Bunt statt braun: Ostereier
Region - Kein Osterfest ohne gefärbte Eier – 500 Millionen davon gehen jedes Jahr über die Ladentheke. Wir finden: fertig gefärbte Eier sind laaaaangweilig – und meistens weiß man auch nicht, was man kriegt. Es gibt Ausnahmen und wir verraten auch, wo, aber vielleicht können wir Sie sogar motivieren, selber kreativ zu werden?
Der christliche Brauch, Ostereier zu schenken, geschieht im Glauben an die Auferstehung Christi. Denn symbolisch steht das Ei für den Sieg des Lebens über den Tod, für Reinheit und für Fruchtbarkeit. Bereits bei den Urchristen gab man Verstorbenen Eier mit ins Grab, um die Beziehung zur Auferstehung Christi herzustellen: das Ei als etwas, aus dem neues Leben entsteht. Von der symbolischen Bedeutung ist es nur ein kurzer Weg hin zur Entwicklung unserer heutigen Oster-Tradition, Eier zu bemalen. So war der Verzehr von Eiern für katholische Gläubige in der Karwoche verboten. An deren Ende, am Ostermorgen, war daher der Verzehr von Eiern überdurchschnittlich hoch. Man beschloss, die Eier der Karwoche zu bemalen, um ihnen eine Bedeutung jenseits der "normalen" Eier zu geben. So entstanden die bemalten Ostereier. Die traditionelle Farbe, mit der die Eier seit frühester Zeit bemalt wurden, ist die Farbe Rot. Mit ihr wurde an das Blut Christi beim Kreuzestod erinnert. Bei Griechisch Orthodoxen Christen werden auch heute noch traditionell die Ostereier rot gefärbt. Bei uns entstand über die Jahrhunderte eine regelrechte Kunst des Eier-Bemalens. Noch heute existieren für die verschiedenen Farben unterschiedliche Bedeutungen: Rot symbolisiert den Opfertod Christi. Gelb steht für den Wunsch nach Weisheit und Erleuchtung. Weiß ist die Farbe der Reinheit. Grün steht für Jugend und Unschuld. Orange versinnbildlicht Kraft, Ausdauer und Ehrgeiz.
Im Handel gekaufte, fertig gefärbte Eier sind zwar praktisch, haben aber einen entscheidenden Nachteil: anders als bei roher Ware muss die Haltungsform nicht deklariert werden. Sofern nicht explizit darauf hingewiesen wird, muss häufig von Käfighaltung ausgegangen werden. Eine Alternative sind Eier aus dem Biohandel, wie sie etwa von regionalen Anbietern wie dem Holzhobelhof angeboten werden (Infos: www.holzhobelhof.de ). Hier ist sogar die Farbe Bio: Die Eier sind nicht nur nach Bioland produziert, sondern auch nach Bioland-Standards gefärbt.
Oder eben selber machen!
Wer selbst färben möchte, kann ruhig auf die konventionellen Farben aus dem Handel zurückgreifen: Brausetabletten, bunte Stifte oder kleine Malkästen sind von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als unbedenklich eingestuft. Es handelt sich dabei um wasserlösliche natürliche und synthetische Farbstoffe, die laut Lebensmittelgesetz zur Färbung oder Bemalung von bestimmten Nahrungsmitteln mitteln zugelassen sind. Häufig werden die Azofarbstoffe Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Brillantschwarz (E 151) oder Cochenillerot A (E 124) angeboten, die auch bei Süßigkeiten genutzt werden dürfen. Allergiker allerdings sollten bei Azofarbstoffen vorsichtig sein, da geringe Mengen durch feine Risse der Schalen oder Poren in das Ei eindringen können.
Wer es bunter will, als einfarbig, greift entweder zu speziellen Stiften, die allerdings laut Stiftung Warentest recht schwer zu handhaben sind, oder marmoriert. Die Eier werden mit hellen Farben grundiert und mit dunklen Farben betupft. So entsteht auf spielerische Weise ganz einfach eine lustige, bunte Oberfläche. Ein anderer Trick ist die Kratztechnik: einfach mit einem scharfen Gegenstand Muster in die Schale kratzen. Hierfür braucht man allerdings intensiv gefärbte Eier mit kräftiger Schale. Auch mit Wachs kann man Muster kreieren: mit einer Nadel flüssiges Wachs auf das ungefärbte Ei zeichnen und das Ei anschließend ins Farbbad tauchen. Nach dem Färben und Trocknen das Wachs in einer Kerzenflamme abschmelzen. Auf dem farbigen Ei bleibt ein weißes Muster zurück. Geht auch einfacher mit Zitronensaft oder Zitronensaft-Konzentrat: vor dem Färben mit einem Pinsel oder Wattestäbchen kleine Muster auf das gekochte Ei auftragen, dann nehmen die so behandelten Stellen keine Farbe an. Oder gesprenkelte Eier: Die Farbe wird mit einer Zahnbürste durch ein Teesieb auf das Ei gesprenkelt. Achtung: gut trockenen lassen, bevor die nächste Farbe aufgetragen wird, und immer von hell nach dunkel arbeiten. Noch simpler geht es mit kleinen Klebebildern, die ebenfalls im Handel zu haben sind (z.B. von der Firma Heitmann). Oder die Eier einfach mit Spitze oder kleinen Bordüren bekleben.
Gänzlich unbedenklich: Farben aus Küche und Garten
Wer in punkto Unbedenklichkeit ganz auf Nummer sicher gehen will, kann auf unzählige pflanzliche Farben zurückgreifen. Natürlich werden die Eier damit nicht so quietschig bunt wie mit Kunstfarben, haben aber dafür ihren ganz eigenen Charme. Hier einige Vorschläge aus einer schier endlosen Palette von färbenden Pflanzen und Kräutern:
Rotviolett: Rote Beete, Rotkohlblätter, Schwarze Johannisbeeren
Blau: Holunderbeeren (auch Saft), Heidelbeeren (auch Saft)
Gelb/Orange: Safran, Kamillenblüten, Karotten, Kurkuma
Grün: Spinat, Petersilie
Braun: Zwiebelschale, Kaffee, Tee
Zum Herstellen des Farbsuds nimmt man zwei Liter Wasser und 500 Gramm Frischpflanzen (z.B. Spinat, Rote Beete Karotten), 30 bis 100 Gramm Beeren (Holunder, Blaubeeren), drei bis vier Teelöffel Pulver (z.B. Kurkuma) und 30 – 50 Gramm Tee/Kaffeepulver. Beeren vor dem Kochen einige Stunden einweichen. Die Kochzeit beträgt bei Frischpflanzen/Gemüse 30 bis 40 Minuten, bei Beeren 30 bis 60 Minuten und bei Pulver 30 Minuten. Grobe Pflanzenteile (z.B. Rote Beete, Karotten usw.) zerkleinern, eventuell raspeln. Aus frischen Pflanzen wie Rote Beete, Spinat oder Karotten kann sofort ein Farbsud hergestellt werden. Farbsud nach dem Kochen filtern. Die meisten Farben können durch bestimmte Zusätze intensiviert werden: Alaun intensiviert die Farbe, ein Eisennagel oder auch Eisensalz verdunkelt die Farbe, insbesondere Grün und Gelb, Essig hellt die Farbe auf, Pottasche (Kaliumcarbonat) verstärkt die Farbe.
Zum Färben den Sud abkühlen lassen, die hart gekochten Eier vorher gründlich mit Essigwasser reinigen und ungefähr eine halbe Stunde in den Farbsud legen. Die Eier selbst dürfen dabei gerne noch warm sein, wichtig ist lediglich, dass der Farbsud erkaltet ist. Zwischendurch die Eier mit einem Löffel herausholen, um die Farbintensität zu prüfen. Ist die gewünschte Farbtiefe erreicht, Eier zum Trocknen auf ein Küchentuch legen. Für zarte Farbtöne reicht ein kurzes Farbbad, kräftige Töne erfordern etwas Geduld.
Zur Verzierung kann man neben den bereits beschriebenen Techniken mit Wachs, Zitronensaft oder Bekleben auch mit der Wickel- und der Blatttechnik arbeiten. Bei der Wickeltechnik wird das Ei mit Zwiebelschalen umwickelt, fest in einen Nylonstrumpf oder ein Stück Stoff eingebunden und so ins Farbbad gelegt. Den Strumpf erst abnehmen, wenn das Ei getrocknet ist. Auf die gleiche Art und Weise kann man auch Blattmotive auf dem Ei anbringen: Auf das Ei ein Blatt (z.B. Efeu) legen, einen Strumpf über das Ei ziehen, sodass das Blatt fixiert ist, und danach in das Färbebad geben. Den Strumpf erst abnehmen, wenn das Ei getrocknet ist. Für das perfekte Finish die gefärbten Eier noch mit etwas Speiseöl abreiben, das bringt die Farben zum Leuchten und sorgt für den perfekten Glanz.
Das meier-Team wünscht Ihnen viel Spaß!
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