Blühende Frühlingsboten
Region - Jetzt kommen die ersten Frühblüher aus regionalem Anbau in den Handel. Stiefmütterchen, Veilchen, Primeln und kleine Narzissen sind ab sofort zu haben. Ab MItte März steht dann das ganze Angebot zur Verfügung.
Tulpen, Hyazinthen, Narzissen, Krokusse und Primeln sind alljährlich die ersten Blühpflanzen und geben uns einen Vorgeschmack auf den Frühling. Dann gibt es noch Vergissmeinnicht, Primeln, Ranunkeln und Stiefmütterchen. „Eingedeutscht“ sind sie inzwischen alle, trotzdem ist interessant, welche davon eigentlich zu den Exoten gehören und welche davon wirklich auf einheimische Pflanzen zurück gehen.
Die Exoten
Als Zierpflanzen haben Hyazinthen eine lange Tradition: Bereits in der Antike waren die Blüten- und Duftwunder schon sehr beliebt. Sie überraschen uns durch ihre Wuchsfreudigkeit, die man fast schon mit dem bloßen Auge verfolgen kann: Ist der keine Trieb heute erst einen Zentimeter lang, sind es morgen schon drei und übermorgen spitzen die ersten Knospen hervor. Die Wildart Hyancinthus orientalis stammt aus dem Mittelmeerraum und dem Orient und gelangte erstmals Ende des 17. Jahrhunderts nach Europa - nach Holland.
Die beliebteste aller Frühlings- und Zwiebelpflanzen, die Tulpe, hat zwar eine (inzwischen!) heimisch gewordene Wildform, die Weinbergtulpe, die auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten zu finden ist. Genau genommen wurde aber auch diese aus Südwesteuropa eingeführt. Nach 500 Jahren erfolgreichen Bestehens in unserer Flora gilt sie aber als einheimisch. Alle Sorten, die wir heute für den Garten kaufen, und das sind immerhin an die 5000, stammen aus Vorderasien und gelangten nach – Holland. Anfang des 17. Jahrhunderts kam es zu einem regelrechten Tulpenhype in Europa, der nach seinem Höhenpunkt um 1637 komplett einbrach. Das sogenannte „ Tulpenfieber“ gilt als die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte.
Eine orientalische Schönheit ist die Ranunkel (Ranunculus asiaticus). Sie gelangte im 16. Jahrhundert aus der Türkei nach – nein, nicht Holland: sie fand ihren Weg nach England. Sie erlangte ehemals eine ähnliche Beliebtheit wie die die Tulpe, verlor dann Ende des 19. Jahrhunderts an Stellenwert und erlebt heute ihr Comeback.
Die großen Wildbestände des Krokus, etwa am Zavelstein in Baden-Württemberg trügen: Wilde Krokusse kommen ausschließlich in den gemäßigten Breiten Europas und Asiens sowie in Nordafrika vor. Krokusse, die in Deutschland in freier Natur wachsen, wurden ehemals angepflanzt. Tatsächliche Wildbestände gibt es bei uns lediglich vom Weißen Krokus (Crocus albiflorus), zum Beispiel im Alpenvorland. Aber auch diese Art kam wohl erst mit der menschlichen Besiedlung in vorgeschichtlicher Zeit nach Mitteleuropa. Krokusse gibt es in 80 bis 120 Sorten – darunter Frühjahrs- und Herbstsorten. Zu letzteren gehört übrigens die Safranpflanze , die im Mittelmeerraum, in Indien und in Persien der Gewürzgewinnung dient.
Die Einheimischen
In der Natur werden sie immer seltener, doch mit etwas Glück findet man sie noch in satten Gruppen: die Schlüsselblume, die Urmutter unserer Gartenprimel. Primeln gibt es über die gesamte Nordhalbkugel verteilt und sie sind sehr kreuzungsfreudig. Ihr Name verrät schon, dass sie zu den ersten Blühpflanzen im Frühling gehören, denn ihr lateinischer Gattungsname Primula bedeutet „die Erste“. Neben den typischen Frühlingsprimeln (Primula vulgaris) kommt diese Gattung in einer Vielzahl an Arten und Sorten.
Im Mittelalter war es ein Symbol für gute Gedanken, die Freidenker wählten es zu ihrem Symbol und heute ist es laut Statistischem Bundesamt einer der meist verkauften Zierpflanzen in Deutschland: das Stiefmütterchen. Die Zuchtformen gehen durch Kreuzung aus einer äußerst goldigen einheimischen Form, dem Wilden Stiefmütterchen (Viola tricolor) hervor, das über eine zarte, äußerst berührende Schönheit verfügt. Von Stiefmütterchen gibt es, wie vom (nicht einheimischen) Krokus, sowohl Frühlings- wie auch Herbstblühende. Letztere werden besonders gerne für Grabbepflanzungen genommen, weil sie gut über den Winter kommen und hart im Nehmen sind. Hornveilchen übrigens, die gerne mit Stiefmütterchen in einem Atemzug genannt werden, sind kein Steifmütterchen. Sie sind eine eigenständige Art und stammen aus den Pyrenäen.
Vom Vergissmeinnicht kommen alleine in Mitteleuropa an die 13 wildlebenden Arten vor, im restlichen Europa und dem Mittelmeerraum kommen noch einmal fast 30 dazu und weltweit bringt es die kleine, blaublütige Pflanze auf über 50 Wildformen. Als Stammmutter der Zuchtformen gilt das Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica), von dem es auch viele Zuchtformen gibt. Um die Frage, wie das Vergissmeinnicht zu seinem Namen kam, ranken sich zahlreiche Mythen – auch in anderen Ländern. Und auch in anderen Sprachen bedeutet sein Name „Vergiss mich nicht“.
Auch Narzissen sind in unseren Breiten heimisch, in ganz Westeuropa wachsen sie in der freien Natur auf Wiesen, in Wäldern und an felsigen Standorten. Narzissen gibt es in vielerlei Zuchtformen: Trompeten, gefüllt blühend, großkronig (große Trompeten), kleinkronig (kleine Trompeten), geschlitztkronig, als Spray-Narzissen, oder die duftende Dichter-Narzisse – um nur einige zu nennen.
Bellis schließlich sind der Inbegriff des einheimischen Frühlingsboten: alle Züchtungen sind mit unserem einheimischen Gänseblümchen verwandt, und beide tragen auch den gleichen botanischen Namen: Bellis perennis. Etwa 15 Sorten sind bekannt, erfreuen mit roten, weißen, rosa und gefüllten oder ungefüllten Blüten.
Kaum ist Weihnachten vorbei…
… finden sich in den Supermärkten die ersten Frühlingsblumen. Ob man das nun braucht oder nicht ist Geschmackssache. Der Großteil, aber nicht alle der angebotenen Pflanzen kommen aus Holland oder noch weiter her. „Auch in Deutschland gibt es Gärtnereien, die schon sehr früh ziehen“, weiß Christina Nahr von Christina‘s Gewächshäusla in Wendelstein. Aber außer der persönlichen Geschmacksfrage, ob man nicht allem seine Zeit zugesteht, dem Winter wie dem Frühling, gibt es einen guten Grund, erst ein paar Wochen später zu kaufen: „Die Pflanzen sind einfach robuster und haltbarer, wenn man ihnen mehr Zeit gibt“, verrät Christina Nahr. Wann genau die Frühblüher soweit sind hängt dabei immer ein bisschen vom Wetter ab. Wer regional kaufen will, erhält in Christina’s Gewächshäusla aktuell Stiefmütterchen, Veilchen, Primeln und kleine Narzissen. Ab Mitte März ist dann alles zu haben.
Frühlingsblumen, die regional produziert wurden, gibt es zum Beispiel auch in Katzwang bei Kretschmann Obst & Gemüse und im Bauernladen Zimmermann. Beide beziehen ihre Frühlingsblumen von der Gärtnerei Müller im Knoblauchsland, einem Familienunternehmen, das inzwischen auf eine über 100-jährige Firmengeschichte zurück blickt.
Zum Wegwerfen zu schade
Meistens werden die Blümchen als etwas längerlebige Alternative zu Schnittblumen gekauft, wenn sie abgeblüht sind, landen sie im Müll. Viel zu schade! Denn mit etwas Pflege kommen die Frühlingsboten zuverlässig wieder – je nach Art mindestens ein zweites Mal, viele aber auch über Jahre hinweg. Eines ist aber wichtig: „Frühlingsblumen müssen irgendwann alle raus!“ sagt Christina Nahr. Ein Topf auf dem Balkon genügt, wenn es keinen Garten gibt. Und sie weiß: „Alles, was Zwiebeln hat, ist ziemlich unempfindlich gegen Kälte.“ Auch Vergissmeinnicht, Bellis und Ranunkeln kann man gut in Kübel setzen. Wichtig aber: Ranunkeln und Vergissmeinnicht vertragen keinen Frost. Hornveilchen und Stiefmütterchen sind die einzigen, die ein Beet brauchen – denn die breiten sich gerne aus. Wie man die Frühlingsboten auch bis in die zweite Saison erfolgreich pflegt, kann man in Büchern und vielen Online-Ratgebern nachlesen – oder noch besser: man lässt sich gleich vom regionalen Händler seines Vertrauens beraten.
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