Standpunkt: Städtebauliches Desaster
Wendelstein - Im Wendelsteiner Bau- und Umweltausschuss wurden am 09.06.2016 Planungen für das ehemalige Hörnlein-Areal in Großschwarzenlohe (gegenüber Kaufland) vorgestellt. Dort soll, nach den Wünschen des Investors, eine reine Reihenhaussiedlung mit über 100 Reihenhäusern entstehen.
Diese explizit für junge Familien geplante Bebauung erzeugt gemischte Gefühle bei BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN. Sicherlich ist es richtig, dass in der Gemeinde Wendelstein Wohnraum benötigt wird, aber eine solche Reihenhaussiedlung auf dem Hörnlein-Gelände kann aus Sicht der GRÜNEN städtebaulich nicht die richtige Antwort sein.
Auf ca. 28.000 qm sollen über 100 Reihenhäuser in drei Hausgrößen von 81 m², 116 m² und 141 m² entstehen. Wenn dort nur durchschnittlich drei Bewohner pro Haus berücksichtigt werden, so werden dort zukünftig mindestens 300 Bürger Wohnraum finden, eher sogar 400.
Im Vergleich dazu hat Raubersried weniger als 200 Einwohner auf der 4-fachen Fläche! Nach Abzug von Verkehrs- und Parkflächen, sowie Gemeinschaftsflächen sowie Wohnwegen und Spielplätzen steht jedes Reihenhaus auf einem etwa 200 m² Grundstück. In Raubersried gibt es eine gute Bevölkerungsdurchmischung. Dort leben alte neben jungen Leuten, sowie unterschiedlichsten Einkommensgruppen.
Auf dem ehmaligen Hörnlein-Gelände hingegen entstünde eine Art Retortensiedlung (á la Feucht „Planetenwege“), mit einer gleichförmigen Bebauung, so wie man sie noch aus den 70-iger Jahren kennt. Der auf dem Hörnlein-Areal geplante Maßstab mag für einen städtischen Raum wie Nürnberg noch vertretbar sein, ist aber für eine Gemeindegröße wie Wendelstein übertrieben.
Mit einem Schlag würde sich die Bevölkerungszahl von Großschwarzenlohe um mindestens 10 Prozent erhöhen. Mit allen Problemen die daraus resultieren: mehr Verkehr, mehr Kanalisation, mehr Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen usw. Mehr, mehr, mehr. Eine gleichmäßigere Verteilung auf alle Gemeindeteile wäre aus Sicht der GRÜNEN wünschenswert.
Warum holt sich der Bau- und Umweltausschuss nicht Beratung bei einem Stadtplaner, oder lässt sich durch das Ingenieurbüro beraten, das gerade den Auftrag erhalten hat, den Flächennutzungsplan neu aufzustellen? Warum stürzt man sich, obwohl das Fiasko der »Neuen Mitte« in Kleinschwarzenlohe immer noch nicht ausgestanden ist, in ein neues Abenteuer mit einem Investor ?
Wenn der Bau- und Umweltausschuss der Meinung ist, dass das Hörnlein-Areal besser für Wohnbebauung geeignet ist, als für Gewerbe, warum nimmt dann die Gemeinde nicht das Heft selbst in die Hand und erwirbt das Areal und projektiert dieses selbst oder stellt mindestens den Bebauungsplan selber auf, um eine einseitige, auf Gewinnmaximierung getrimmte Bebauung zu vermeiden ?
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN lehnen die Bebauung des Hörnlein-Areals nicht grundsätzlich ab. Im Gegenteil: Bereits im Wahlprogramm forderten die GRÜNEN ein Flächenrecyling und die Überarbeitung des Flächennutzungsplanes. Doch bei der nun vorgelegten und vom Bau- und Umweltausschuss mehrheitlich für gut geheißenen Planung, handelt es sich um eine Hau-Ruck Aktion im falschen Maßstab für Wendelstein. Zunächst sollte im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen der Überarbeitung des Flächennutzungsplanes geklärt werden, wie viele Wohn- und Gewerbeflächen zukünftig gebraucht werden und wo diese entstehen sollen und vor allem: Wo die Grenzen des Wachstums in Wendelstein liegen.