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Ansprechpartnerin (Redaktion)

Begehung der Muna

Wendelstein - Am 26.11.2021 fand eine Führung durch drei verantwortliche Forstbeamte auf dem Gelände Muna statt. Einem der drei aktuell verbliebenen Standorte, auf denen die DB ein ICE Instandhaltungswerk errichten will.

Teilnehmer waren die Bürgermeister Jörg Kotzur (Feucht) und Werner Langhans (Wendelstein), die jeweils von Vertretern der in den Gemeinderäten vertretenen Fraktionen begleitet wurden sowie Vertreter der Bürgerinitiativen aus Feucht und Wendelstein/Röthenbach und des Bund Naturschutz.

Ebenfalls teilgenommen haben zwei Vertreter aus dem Projektteam der DB. Nicht dabei waren leider Vertreter des Eigentümers, also der Bundes-Anstalt für Immobilien-Aufgaben, einer Behörde, die dem Bundesministerium für Finanzen zugeordnet ist. 

Ziel war es, den Teilnehmern einen persönlichen Eindruck zu verschaffen hinsichtlich der Dimensionen und des tatsächlichen Zustands der dort vorhandenen Flächen. Für diese besteht ja ein Betretungsverbot und deshalb weiß man in der Öffentlichkeit (zu) wenig von dem Gelände. Besonders in der, der Gemeinde Feucht zugewandten Seite fällt auf, wie ausgesprochen dicht der Wald hier steht. Die Sichttiefe reicht oft nur wenige Meter in den Wald hinein.

Es ist darüber hinaus nicht nur vielfältiger Bewuchs verschiedenster Pflanzen festzustellen, sondern auch Biotope, die sich im Laufe der Zeit ungeschützt entwickeln konnten.Es liegen vielerorts Bäume quer oder es stehen abgebrochene Stämme auf kleinen Lichtungen. Aus ökologischer Sicht ist besonders auch dieses sogenannte Totholz wertvoll und schützenswert, weil es Lebensraum für verschiedene, andernorts bedrohte oder bereits verschwundene, Lebewesen bietet. 

Alle forstwirtschaftlichen Arbeiten und auch die Bejagung des Geländes werden ausschließlich auf und von den vorhandenen Wegen aus erledigt. Das Betreten des Geländes ist selbst für Ortskundige zu gefährlich, weil es hochgradig kontaminiert ist mit Spreng- und Kampfstoffen. Zwar wurde einiges davon gesprengt, es ist aber noch immer sehr viel davon im Erdreich verborgen.

Keine Spur also von einer Kraterlandschaft, Monokultur oder minderwertigem Steckerlaswald, wie das Gelände mitunter beschrieben wird! Auf dem Papier ist die Muna zwar kein Landschafts-, aber doch ein Vogelschutzgebiet. Und natürlich Bannwald. Einen höheren Schutzstatus kennt das Bayerische Waldgesetz nicht. Ebenfalls von großer Wichtigkeit ist der so genante Giftgas-Sarkophag. Dabei handelt es sich um eine ca. 550 Meter lange und 160 Meter breiten Hügel und Lichtung, die mehrere Meter höher liegt als der umgebende Wald. Um die Jahrtausendwende hat man diese Fläche mit einer Spundwand eingefasst, das verseuchte Erdreich mit einer Folie überzogen und anschließend mit mehreren Metern Erde aufgeschüttet. Nach unten soll eine natürliche Lehmschicht den Sarkophag abdichten.

Dieser wurde von 2006 bis 2008 errichtet, um ein Auswaschen von Giftstoffen ins Grundwasser zu verhindern. Experten des Landratsamts Nürnberger Land gehen davon aus, dass hier ca. 31 Tonnen hochgiftigen Kampfstoffs („Lost“) vergraben liegen, die bei Zimmertemperatur gasförmig werden und bereits in kleinsten Mengen tödlich wirken. Man geht davon aus, dass der Sarkophag eine Lebensdauer von mind. 50 Jahren hat. Die Dichtigkeit, also ob Schadstoffe in das Grundwasser eindringen, wird über ein regelmäßiges Monitoring aus mehr als 150 Messstellen überwacht. Genaue Daten und Ergebnisse werden aber nicht veröffentlicht. Der Eigentümer hat an anderer Stelle aber zugegeben, dass „Im Ergebnis bereichsweise sprengstoff- als auch pulvertypische Verbindungen im Grundwasser nachgewiesen wurden und werden.“ Es stellt sich auch die Frage, was passiert, wenn die gemessenen Werte ein die Umwelt und Menschen gefährdendes Ausmaß annehmen würden?! Und ob und wie der Sarkophag auf die Erschütterungen der Bautätigkeiten in unmittelbarer Nähe und den späteren Betrieb mit 400 Meter langen Zügen reagiert, das kann derzeit niemand gesichert beurteilen. Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass wohl eher nach dem Prinzip „Kopf in den Sand stecken und auf das Beste hoffen“ verfahren wird. Sollte die Bahn hier ihr ICE-Werk errichten wollen, so benötigt sie ein Areal mit uneingeschränkter Kampfmittelfreiheit. Um diese zu erzielen, müsste das Gelände nahezu vollständig gerodet und teilweise mehrere Meter tief umgegraben werden. Die DB beabsichtigt nach eigenen Angaben nicht, das gesamte Gelände zu entmunitionieren, sondern nur den für das Werk benötigten Platzbedarf zu erwerben, und zwar bereits geräumt. 

Das bedeutet im Klartext, dass der größte Teil des MUNA-Geländes wohl nicht geräumt wird und dass der Sarkophag angefasst wird, darf als ausgeschlossen gelten. Zu groß, zu schwierig, zu gefährlich. Auf direkte Nachfrage kam von der Bahn lediglich die sehr vage Auskunft, es gäbe ein Gutachten zur Räumung bzw. Räumbarkeit und die Details wären in Arbeit. Dazu gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten: Entweder es stimmt, dann hieße das, die Bahn zöge einen Kauf und die Planung der Bebauung ernsthaft in Betracht, ohne Kosten und Zeitbedarf für die Räumung zu kennen. Das darf angezweifelt werden, widerspräche es doch jedem gesunden Menschenverstand. Oder es stimmt nicht und die Bahn weiß mehr oder weniger genau, wie das Gelände geräumt werden kann. Dann stellt sich die Frage, warum sie damit nicht an die Öffentlichkeit geht, denn dies wäre von größtem Interesse und gleichzeitig ein Beweis für verantwortungsvolles Handeln. Gibt es etwas zu verheimlichen, sollen im Hintergrund Fakten geschaffen werden oder sind solche bereits geschaffen? Sogar die harmlose Frage, bis wann die Bahn das Raumordnungsverfahren tatsächlich eröffnet würde, kam nur die Antwort, man arbeite daran, den genannten Termin bis Ende des Jahres einzuhalten.

„Also vor Weihnachten?“ Darauf: Grinsendes Schulterzucken… Die Bürgerinitiative Wendelstein/Röthenbach hat übrigens auf eine Nachfrage bei der BImA die Auskunft erhalten, ein konkretes Kampfmittelräumungskonzept läge zum jetzigen Stand der Planung nicht vor. Der geplante Standort MUNA soll sich, so die Unternehmenskommunikation der DB wörtlich, an das Gewerbegebiet „anschmiegen“. Zum Vergleich: Die Start- und Landebahn des Flughafens Nürnberg ist 2.700 Meter lang. Das ICE Werk soll eine Länge von 3.200 Metern haben und würde somit ungefähr die Fläche des gesamten Rollfelds des Flughafens einnehmen.

Von: Andreas Teichert (Presse BI), Sonntag, 05. Dezember 2021 - Aktualisiert am Samstag, 18. Dezember 2021
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Reichswald bleibt e.V.« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/reichswald_bleibt

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