Waldhallen-Gelände der Natur zurückgeben
Wendelstein - Auch Debatte über Haus für Senioren-WGs oder Azubi-Unterkunft bei IBgW-Treffen
Noch steht die alte Waldhalle drauf – der Abriss des Großschwarzenloher Mehrzweckbaus ist aber so gut wie beschlossen. Wie die 4700 Quadratmeter künftig genutzt werden sollen, dazu haben jetzt die Bürger das Wort. Eine Gemeinde-Umfrage endet am 31. März. Bei einer Ideenbörse sammelt die Ortsinitiative IBgW schon mal Vorschläge – ein Beispiel für gelebte Bürgerbeteiligung.
In der Debatte um den Umgang mit der alten Waldhallen-Fläche in Großschwarzenlohe werden die Rufe nach einer Umwandlung in eine parkähnliche oder naturbelassene Grünfläche immer lauter. Das zeichnet sich auch jüngst bei einer Veranstaltung der Initiative „Bürger gestalten Wendelstein“ (IBgW) ab. Der Vorschlag nach einer Entsiegelung des Grundstücks habe bei der IBgW-Ideenbörse „hoch im Kurs gestanden“, berichtet die Ortsinitiative in einer Pressemitteilung. Bürger könnten sich aber auch noch andere Nutzungen vorstellen.
Mit dem geplanten Bau der neuen Waldhalle südlich des Mittelwegs steht voraussichtlich der Abriss der maroden Waldhalle an. Im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens hat die Marktgemeinde Wendelstein nun ihre Bürger dazu aufgerufen, bis zum 31. März ihre Vorschläge für die künftige Nutzung der frei werdenden Fläche zu unterbreiten. Später ist noch ein Bürgerworkshop dazu geplant. „Mit unserer Ideenbörse möchten wir von der IBgW einen möglichst frühzeitigen und breiten Bürgerdialog über die Gestaltung des Waldhallen-Areals anstoßen“, betont die Ortsinitiative.
„Bürgerwille sollte ernst genommen werden“
Es sei schon bedauerlich genug, dass mit dem allein aus formalen Gründen gescheiterten Bürgerbegehren in Sachen „Neuer Waldhalle“ der Wille von 1800 Wendelsteinern wirkungslos verpuffte. Auch die Ablehnung der von acht Wendelsteiner Vereinen, Initiativen und Parteien getragenen Forderung nach einer verlässlichen Bürgerbeteiligung durch die CSU/FW/FDP-Gemeinderatsmehrheit sprach bisher nicht für ein sonderlich freundliches Bürgerbeteiligungsklima. Um so mehr sei zu hoffen, dass in dem aktuellen Beteiligungsverfahren der Bürgerwille ernst genommen und angemessen berücksichtigt werde, betonte die Ortsinitiative.
In der Waldhallen-Debatte selbst hat vor allem der Wendelsteiner Obst- und Gartenbauverein inzwischen klar Position bezogen: Schon als Ausgleich für die Versiegelung der neuen Hallen-Fläche sollte die Entsiegelung der alten Waldhallen-Fläche „selbstverständlich sein“, erläuterte Vereinsvorsitzender Heinz Burk bei der IBgW-Veranstaltung. Eine Wiesenfläche oder eine parkähnliche Gestaltung sorgten zudem für eine Öffnung des bisher weitgehend verdeckten Waldrands, argumentierten andere. Und: Nachdem bereits die neuen Hallen zukünftig für beträchtlichen Verkehrszuwachs sorgen, sollte auf weitere, mit größerem Verkehrszuwachs verbundene Bauprojekte verzichtet werden.
Ausmerzen der „Geburtsfehler der 1970er Jahre“
Der Großschwarzenloher Architekt Robert Minge sprach sich in seiner von der IBgW vorgestellten Ideenskizze dafür aus, sich bei künftigen Planungsüberlegungen möglichst das gesamte Gebiet rund um die alte Waldhalle zu betrachten. Ortsplanerische „Geburtsfehler“ der 1970er Jahre sollten dabei behoben werden. Dazu sollte beispielsweise die Erlenstraße verkehrsberuhigt und eine „großzügige attraktive Zone für Fußgänger, insbesondere Kinder, geschaffen werden“. Minge selbst hatte an dem Abend nicht teilnehmen können.
Für die Fläche der alten Waldhalle schlägt der Planungsexperte unter anderem eine parkähnliche Zone mit Bolzplatz und Spielplatz vor. Der vorbeifließende Bachlauf sollte attraktiver gestaltet werden. Entlang der Erlenstraße befürwortet er eine Baumallee. Darüber hinaus könnte er sich auch eine „alternative Nachnutzung der Waldhalle“ für Kunstschaffende vorstellen – begrenzt auf 15 Jahre. Vorstellbar sei mit Blick auf die große Nachfrage junger Familien nach bezahlbarem Wohnraum auch der Bau von etwa 20 Reihenhäusern.
Aber auch andere Ideen kamen bei der IBgW-Veranstaltung auf den Tisch. So verwies eine Besucherin auf den wachsenden Bedarf an kleinen, preiswerten Wohneinheiten etwa für Auszubildende oder junge Pflegekräfte. Hier könnte ein Unterkunftsgebäude mit Gemeinschaftsräumen Abhilfe schaffen. Andere Diskussions-Teilnehmer erinnerten an die sich wandelnden Wohnbedürfnisse noch rüstiger Ruheständler. So wachse in dieser Gruppe die Nachfrage nach Senioren-Wohngemeinschaften. Die Fläche der alten Waldhalle, womöglich aber auch andere Bauflächen in Wendelstein, könnte man eventuell für ein solches Projekt nutzen.
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