Reichelsdorfer Keller - Radrennbahn
Nürnberg-Reichelsdorfer Keller - Kein Platz für Erinnerungskultur?
Im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst im Bay. Landtag hat die abschließende Behandlung der Petition zur Radrennbahn in Reichelsdorf stattgefunden. Bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gab es grünes Licht für den Abriss fast der gesamten Bahn. „Damit verlieren wir ein europaweit einzigartiges Sport- und Architekturdenkmal, nämlich die älteste in Europa erhaltene 400m-Rad- und Motorradrennbahn“, bedauert Dr. Sabine Weigand, denkmalpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion.
Mit der Petition habe man zwar die Überprüfung der Radrennbahn und die Zuerkennung des Denkmalstatus erreicht, aber die Bahn nicht retten können. Leider habe es keine Aussicht auf eine zukünftige Nutzung mehr gegeben. „Im Verfahren hat die Stadt Nürnberg teilweise wenig vertrauenerweckend agiert“, meint Weigand, so bei der völlig unangebrachten und schlecht recherchierten Anzweiflung der Denkmaleigenschaft oder mit dem Vorziehen des Beschlusses des Bebauungsplans im Stadtplanungsausschuss noch vor Entscheid über die Petition.
In der Sitzung wurde, wie vom Ausschuss gefordert, der Inhalt des städtebaulichen Vertrags mit dem Investor offengelegt. Denn um die Zustimmung des Ausschusses zum Abriss der Bahn zu erhalten, hatte OB König zugesagt, dass mindestens 30 m der Bahn erhalten bleiben und darüber hinaus ein Erinnerungsort im „Landmark-Gebäude“ geschaffen werden sollte. Im Vertrag findet sich bei letzterem aber eine Klausel, die es der Stadt problemlos erlauben würde, dies nicht zu verwirklichen.
„Dass man jetzt doch wieder im Vagen bleibt, passt zum bisherigen Agieren der Stadt und ist nicht akzeptabel. Wir möchten uns darauf verlassen können, dass hier ein Erinnerungsort entsteht, und zwar ohne Wenn und Aber. Das ist die zugesagte Kompensation der Stadt für den Verlust des Denkmals, die Möglichkeit für die Bürgerschaft von Reichelsdorf, wenigstens noch ein Stückchen Erinnerung an die Identität des Stadtteils bei sich zu finden.“ Dass sich die Stadt hier nicht nur ein Hintertürchen, sondern ein ganzes Scheunentor offenhalten wolle, sei nicht hinnehmbar. Deshalb konnten die Grüne dem abschließenden Beschluss nicht voll zustimmen. „Wir lassen uns nicht veräppeln“, so Weigand.
Der Ausschuss gibt seine Zustimmung zum Abriss allerdings nur unter der Maßgabe, dass der Erinnerungsort auch tatsächlich kommt. „Wir hoffen, dass die Stadt Nürnberg so fair ist, sich an diese Maßgabe zu halten“, meint grüne MdL Verena Osgyan, ebenfalls Ausschussmitglied. „Mit dem Museum Industriekultur haben wir die beste Expertise zur Gestaltung des Konzepts für einen Erinnerungsort. Damit könnte auch ein wichtiger Teil der Nürnberger Industriegeschichte gezeigt werden.“
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