Wendelstein – wo stehen wir gerade?
Wendelstein - Um die von TenneT geplante sogenannte P53 Trasse ist es still geworden in Wendelstein.
Zur Erinnerung: Der Netzbetreiber, die niederländische Firma TenneT, wurde damit beauftragt, die bestehende Trasse von bisher 220 kV auf 380 kV aufzurüsten bzw. einen sogenannten Ersatzneubau zu errichten. In dichtbesiedelten Gebieten wie dem Gemeindegebiet Wendelstein ist das ein komplexes Unterfangen. Einerseits sind da die Mindestabstände zur Wohnbebauung zu beachten (die allerdings nur Soll-Vorschriften sind). Als Alternative bieten sich Erdverkabelungen an, die aber technisch anspruchsvoll und teuer sind.
Die Planungen gehen derweil unvermindert weiter. Das Raumordnungsverfahren ist abgeschlossen. Die Trasse wird von Kornburg/Kleinschwarzenlohe kommend mehr oder minder entlang der Autobahn 6 geführt werden. Aber der Teufel steckt wie so oft im Detail.
Stefan Pieger vom BUND Naturschutz in Wendelstein formuliert es so: „zu kritisieren bleibt die fehlende Überspannung des Kreuzes und der insgesamt zu große Abstand zur Autobahn. Im Raumordnungsverfahren war explizit die autobahnnahe Trassenführung gefordert.“
Streitig ist zum Beispiel, ob ein Mast im Zentrum des Autobahnkreuzes Nürnberg Süd aufgestellt werden kann oder ob TenneT in den Wald ausweichen darf. Ebenso möchte TenneT weiter weg von der Autobahn in den Wald nördlich des Wernlochs bauen. Das würde nicht nur eine Abweichung vom Ergebnis des Raumordnungsverfahrens bedeuten, sondern auch ein Naherholungsgebiet und einen Waldlehrpfad beeinträchtigen und wieder Wald zerstören. Problematisch ist dabei, dass die Autobahn GmbH des Bundes, die für die Autobahnen zuständig ist, die Trasse von den Fahrspuren fernhalten will. Wie so oft ist es schlicht billiger und einfacher durch den Wald zu bauen.
Hinter den Kulissen ist derweil zu erfahren, dass zeitnah bereits mit den Probebohrungen an den Maststandorten begonnen werden soll. Die Maststandorte im Wald sollen also wohl schon festgelegt werden.
Auch wenn es „nur“ um Masten geht, allein die Maße der Mastfundamente bewegen sich zwischen 10x10 Meter und 15x15 Meter, hinzukommen Zufahrten, Sicherheitskorridore, Abspannungen etc. Entsprechend geht es erneut darum zu verhindern, dass geschützter Wald der Einfachheit halber geopfert wird.
Was also tun? TenneT wird nur auf politischen Druck hin nachgeben und teurere, aber umweltschonendere Maßnahmen ergreifen. Dass Druck funktionieren kann, zeigt die Geschichte des nicht gebauten ICE Ausbesserungswerk, das ebenfalls im Reichswald geplant war.
Daher: Sprechen Sie die Politiker Ihres Vertrauens an, bitten Sie um klare Statements und konsequentes Handeln.
Weil wir hier leben.
Martin Mändl (Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein, Direktkandidat für den Bayerischen Landtag im Stimmkreis Roth)
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