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Stark in der Gemeinschaft

Region - Wie kann man die Situation für Erzeuger und Verbraucher verbessern? Nur gemeinsam. Dies ist das Konzept der solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi). Der Holzhobelhof in Greuth bei Nürnberg hat sich dem Projekt angeschlossen.

  • Bio-Landwirt Reiner Wiedmann

    Bio-Landwirt Reiner Wiedmann
    © Holzhobelhof

Reiner Wiedmann hatte ein Problem. Als kleiner Bio-Landwirt betreibt er einen Hof mit vielen Standbeinen. Da ist die Landwirtschaft, der Erlebnisbauernhof und der Hofladen zur Selbstvermarktung. Eigentlich eine gute Sache, nur kommen die Kunden mit dem Angebot nicht immer zurecht. Wenn es gerade Tomaten in Mengen gab, aber saisonal keinen Mangold, dann passten Angebot und Nachfrage einfach nicht zusammen. Als Reiner Wiedmann dann vor fünf Jahren vom Konzept der SoLaWi hörte, war er sofort interessiert. Aber ein Seminar der Gemeinschaft entmutigte ihn: er solle nicht im Kleinen anfangen, sonst hätte er keine Chance. Er müsse das sofort groß aufziehen, so wurde es ihm gesagt. Die Idee starb, aber nie so ganz. Ein paar Jahre später kam ein Berater von Bioland zu ihm und war ganz anderer Meinung als die Initiative. Die Sache würde doch 100 Prozent zum Holzhobelhof passen, so seine Überzeugung. Und so startete Reiner Wiedmann im April diesen Jahres das Projekt SoLaWi auf dem » Holzhobelhof.

Beteiligung für alle

Die Idee ist einfach wie bestechend: ein Teil der Anbaufläche wurde in Ernteteile aufgeteilt, derzeit 21. Die Teilhaber erwerben einen Teil oder einen halben und bezahlen dem Erzeuger eine feste Summe pro Monat – im Falle des Holzhobelhofes 90 Euro pro Anteil. Diese trägt den Bedarf für die Erzeugung des Gemüses, und die Teilhaber bekommen wöchentlich ihren Anteil der Ernte.

Die Vorteile liegen auf der Hand: der Erzeuger hat Planungssicherheit und weiß, dass seine Produkte garantiert abgenommen werden. Es muss nichts weg geschmissen werden, auch „krumme Dinger“ kommen in den Gemüsekorb. Transportwege und Verpackung fallen weg. Und der Kunde bekommt die frischeste Ware, die es überhaupt gibt. Daneben hat er ein Mitspracherecht über den Anbau. „Wir trafen uns zum Start des Projektes uns haben sozusagen basisdemokratisch abgestimmt, was angebaut wird und was nicht. Sobald die Hälfte der Teilhaber + 1 für eine Sorte abstimmen, wird sie angebaut“, erklärt Reiner Wiedmann. So wachsen jetzt Tomaten, Mangold, Lauch und so vieles mehr auf den gemeinschaftlichen Flächen – nur eines nicht: exotische Sorten. Die wollte nämlich keiner. Und auch mitarbeiten dürfen die Teilhaber, zum Beispiel beim Pflanzen, Wässern oder Unkraut hacken. „Das ist ein Darf, kein Muss“, betont Reiner Wiedmann. Neben dem finanziellen Standbein sieht er noch viele andere Vorteile. „Kunden und Erzeuger kommen in Kontakt und lernen die Bedürfnisse und Wünsche des anderen kennen. Wo passiert das schon? Wir sind in der Regel doch weit voneinander entfernt“, findet Wiedmann. Natürlich sehen die Teilhaber auch, was es bedeutet, einen Hof zu betreiben. Und sie lernen landwirtschaftliche Produkte ganz anders kennen. „Viele Menschen kennen Spitzkohl etwa nur rein theoretisch. Wenn er aber dann im Gemüsekorb liegt, dann setzen sie sich damit auseinander, was man jetzt damit anfängt“, so Wiedmann. Aber auch Saisonalität bekommt eine ganz andere Bedeutung. „Wenn gerade Erntezeit für Tomaten ist, dann kommen die Teilhaber gar nicht mehr darum herum, Tomaten auch einzukochen. Denn die sind eben reif, wenn sie reif sind.“

Frisches Gemüse - das ganze Jahr

Um die Versorgung rund um’s Jahr muss man sich übrigens keine Gedanken machen. Denn Gemüse gibt es auch im Winter. Natürlich ist der Abholkorb je nach Saison und Angebot mal voller und mal weniger voll. „Aber die einzigen Monate, wo es nicht sehr viel gibt, sind April und Mai“, versichert Wiedmann. Und dafür hat ein gewiefter Teilhaber ja sicherlich vorgesorgt – mit eingekochten Sachen oder durch fachgerechte Lagerung. Und dass man das bekommt, was die Beteiligung verspricht – nämlich jedes Gemüse, was auf den Anteilen wächst – das ist garantiert.

Auf dem Hof ist noch Luft nach oben: auf bis zu 70 Ernteanteile will Wiedmann aufstocken. Die kann man sich ab September sichern, los geht es dann im April. Das ist wichtig für die Planungssicherheit und damit die Felder auch entsprechend bewirtschaftet werden. Mehr soll es dann aber auch nicht mehr werden. „Mir ist die Gemeinschaft wichtig, ich will jeden mit Namen kennen und auch kennen lernen“, betont Wiedmann. „Hierfür wollen wir auch gemeinsame Grillfeste und ähnliches organisieren.“ Wiedmann ist überzeugt:  „Nur in der Gemeinschaft ist man stark.“  Könnte eine Gemeinschaft so stark sein, dass sie nach diesem Konzept einen ganzen Hof trägt? Der Bio-Landwirt ist überzeugt: „Ganz bestimmt“. Beim Holzhobelhof wird das nicht der Fall sein, denn der hat ja mehrere Standbeine. Aber das Konzept birgt viel Potenzial – vielleicht so viel, dass man eine kleine Revolution in der Landwirtschaft erreichen könnte? Möglich wär’s.

Lange Tradition mit japanischen Wurzeln

Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft entstand in den 1960er Jahren in Japan, den sogenannten Teikei. In den USA entwickelte sich die „Community Supported Agriculture“ (CSA) genannte Wirtschaftsweise seit 1985. Auch in Deutschland steigt die Zahl der Betriebe, dabei handelt es sich meistens um biozertifizierte Höfe. Seit Mitte 2013 gibt es in Nürnberg eine SoLaWi-Initiative. 

Mehr Infos unter » www.stadt-land-beides.de, » www.solidarische-landwirtschaft.org und natürlich beim » Holzhobelhof

Von: Kristin Wunderlich ( Dipl. Biologin), Samstag, 18. Juli 2020 - Aktualisiert am Freitag, 28. August 2020
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Der Holzhobelhof« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/holzhobelhof

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