Einfach mal einfencheln lassen
Region - Fenchel ist der Klassiker der mediterranen Küche. Sein Geschmack ist vor allen Dingen eines: erfrischend.
Italienische Weinbauern nutzten diese Eigenschaft gerne. Um die Kunden über die eine oder andere Schwäche ihres Traubensaftes hinwegzutäuschen, reichten sie ihnen vor der Verkostung Fenchelsamen. Deswegen ist „jemanden einfencheln“ eine gängige Redensart in Italien.
Auf Fenchel gibt es in der Regel zwei diametral entgegengesetzte Reaktionen: Liebe oder Ablehnung. Dabei kann die Fenchelknolle auf unterschiedlichste Weise zubereitet werden und harmoniert quasi mit allen Lebensmitteln. So sagen die Italiener auch, dass Fenchel jedes Gericht verfeinert, den guten Geschmack intensiviert und den schlechten Geschmack übertönt. Wenn Sie also nicht zu den Fans gehören – vielleicht wollen Sie der Knolle doch noch einmal eine Chance geben? Zum Einstieg vielleicht in einer kleinen Nebenrolle, kombiniert mit anderem mediterranen Gemüse wie zum Beispiel Tomaten, Paprika oder Oliven? Der Versuch ist es wert, denn Fenchel ist ein echtes Powerfood (s. Kasten).
Ordnung ins Fenchel-Wirrwarr
Fenchel ist ja in vielen Formen unterwegs. Als Heilpflanze, Gewürz und Gemüse. Es gibt einjährige und zweijährige Pflanzen. Ist das nun alles das Gleiche, nur unterschiedlich alt? Nicht ganz. Alle Fenchel-Sorten gehören zwar zu der einen Gattung Foeniculum vulgare. Allerdings handelt es sich um unterschiedliche Varietäten. Als Heilpflanze wird der Wilde Fenchel oder Bitterfenchel genutzt. Seine Wirkung ist übrigens wissenschaftlich erwiesen und der Heilfenchel offiziell als pflanzliches Arzneimittel anerkannt. Neben den bitter schmeckenden Früchten findet auch das aus ihnen gewonnene ätherische Fenchelöl Verwendung. Der Gewürz- oder Teefenchel kommt zwar ebenfalls in der Heilkunde zum Einsatz, seine süßen und kaum bitteren Früchte werden aber auch zum Würzen verwendet. Der Gemüse- oder Knollenfenchel schließlich bildet, anders als die beiden anderen Sorten, dicke Knolle aus. Bereits im 17. Jahrhundert startete er in Italien seinen Siegeszug in die Küche.
Tipps zu Einkauf und Lagerung
Natürlich sollte der Fenchel immer möglichst frisch gekauft werden. Also prüfen Sie das Blattkraut: propper und leuchtend grün muss es aussehen. Fehlt es, dann wurde es vermutlich abgeschnitten, weil es bereits welk war. Die Knolle selbst soll schön weiß sein, keine braunen Flecken aufweisen und die Schnittstelle nicht angetrocknet sein. Fenchel hält sich im Kühlschrank, in ein feuchtes Tuch eingeschlagen, bis zu zwei Wochen. Geschmack- und gehaltvoller wird er davon aber nicht. Wenn Sie ihn nicht schnell verarbeiten können, dann frieren Sie ihn lieber ein. Das geht entweder roh oder kurz blanchiert. Und übrigens: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass man sowohl rundliche als auch längliche Fenchelknollen auf dem Markt findet? Es handelt sich dabei um verschiedene Sorten. In Italien gelten die runden Fenchelknollen im Volksmund als männlich und die länglichen werden als die weiblichen bezeichnet. Aus der Form lässt sich ableiten, wie Sie den Fenchel später am besten verarbeiten. Die runden, fleischigen Knollen sind deutlich faserärmer und können sehr gut roh genossen werden. Die länglichen Knollen eignen sich gut zum Kochen und Braten.
Fenchel zubereiten
Die Fenchelknolle kann auf unterschiedlichste Weise zubereitet werden und harmoniert quasi mit allen Lebensmitteln. Sie können den Fenchel kochen, grillen, frittieren oder auch einfach roh essen. Er passt wunderbar zu Fisch und Meeresfrüchten, Gurken, Karotten, Risotto und Pasta. In Bezug auf die Gewürze kombiniert Fenchel zum Beispiel gut mit Safran, Rosmarin, Curry, Chili und Parmesankäse. Fenchel eignet sich jedoch nicht nur als Beilage oder Bestandteil von Vor- und Hauptspeisen, sondern auch als interessante Komponente in Obstsalaten und Smoothies. So ergänzt er sich geschmacklich unter anderem perfekt mit Ananas, Orangen, Erdbeeren oder Kiwis. Die einfachste Zubereitungsmethode ist das Dämpfen in wenig Wasser. Dabei beträgt die Garzeit etwa acht bis zwölf Minuten. Der Fenchel wird anschließend mit Salz und etwas Fett beträufelt, zum Beispiel Olivenöl, Butter oder Margarine. Wer mag, gibt noch einen Spritzer Zitronensaft drüber, voilà – fertig ist der Fenchel in seiner reinsten Form.
Roher Fenchel
Echte Fenchel-Fans und Puristen genießen die Knolle gerne roh und kommen somit in den vollen Genuss aller Inhaltsstoffe. Dafür kann man zum Beispiel den Fenchel in feine Stücke schneiden und in Salz dippen. Roher Fenchel ergibt aber auch wunderschöne bunte Salate, beispielsweise mit Tomaten, Orangen, Oliven und Walnüssen. Als Dressing geht zum Beispiel Oliven- oder Haselnussöl, Zitronensaft oder Balsamico.
Fenchel als Saft
Frischer Fenchelsaft schmeckt wunderbar zusammen mit dem Saft aus Äpfeln, Karotten, Roter Beete oder Ananas. Wer mag, kann auch Petersilie oder grünes Blattgemüse dazu entsaften.
Gekochter Fenchel
Die Knolle vierteln und in ausreichend Salzwasser oder Gemüsebrühe für etwa zwölf Minuten kochen. Wird der Fenchel nach dem Kochen in Eiswasser abgeschreckt, hält er so auch zwei bis drei Tage im Kühlschrank.
Fenchel geschmort
Den Fenchel in gleichmäßig große Stücke schneiden und für einige Minuten in Olivenöl anrösten. Anschließend mit etwas Wasser, Gemüsebrühe oder Weißwein ablöschen und bei mittlerer Temperatur bis zum gewünschten Garpunkt weiterköcheln lassen.
Überbackener Fenchel
Die Fenchelknolle eignet sich nicht wirklich gut, um im Backofen zubereitet zu werden. Sie wird schnell ledern. In kleinen Stücken und mit anderen Gemüsesorten wie Paprika und Auberginen kombiniert verleiht Fenchel aber dem Ofengemüse sein schönes Aroma.
Fenchel frittieren
Den Fenchel wie Pommes in ein Zentimeter dicke Stifte schneiden und mit Küchenpapier trocken tupfen. Zuerst in geschlagenem Ei und dann in Mehl panieren. Für etwa sechs Minuten nicht zu heiß frittieren.
Fenchel grillen
Die Knolle in zwei bis drei Millimeter dünne Scheiben schneiden, mit Olivenöl bestreichen und auf einer heißen Grillpfanne einige Minuten auf beiden Seiten angebraten. Pur genießen oder mit einer Marinade aus Olivenöl, Zitronensaft, Knoblauch und Petersilie oder Pfefferminze beträufeln.
Fenchel als Suppe
Fenchel schneiden und im Topf dämpfen. Dazu eine cremige Zutat, etwa Kokosmilch, Sahne oder pflanzlicher Sahneersatz und ein paar leckere Gewürze, wie Ingwer, Curry und Zitronenmelisse oder etwas geriebene Zitrone. Fertig ist die Fenchel-Suppe.
Und bitte nicht vergessen: das Fenchelgrün!
Auch das Fenchelgrün ist essbar und lecker, also bitte nicht wegwerfen! Sie können die Blättchen klein schneiden und einfach über Suppen, Salate oder andere Gerichte streuen. Auch Brote lassen sich wunderbar damit garnieren. Oder Sie mischen das Grün in Dips oder Soßen.
Fenchel als Gewürz
Gewürzfenchel verfeinert klassischerweise Fischgerichte, aber auch Fleisch, Soßen, Suppen, Dressings (z.B. Vinaigrette), Eintöpfe, Brot und Gebäck oder Gemüsepfannen. Fenchel ist außerdem Bestandteil von verschiedenen Gewürzmischungen, zum Beispiel Curry oder die chinesischen „Fünf Gewürze“. Als besondere Spezialität gelten übrigens die Pollen des Fenchels. Sie schmecken angenehm süß. Allerdings ist die Gewinnung des Fenchelpollens sehr aufwändig und diese Spezialität entsprechend kostspielig.
Ob Sie nun also Fenchelfan sind oder Fenchelskeptiker: bei solch einer Vielfalt sollte doch wirklich für jeden etwas dabei sein. Entweder, um der Knolle noch einmal eine Chance zu geben. Oder, um das geliebte Gemüse einmal von einer anderen Seite kennenzulernen.
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