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Zügige Energiewende ist »Impfstoff« für effektiven Klimaschutz

Roth - Nach 20 Jahren »Erneuerbare Energien Gesetz« (EEG) steht jetzt eine Neuauflage dieses erfolgreichen Gesetzes an. Doch die selbst produzierte Energie/Strom soll mehr ins Netz abgegeben werden, statt sie lokal zu speichern und zu verbrauchen. Dagegen mehren sich immer mehr Proteste, wie die Veranstaltung mit LIVE-Übertragung in das Internet am 23. Juni 2020 in Roth zeigte. Tags darauf wurde der Protest in Gustenfelden gegen die geplanten Stromtrassen P53 fortgesetzt - mit 3 Bürgermeistern aus Rohr, Schwanstetten und Kammerstein vor Ort.

  • vlnr: Carsten Träger (MdB-SPD) - Lisa Badum (MdB B90/Grüne) - Frank Farenski (Regisseur)

    vlnr: Carsten Träger (MdB-SPD) - Lisa Badum (MdB B90/Grüne) - Frank Farenski (Regisseur)
    © Hermann Lorenz

  • vlnr: Dürr (3. Bürgermeister Rohr) - Pfann (1. Bürgermeister Schwanstetten) - Göll (1. Bürgermeister Kammerstein)

    vlnr: Dürr (3. Bürgermeister Rohr) - Pfann (1. Bürgermeister Schwanstetten) - Göll (1. Bürgermeister Kammerstein)
    © Hermann Lorenz

Aktion zum Thema „Eigenstrom statt Kohlestrom“ auf dem Rother Marktplatz

ROTH - Steht die Bürgerenergiewende vor dem Aus? Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigte sich gestern auf dem Rother Marktplatz eine Aktion des „Energiebündel Roth-Schwabach e. V.“ in Zusammenarbeit mit dem Berliner Medienunternehmen „Eigenstrom statt Kohlestrom“, dessen Schwerpunkte bei den Themen Energiewende, Nachhaltigkeit und Friedenspolitik liegen. Aufgrund der Einhaltung aller Hygienemaßnahmen blieb die Teilnehmerzahl naturgemäß überschaubar, gelbe Klebebänder am Boden sorgten dafür, dass die nur wenigen Besucher die coronabedingten Sicherheitsabstände einhielten. Trotzdem wurde die Veranstaltung gefilmt und live im Internet übertragen, und auch die Diskussionsgäste des TV-Moderators Frank Farenski konnten sich sehen lassen. Neben Herman Lorenz, Sprecher des Energiebündels und Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer kamen unter anderem der umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Carsten Träger, sowie die klimapolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Lisa Badum zu Wort. Darüber hinaus hatte alle Anwesenden die Möglichkeit, vorgefertigte Protestbriefe an ihre Bundestagsabgeordneten abgeben, in denen sie fordern, die Bürgerenergiewende politisch nicht weiter zu behindern. Unter den Besuchern befanden sich auch einige Stromtrassengegner aus Schwabach, mit denen die Filmcrew heute (Mittwoch) im Schwabachtal eine ähnliche Veranstaltung durchführt (siehe Hinweis unten).

Die Kritik der Veranstalter richtete sich in erster Linie gegen die Bundesnetzagentur (BNetzA), die mit ihrem so genannten „Prosumer Modell“, nachdem die Bürgerinnen und Bürger ihren selbst produzierten Sonnenstrom billig abgeben und dann wieder teuer zurückkaufen sollen, statt ihn vor Ort zu speichern und selbst zu verbrauchen. Dazu kommt, dass der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) regenerativ produzierten und gespeicherten Strom gegen die rechtlich verbindliche Vorgabe der EU mit teuren Abgaben versehen will. BNetzA und BDEW machen Photovoltaik, Speicherung und eigenes Energiemanagement absichtlich wirtschaftlich unattraktiv und verhindern so die Verbreitung der Elektromobilität. Auf diese Weise blockieren sie den Umbau der Energieversorgung in ein modernes System, verhindern Investitionen und handeln wirtschaftlich feindlich, so die These der Veranstalter, die stattdessen für eine energetische Selbstversorgung plädieren.

Aber bei den Diskussionen ging es nicht zuletzt um grundsätzliche Fragen zu Klimaschutz und Energiewende. Laut Lorenz sei schon zu viel Zeit bei der Umsetzung der Energiewende vertan worden, stattdessen schreite der Klimawandel voran. „Sehen sie sich die heutigen Temperaturen an“, rief er den schwitzenden Demonstranten in der prallen Sonne zu, „und auch am Polarkreis werden immer häufiger Temperaturen von über 30 Grad gemessen“. Er selber habe es seit sieben Jahren geschafft, mit Hilfe von PV-Anlage, Wärmepumpe und Elektroauto völlig klimaneutral zu leben. „Jeder ist gefragt, wir müssen nur wollen, dann schaffen wir die Energiewende“, ist Lorenz überzeugt, und das Interesse seitens der Bevölkerung sei groß. Dass konnte auch Thomas Schrödel, Geschäftsführer der Firma STS Solartechnik bestätigen, dessen Auftragsbücher voll seien. „Nur würden sich die Kunden ein weniger komplizierteres Verfahren und weniger Bürokratie bei der Realisierung von PV-Anlagen wünschen“.

MdB Carsten Träger ist optimistisch. „Die Energiewende kann eine echte Erfolgsgeschichte werden. Wir gehen als eine der größten Industrienationen voran, und trotzdem ist das Licht bisher nicht ausgegangen“, so Träger, laut dem die ganze Welt genau beobachten würde, was in Deutschland derzeit passiert. Die berechtigte Kritik, seine SPD gelte als „alte Kohlepartei“ bezeichnete er als ein Kapitel der Geschichte, dass sich jetzt langsam schließen würde. Passend dazu kritisierte seine grüne Bundestagskollegin Lisa Badum das von der SPD mitverhandelte Kohle-Ausstiegsgesetz, nachdem Deutschland erst im Jahr 2038 aus der Stromgewinnung mit Kohle aussteigen will. „Kein Gesetz ist besser als dieses Gesetz“, ist sie überzeugt, die auch die 10H-Regel scharf kritisierte, die in Bayern den Ausbau der Windkraft praktisch zum Erliegen gebracht hat.

Bürgermeister Edelhäußer begrüßte das bisherige Engagement der Rotherinnen und Rother in Sachen Solarstrom. Im Netzgebiet der Rother Stadtwerke seien PV-Anlagen mit einer Leistung von 9,5 MW installiert, so dass in Roth bereits rund neun Millionen kWh Solarstrom pro Jahr produziert werden. „Das reicht aus, um 2500 Haushalte mit Strom zu versorgen“, so der Rathauschef. Joachim Holz, der Energiebeauftragte des Stadtrats, wünschte sich von der Politik dennoch mehr „flankierende Maßnahmen“, zum Beispiel eine PV-Anlagen-Pflicht für Neubauten. „Und was ist mit dem Bestand?“, fragte das grüne Stadtratsmitglied Richard Radle. „Wenn ich mich hier umsehe, ist noch viel Platz auf den Dächern“. Er selbst sei vor allem ein Verfechter der Windkraft, daher betonte auch er: „Die 10H-Regel muss weg“, und war damit mit Büchenbachs Bürgermeister Helmut Bauz einer Meinung, der ebenfalls die Chance zu einem Statement bekam.

Das Schlusswort hatte Hermann Lorenz, der sich wünschte, die Politik würde auf die wissenschaftlichen Fakten des Klimawandels ähnlich entschlossen reagieren wie auf die Corona-Pandemie. „Dabei haben wir mit den regenerativen Energien bereits einen funktionierenden Impfstoff gegen die Erderwärmung erfunden, aber wir müssen endlich auch wirklich wollen!“

Die LIVE-Übertragungen sind auf der Internetseite des Vereins "Energiebündel Roth-Schwabach e.V." www.energiebuendel-rh-sc.de , unter www.aktion-eigenstrom.de  oder in YOUTUBE unter www.transparenztv.com zu sehen.

Von: Tobias Tschapka (tts), Montag, 13. Juli 2020 - Aktualisiert am Montag, 20. Juli 2020
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Energiebündel Roth-Schwabach e.V.« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/energiebuendel-rh-sc

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