Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, zieht seit seinem Antritt 2011 zwei Politiken rücksichtslos durch: die Nullzinspolitik und den Ankauf von Staatsanleihen. Dies kann er gegen die (sanfte) Kritik von Bundesbankpräsident Jens Weidmann machen, da Deutschland als größte EU Volkswirtschaft im 19 köpfigen EZB Rat nur eine Stimme, ebenso wie Malta und Zypern, und auch im sechsköpfigen EZB-Direktorium ebenso in der Minderheit ist.

Hinsichtlich der Null-Zinspolitik untersuchte eine Studie der DZ-Bank die Zinseinbußen und Zinsersparnisse der privaten Haushalte in Deutschland von 2010 bis 2016. Danach standen 345 Milliarden Euro Zinseinbußen 145 Milliarden Euro Zinsersparnissen bei den Hypotheken- und Konsumkrediten gegenüber. Das macht somit einen Nettoverlust von 200 Milliarden Euro oder ca. 2.500 Euro pro Einwohner.

Hinsichtlich des Ankaufs von Staatsanleihen hat unlängst das Bundesverfassungsgericht Bedenken angemeldet. Das Gericht beantragte, dass der Europäische Gerichtshof in einem beschleunigten Verfahren darüber entscheiden soll. Kritiker bringen vor, dass die EZB mit diesem Vorgehen nicht nur Währungs-, sondern Wirtschaftspolitik betreibt, was der Notenbank untersagt ist. Ohne dass der Bundestag dem jemals zugestimmt hat, gehe die Bundesbank, die mit 26 Prozent am Kapital größter EZB-Anteilseigner ist, für die EZB Milliardenrisiken ein.