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Papst Franziskus gibt Orientierung

Dietmar Urban, langjähriger Religionslehrer am Gymnasium und Laientheologe, hat bei einem ökumenischen Themenabend der Kolpingsfamilie das Schreiben von Papst Franziskus „Amoris Laetitia – über die Freude der Liebe“ vorgestellt und diskutiert.

  • Referenten Dietmar Urban links  und Paul Barth rechts von der Kolpingsfamilie bei der Geschenkübergabe aus dem eine Weltladen.

    Referenten Dietmar Urban links und Paul Barth rechts von der Kolpingsfamilie bei der Geschenkübergabe aus dem eine Weltladen.

Der Papst hat mit diesem Schreiben seine Bilanz der Familiensynode vorgelegt, die mit mehr als 270 Bischöfen aus der ganzen Welt in Rom stattfand. Besonders gefragt war, was der Papst zu den Themen Liebe, Sexualität, Ehe, Familie, Empfängnisverhütung, Geschiedene und Wiederverheiratete zu sagen hatte.

Franziskus sieht das Wohl der Familie als entscheidend für Welt und Kirche. Er schreibt in schönen, treffenden Bildern von der Ehe und wie ein Paarberater darüber wie Paare miteinander umgehen sollten. Die Liebe in der Ehe wird vom Hohen Lied der Liebe (1 Kor 13) her ausgelegt. Ganz bewusst wird die Sexualität als Geschenk Gottes betrachtet. Franziskus nennt sogar den Begriff der „leidenschaftlichen Liebe“, doch werden auch die Gefahren des Gebrauchens und Wegwerfens genannt - Sexuelle Unterwerfung wird zurückgewiesen.

Zur Empfängnisverhütung: „Dieses Urteil müssen im Angesicht Gottes die Eheleute letztlich selbst fällen (Gaudium et spes)“. Andererseits soll zur Anwendung der Methoden, die auf natürlichen Zeiten der Fruchtbarkeit beruhen ermutigt werden“. (Humane vitae) Eine Ehekrise sieht er als Lehrzeit. Manchmal kann Trennung als äußerstes Mittel unvermeidlich sein. Die Kirche darf nicht aufhören Stimme der Schwächsten, der Kinder zu sein. Geschiedene in neuer Verbindung sind weiterhin Teil der Kirche und sind ‚keineswegs exkommuniziert’. (Exkommunikation untersagt den Empfang der Sakramente und die Ausübung bestimmter kirchlicher Handlungen.) Er zeigt insgesamt einen realistischen Blick und spricht demütig und realistisch von „heilsamer Selbstkritik“ und erklärt, dass man früher fast ausschließlich die Aufgabe der Fortpflanzung betont habe und vielleicht den katholischen Christen ein allzu abstraktes Ideal der Ehe vorgestellt habe. Insofern kann man schon von einem Paradig­menwechsel sprechen.

Wir tun uns schwer, dem Gewissen der Gläubigen Raum zu geben...Wir sind berufen, die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen. Eine scharfe Absage erteilt der Papst den homosexuellen Lebensgemeinschaften und der Gleichstellung mit der Ehe. Jeder Mensch ist zwar unabhängig von seiner sexuellen Orientierung in seiner Würde zu achten. Ihm darf auch nicht mit Gewalt oder Aggression begegnet werden. Über den Umgang der Kirche mit Ehen und Familien, die nicht oder nur zum Teil mit der kirchlichen Lehre übereinstimmen (irreguläre Stuationen) ist zu lesen: „Den Hirten obliegt auch die pastorale Unterscheidung der Situation vieler Menschen und der wichtgste Satz ist wohl der: „Niemand darf auf ewig verurteilt werden, denn das ist nicht die Logik des Evangeliums .“

Die Wiederverheiratet-Geschiedenen sollen wieder stärker in die Gemeinschaft integriert werden. Doch er verzichtet auf Regelungen und lässt das Problem offen. Man müsse verstehen, das es keine neue, auf alle Fälle anzuwendende Regelung geben könne. Er warnt „Es dürfe keine Schreibtischmoral geben.“ Zur Frage des Kommunionempfangs von Personen, die bei bestehender kirchlicher Ehe in einer neuen Beziehung leben heißt es, dass „die Eucharistie nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen“ sei.

Wie lässt sich das nachsynodale Schreiben insgesamt bewerten?
Papst Franziskus orientiert sich am letzten Pastoralkonzil, dem 2. Vatikanum, und plädiert umfassend für eine nachsichtige, barmherzige Einstellung. Es gibt keine eindeutigen juristischen Formulierungen, keine Reform des Kirchenrechtes. Dass das Schreiben zwar in neuer Weise viel Verständnis für die unterschiedlichen Situationen der Menschen zeigt, aber letzthin gar keine Regelungsansätze formuliert, bleibt schon ein Mangel dieses Papieres. Dem einzelnen Gläubigen wird mehr Freiraum eingeräumt. Wie ein roter Faden zieht sich die Aufwertung der Rolle des Gewissens durch das Schreiben. Sie sind selbst gefordert, die letzte Entscheidung treffen sie eigenverantwortlich in ihrem Inneren.

Von: Paul Barth (Pfarreienverband Rednitzhembach-Schwanstetten-Wendelstein), Freitag, 28. Oktober 2016 - Aktualisiert am Sonntag, 30. Oktober 2016
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