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Wissenswertes über Eierleger

Region - Ostern rückt langsam näher und so steigt auch erfahrungsgemäß die Nachfrage nach Eiern. Ein guter Grund, sich einmal mit deren Produzenten zu beschäftigen. Nein, nicht dem Osterhasen, sondern dem Huhn.

  • Sundheimer Hühner - eine seltene alte Rasse, die bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (www.g-e-h.de) als eine vom Aussterben bedrohte Zwiehuhnrasse gelistet ist.

    Sundheimer Hühner - eine seltene alte Rasse, die bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (www.g-e-h.de) als eine vom Aussterben bedrohte Zwiehuhnrasse gelistet ist.

  • © olhastock - Fotolia.com und Anatolii - Fotolia.com

Die Geschichte des Haushuhns begann vor 10.000 Jahren im asiatischen Dschungel. Anders als man glauben könnte waren Hahnenkämpfe und nicht das Eierlegen der Grund für die gegenseitige Annäherung. Der Mensch sah gute Kampfhähne, zusammen mit ihrem Hühner-Harem, gerne in der Nähe seiner Siedlungen. Die frühen Haushühner profitierten davon: sie waren besser vor ihren natürlichen Feinden geschützt, hatten Zugang zu Nahrungsresten, Getreide und den zahlreichen Insekten, die in solch einer Siedlung leben. Dass sich beide immer enger zusammen schlossen und der Mensch das Huhn als gelegentliche Quelle für Fleisch und Eier entdeckte erscheint als logische Konsequenz. Die Römer begannen dann, sie im größeren Umfang zu züchten und als Nahrungsquelle zu nutzen. Die industrielle Hühnerhaltung, wie wir sie kennen, war erst eine Erfindung des 20. Jahrhunderts.

Mit der zunehmenden Domestikation änderte sich auch das Aussehen der Hühner. Sie wurden größer und schwerer, durch die gezielte Zucht entstand eine Vielzahl an Formen und Färbungen. Im 19. Jahrhundert boomte die Hühnerzucht und entwickelte sich zu einer wahren Manie. Man war begeistert von den Möglichkeiten der Formen und Farben. Viele Rassen wurden allein zum Selbstzweck erzüchtet oder um den Wohlstand zur Schau zu stellen. Heute zählt man 1400 Hühnerrassen. Man unterscheidet Zwiehuhn-Rassen, Legerassen, Fleischrassen, Zierrassen und Kämpferrassen. Die meisten alten Nutzrassen sind sowohl Fleisch- als auch Eierlieferanten. Erst mit der Industrialisierung der Hühnerzucht Ende der 50er-Jahre wurde die Spezialisierung auf Eier- oder Fleischproduktion eingeführt und mit ihnen die typischen Einheitslege- und Masthybriden erzüchtet.

Von wegen dummes Huhn
Hühner zeigen viele Fähigkeiten, wie sie auch an Primaten beobachtet werden, aber ihnen wird selten die gleiche Intelligenz wie Affen zugesprochen. Wahrscheinlich sind wir Menschen da aufgrund der geringeren genetischen Verwandtschaft nicht ganz objektiv, auch ihre Zuordnung zu den Nutztieren spielt hier sicherlich mit hinein.
Hier ein paar verblüffende Beobachtungen aus der Wissenschaft:
Hühner sind imstande zu verstehen, dass kürzlich versteckte Gegenstände noch vorhanden sind, was tatsächlich über die Fähigkeiten eines siebenjährigen Kleinkindes hinausgeht. Küken ziehen harmonische, angenehm klingende Musik unangenehmer, dissonanter Musik vor. Hühner können addieren und subtrahieren sowie zwischen Gruppen mit mehr oder weniger Objekten oder Artgenossen unterscheiden. Sie sind imstande, bis zu 250 Artgenossen zu unterscheiden und kommunizieren nicht nur über 24 verschiedene Laute, sondern auch verschiedene Gesten. In ihrer Gruppe können Hühner ihren Rang einschätzen, ohne diesen mit jedem einzelnen Huhn auszufechten. Sie beobachten die Interaktionen zwischen den Gruppenmitgliedern und ziehen daraus ihre Schlüsse, wo sie sich selbst gegenüber dem jeweiligen Individuum positionieren müssen.

Hühner erfassen die Merkmale eines typischen Gesichts, unterscheiden Gesichter und zeigen Reaktionen auf diese Gesichter. So können sie Menschen erkennen und unterscheiden Bekannte von Fremden und zwischen denjenigen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben und denen, die sie einmal schlecht behandelt haben. Befasst man sich viel mit seinen Hühnern, können sie erstaunlich anhänglich werden. Etwa wie der Hahn Frog, der jeden Mittag seine Besitzerin vom Schulbus abholt. (Zu sehen auf youtube: „Frog the rooster“).

Dass die Massesentierhaltung für so schlaue Tiere nicht zuträglich sein kann steht außer Frage. Auf dem nach Bioland zertifizierten Holzhobelhof in Greuth setzt Anette Wiedmann deswegen auf eine gemischte Gruppenhaltung von 225 Hennen plus drei Hähnen, das ist eine Zahl, bei der die Tiere sich noch gegenseitig unterscheiden können. Auch wenn sogar Bioverordnungen Gruppen von bis zu 5000 Tieren erlauben, kommt dies auf dem Holzhobelhof nicht infrage. "So große Gruppen wollen wir nicht" erklärt Wiedmann. "Immer  heißt es, der Verbraucher muss für das Tierwohl bezahlen - aber man muss diesen Weg auch als Erzeuger gehen." Untergebracht sind die Tiere in Mobilställen, die immer wieder versetzt werden. Das schont die Wiesen und die Hühner haben immer frisches Grün. Gehalten werden hier die Biorassen "Lohmann Sandy", ein Zweinutzungshuhn, mit dem ein Bruderhahn-Projekt verwirklicht wird, sowie die Legerasse "Lohmann braun".

Henne und Ei
Jeden Tag ein Ei, und das auch notfalls ohne Hahn: diese merkwürdige Eigenschaft von Hühnern ist keineswegs Natur, sondern Menschen gemacht. Durch Zuchtauswahl über Jahre hinweg wurde den Tieren ein eigentlich unnatürliches Verhalten angezüchtet: die Eiablage auch ohne vorhergehende Paarung und über natürliche Fortpflanzungszyklen hinweg. Echte Legerassen, vor allem die bereits erwähnten Hybriden, können pro Jahr 300 Eier oder mehr legen. Ursprünglichere Rassen halten Legeperioden ein oder brüten gar nur im Frühjahr oder Sommer. Dabei besitzt jedes Huhn bereits beim Schlupf eine exakt festgelegte Anzahl von Dotteranlagen, aus denen sie im Laufe ihre Lebens Eier produzieren können. Bei Turborassen ist diese Anzahl bereits nach wenigen Jahren aufgebraucht während andere Rassen bis ins hohe Alter hinein noch legen.
Rasse, Futter, Hygiene und Unterbringung entscheiden darüber, wie schnell diese Eianlagen abgerufen werden. Je nach Rasse können Hennen schon im Alter von vier oder fünf Monaten mit dem Legen beginnen – in diesem Alter sind sie noch Jungtiere. Sobald Hennen älter als fünf oder sechs Jahre sind legen sie immer weniger und schließlich gar nicht mehr. Die Eiablage kann dennoch bis zum Lebensende vorkommen – so das Tier sein natürliches Alter erreicht. Manche Hennen legen auch mit über zehn Jahren noch hin und wieder ein Ei. Sind die Dotteranlagen aufgebraucht ist es damit allerdings endgültig vorbei. Stimuliert man die Eiablage durch Kunstlicht auch während des Winters, ist der Vorrat an Dotteranlagen entsprechend schneller aufgebraucht.
Übrigens kann man aus der Größe oder dem Gewicht einer Hühnerrasse nicht auf die Größe der Eier schließen. Die eher kleinen Legehybriden legen unverhältnismäßig große Eier, während die Riesen unter den Hühnern, die Brahmas, eher kleine Eier legen. Viele Zwerghuhnrassen legen Eier, die in ihrer Größe denen von Legerassen kaum nachstehen.

Wie entsteht ein Ei?
Der Prozess beginnt mit dem Ablösen des reifen Dotters vom Eierstock. Um den Dotter herum wird dann das Eiweiß angelegt, das seinerseits von einem dünnen Häutchen umgeben ist. Quer durch das Eiweiß verlaufen sogenannten „Hagelschnüre“, Bindegewebsspiralen, die den Dotter am Eiweißhäutchen befestigen. Seine Form erhält das Ei durch die Drehung beim Passieren des Eileiters. Erst in den letzen Stunden vor der Eiablage bildet sich die Schale und in den äußeren Schichten werden Farbpigmente eingelagert.

Ob ein Huhn weiße oder braune Eier legt hängt von der Rasse ab. Als Faustregel kann man sich an der Farbe  der „Ohren“, also der Ohrenlappen, orientieren. So legen Hennen mit weißen Ohrenlappen weiße Eier, Hennen mit roten Ohrenlappen hingegen braune. Anette Wiedmann kann das bestätigen: "Unsere Rasse Lohmann braun hat rote Ohren und legt braune Eier". Doch das Farbspektrum reicht viel weiter: zwischen Reinweiß und Dunkelbraun gibt es fast alle Abstufungen: beige, braun bis hin zu rot, mit oder ohne dunkle Sprenkel. Manche Rassen legen sogar hellgrüne, blaue oder rosa Eier. Für noch mehr Farbe, damit’s im Osternest schon bunt wird, legt die Biorasse „Sandy“ auf dem Holzhobelhof cremefarbene Eier, die sich wunderbar zum Färben eignen und sogar nach Bioland-Standard fertig gefärbt im Hofladen zu haben sind.

Fakten über das Federvieh
Molekularbiologische Untersuchungen legen nahe, dass das Haushuhn (Gallus gallus domesticus) aus dem in Südostasien verbreiteten Burma-Bankivahuhn (G. g. gallus) entstanden ist.

Als größtes Haushuhn gilt der Jersey Giant mit bis zu sechs Kilogramm, es sind Kapaune (kastrierte Hähne) mit bis zu neun Kilogramm überliefert. Als kleinste Rasse werden die Seramas mit Hähnen ab 225 Gramm und Hennen ab 170 Gramm gehandelt.

Küken kommunizieren schon im Ei untereinander mit Pieptönen. Das kann dazu führen, dass alle gleichzeitig schlüpfen.

Hühner können bis zu 14,5 km/h schnell laufen.

Hühner haben einen ausgeprägten Geruchssinn. Küken reagieren sogar auf Gerüche, denen sie vor dem Schlüpfen ausgesetzt waren.

Das Haushuhn gilt als das häufigste Haustier des Menschen – der durchschnittliche tägliche Weltbestand wird auf mehr als 20 Milliarden Tiere geschätzt, damit kommen auf jeden Menschen drei Hühner.

Hühner erreichen ein natürliches Alter von fünf bis zehn Jahren, manche werden sogar 15 oder 16 Jahre alt.

Kein Osterfest ohne gefärbte Eier – 500 Millionen davon gehen jedes Jahr über die Ladentheke. Wir finden: fertig gefärbte Eier sind laaaaangweilig – und meistens weiß man auch nicht, was man kriegt. Es gibt Ausnahmen und wir verraten auch, wo, aber vielleicht können wir Sie sogar motivieren, selber kreativ zu werden? Hier geht's zum Artikel »Bunt statt braun: Ostereier«

Von: Kristin Wunderlich (Dipl. Biol.), Sonntag, 11. Februar 2018 - Aktualisiert am Dienstag, 19. März 2019
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »meier® Magazin / Redaktion« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/redaktion

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