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Erstaunliches Wasserprojekt in Gustenfelden

Region - Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft immer wieder vor große Herausforderungen. Das, was früher selbstverständlich war, muss heute angepasst und neu überdacht werden. Immer wichtiger wird es demzufolge, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nachhaltig zu haushalten.

  • 15.000 m³ Wasservorrat

    15.000 m³ Wasservorrat
    © Obstbau Winkler

  • Zwei Drittel des Volumens sind inzwischen befüllt

    Zwei Drittel des Volumens sind inzwischen befüllt
    © Obstbau Winkler

  • Mega-Teichfolie in einem Stück

    Mega-Teichfolie in einem Stück
    © Obstbau Winkler

Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Erdbeeren, Haselnüsse und sogar Trauben, Pfirsiche und Nektarinen werden bei Obstbau Winkler regional erzeugt und kommen bei uns – ohne weite Transportwege – in die Hofläden der Umgebung. Der traditionsbewusste Obstbauer Manfred Winkler ist mit der Region verbunden. Ein Stück Heimat, das ihm am Herzen liegt. Für ihn ist es selbstverständlich, für Natur und Landschaft Verantwortung zu tragen.

Durch Klimaveränderungen beginnt die Blütezeit der Obstsorten nun früher – zu früh, um alle Frostphasen zu umgehen.

Zudem werden die Sommer trockener und Dürrephasen treten häufiger auf. Zwei Probleme, die schnell die komplette Arbeit eines ganzen Anbaujahres zunichtemachen und die Ernte vollständig zerstören können. Um diese beiden Gefahren für den Obstanbau zu bannen, sind gute Lösungen gefragt.

Manfred Winkler setzt auf ein riesiges Wasserbecken, das ihm hilft, beide Probleme in den Griff zu bekommen. Der Gedanke ist simpel, der Umsetzung ging dennoch viel Planungs- und Ausführungsaufwand voraus. Obstbauer Winkler wollte Regenwasser insbesondere aus Starkregenphasen und ungenutztes Abflusswasser der Schwabach auffangen und sammeln, um damit autarker wirtschaften zu können. Dabei nimmt er der Natur nichts weg, sondern führt das Wasser den Böden sinnvoll zu. 

Mit viel Eigeninitiative und tatkräftiger Unterstützung von Freunden, Verwandten und Bekannten entstand ein gigantisches 15.000 m³ Becken, das im Sommer 2022 fertiggestellt wurde. Mit der Befüllung wurde dann vor gut einem Jahr begonnen. Mittlerweile sind zwei Drittel des Fassungsvolumens mit Wasser gefüllt. 

Und was genau passiert dann mit dem Wasser?

Manfred Winkler erklärt der meier Redaktion, dass er den Wasservorrat primär zum Schutz der Blüten vor Frost nutzt. Eine spannende Idee steckt dahinter: Sinkt die Außentemperatur im April oder Mai auf den Frostpunkt hinab, dann setzt – noch bevor die Null-Grad-Grenze erreicht ist – bei Obstbau Winkler eine „Überkronenbewässerung“ ein. Äste und Blüten werden beregnet, durch den Frost bildet sich eine Eishülle um die Pflanzen. Dadurch entsteht Erstarrungswärme, die ausreicht, die Blüten von Kernobst bis zu einer Temperatur von -8 Grad zu schonen und die Ernte im Sommer zu sichern. Bei Steinobst dagegen funktioniert nur eine „Unterkronenbewässerung“ mit einem Schutz bis -4 Grad. 

Und auch wenn die Bewässerung nicht ganz ohne Einsatz von Energie funktioniert, ist diese Methode trotzdem wesentlich nachhaltiger, als die Arbeit und eingesetzten Ressourcen eines ganzen Jahres zu verlieren und dann Obst aus weiter entfernten Regionen importieren zu müssen.

Neben dem Schutz der empfindlichen Blüten hat die Frostberegnung noch einen zweiten positiven Effekt. Das Wasser, das aus dem Speicher um die Frostphasen herum auf die Bäume aufgebracht wird, versickert im Boden und durchfeuchtet diesen bis auf eine Tiefe von 1,5-2 Metern. So muss die Beregnung in trockenen Sommerzeiten erst wesentlich später einsetzen, weil die Bäume länger aus dem zuvor feuchten Erdreich zehren können. Das ist auch eine gute Grundlage, um die Neubildung von Grundwasser zu unterstützen.

Sorgen bereitet dem Landwirt aus Gustenfelden die Reglementierung der Grundwasserrechte, denn, obwohl er mit seinem großen Wasserbecken sommerliche Trockenphasen oft gut überbrücken kann, manchmal muss auch er auf seine genehmigten Brunnen zurückgreifen. Die behördlichen Genehmigungszeiten der Wasserwirtschaftsämter werden immer kürzer und knapper bemessen. Manfred Winkler hat Angst vor einer Zeit, in der er – trotz nachhaltigem Umgang mit der Ressource Wasser – seine Bäume nicht mehr in Ausnahmefällen mit Brunnenwasser bewässern darf, falls der eigene Speicher einmal leer sein sollte. Hier wünscht er sich ein Entnahmevolumen über einen längeren Zeitraum, beispielsweise 10 Jahre. So wäre es möglich, das Volumen im Laufe der Jahre sowohl zu über- als auch zu unterschreiten und insgesamt ein Gleichgewicht im Verbrauch zu schaffen.

Doch jetzt beginnt mit dem November erst einmal eine hoffentlich regenreiche Zeit. Drücken wir Obstbauer Winkler die Daumen, dass sich sein 15.000 m³ Wasserspeicher vollständig füllt, damit er seine Bäume im Frühjahr gut gegen Frost und im Sommer gegen Dürre wappnen kann – und wir uns weiterhin über gesundes und nachhaltig erzeugtes Obst aus unserer Region freuen können!

Von: Anja Albrecht (meier Redaktion), Montag, 23. Oktober 2023 - Aktualisiert am Donnerstag, 09. November 2023
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »meier® Magazin / Redaktion« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/redaktion

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