Wie bewegt sich eigentlich der Wendelsteiner?
Wendelstein - Die meisten Wendelsteiner kennen das Problem: Sowohl morgens beim Weg in die Arbeit als auch abends zurück verbringen wir die Zeit oft im Stau, noch bevor wir unseren Heimatort verlassen haben.
Schön zu beobachten ist das beim morgendlichen Versuch, von Röthenbach auf die Staatsstraße aufzufahren. Das gleiche gilt für den Wendelsteiner Altort oder auch von der Ortsdurchfahrt Sorg. Durch den starken Verkehr auf der ST2239 (Schwabacher Str.) ist es nahezu unmöglich in den Verkehr einzufädeln – viel Geduld ist gefragt (während wir zeitgleich unsere Gemeinde mit Autoabgasen „einräuchern“).
Geschuldet ist das Problem unter anderem der Lage der Gemeinde und den geographischen Gegebenheiten. Letztlich haben wir uns alle mehr oder minder daran gewöhnt. Aber leider nimmt das Problem in letzter Zeit noch zu. Dem kann man natürlich entgegen halten, dass sich das wieder gibt, wenn die A6 saniert ist und der zusätzliche Verkehr wegfallen soll, oder – wie der Betreuer der Planungswerkstatt es ausdrückte – das Problem ist weder der Quell- noch der Zielverkehr, sondern der Durchgangsverkehr. Zugegeben ein schwacher Trost für den leidgeprüften Pendler, zumal auch der Abschluss der Sanierung der A6 das Problem voraussichtlich nicht lösen wird.
Allenfalls wird die ein oder andere Stauspitze vorübergehend etwas schneller aufgelöst sein. Mit der geplanten Bebauung des Hörnlein-Areals werden tagtäglich 100 bis 200 Autos hinzukommen – je nachdem, ob ein oder zwei Autofahrer im Reihenhaus leben. Das Bebauungsplanverfahren wird zeigen, ob und wie dies berücksichtigt wird – Lösungsvorschläge sind zumindest keine bekannt. Die Strecke durch Kornburg liegt zwar nicht auf Wendelsteiner Gemeindegebiet, das macht den Stau aber nicht attraktiver. Auch die weiteren Neubauten wie beispielsweise am Lisenfeld oder dem Wickleingelände werden zu einer Zunahme des Individualverkehrs führen.
Nachdem auch noch die Nachbargemeinden wie Schwanstetten fleißig Baugebiete ausweisen, was unseren Bürgermeister nach eigener Aussage neidisch werden lässt, und auch diese Baugebiete bevölkert werden von Menschen, die mit dem Auto in die Arbeit fahren wollen und müssen, wird sich die Situation weiter verschärfen.
Und wer einmal das Vergnügen hatte, am Samstagvormittag durch den Altort zu fahren, weiß aus eigener Anschauung, dass der vorhandene Verkehrsraum in keinem sinnvollen Verhältnis zu der Anzahl der PKW, Fahrradfahrer und Fußgänger steht. Teile des Gemeinderates halten dies scheinbar für gottgegeben oder zumindest unausweichlich.
Dennoch sollten wir anfangen uns zu fragen, ob Wendelstein die Neubaugebiete und die damit wachsende Bevölkerung mit allen ihren Bedürfnissen wirklich verkraftet. Wenn Wachstum in dem geplanten Umfang anscheinend nötig ist, sollten wir uns zumindest Gedanken machen, wie das Verkehrsproblem gelöst werden kann.
Es ist Zeit, ein ganzheitliches Verkehrskonzept zu erstellen, das zum einem dem erkennbaren Bevölkerungswachstum und der steigenden Motorisierungsrate Rechnung trägt, zum anderen aber auch unser Wendelstein so lebenswert belässt, wie wir es schätzen.
Dabei wird die Gemeinde auch um ein Überdenken der ÖPNV Strukturen nicht herumkommen, denn die derzeitige Anbindung ist wenig attraktiv und bewegt daher kaum Pendler zum Umsteigen. Im Klartext: Die Busse fahren zu selten, die Querverbindungen sind umständlich, das Preisgefüge ist undurchsichtig und im Verhältnis viel zu teuer. Und man hört, die Gemeinde feilsche um Höhe ihrer Beteiligungen an den Kosten, mit dem Ziel…? Geld zu sparen? Damit die Anbindung noch schlechter wird?
Vielleicht schaffen wir es mal genauso viel Geld und Energie in die Lösung des Verkehrsproblems zu stecken wie in die Identifizierung weiterer Neubauflächen. Das wäre doch mal ein Anfang…
Martin Mändl
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