Karotten im Keller & Kohl in der Kiste
Region - Wer sich mit Brigit Kretschmann unterhält, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was die Gärtnermeisterin und ihre Familie für den regionalen Gemüseanbau leisten, ist enorm. Zu viert bewirtschaften sie in Höfles eine Fläche von knapp 16 Hektar und versorgen Kunden in ihrem Laden in Katzwang, am Großmarkt und etwa 20 Abnehmer aus der Gastronomie mit frischem Gemüse aus der Region. Doch wie bleibt Frisches auch wirklich lange für den Winter frisch? Die Gemüsebäuerin gibt uns einen kleinen Einblick in ihren vitaminreichen Alltag.
Zu Beginn der Ernte sind die Zwiebeln dran. Das würzige Gemüse mit den vielen Schichten wird von allen zu lagernden Gemüsesorten als erstes geerntet und ist schon im August an der Reihe. Dabei werden die Knollen aus dem Boden gezogen und bleiben ein paar Tage auf dem Acker zum Trocknen liegen. Nur so kann sich die dicke Außenhülle bilden, die der Zwiebel dann guten Schutz für die lange Lagerzeit bietet. Frau Kretschmann verrät: Man muss trockene, warme Tage wählen, damit nichts den Trocknungsvorgang stört.
Danach kommen im September die Kartoffeln aus der Erde.
Sie sind sehr frostempfindlich und dürfen nicht überreif geerntet werden, sonst klappt es nicht mit der Lagerung. Kartoffeln sind übrigens bei der Wahl ihres Winterquartiers ziemlich anspruchsvoll. Bei zu viel Wärme keimen sie aus, Temperaturen unter 5 Grad schaden den Knollen und natürlich muss es dunkel sein, damit sich keine grünen Stellen mit giftigem Solanin bilden.
Nach den Kartoffeln sieht die Erntefolge Rote Beete, Sellerie und im Oktober dann die Kohlköpfe wie Weißkraut und Blaukraut vor, anschließend sind noch Karotten, Wurzelpetersilie und Pastinaken an der Reihe und kommen in ihre Lagerbox.
Selbst gezimmerte Lagerkisten
Und in diese großen, soliden Holzkisten werden dann Knollen, Köpfe und Co. nach dem Ernten sorgfältig hinein geschlichtet und im Lagerraum aufbewahrt. So hält das Gemüse relativ lange frisch. Die Kisten wurden von Birgit Kretschmanns Vater eigenhändig gezimmert und haben sich schon seit mehr als 25 Jahren bewährt. Eine absolut nachhaltige Lagerverpackung, die auch dem Gemüse viel besser bekommt, als die modernen Kunststoffbehälter, die andernorts im Einsatz sind.
Wintergemüse frisch vom Acker
Etliche Sorten des Wintergemüses sind jedoch gar nicht für die Einlagerung geeignet, deshalb werden Lauch, Rosenkohl, Grünkohl, flaches Weißkraut, Spitzkohl und Brokkoli so lange es geht frisch vom Feld geschnitten und gleich an die Kunden verkauft. Das sorgt natürlich für noch mehr knackige, gesunde Frische auf den Ladentheken.
Seit den 50er Jahren bewirtschaftet die Familie Kretschmann die stattliche Fläche an der heutigen Hofstelle. Bereits in den 60er Jahren sattelte man – weg von der Viehzucht – zum reinen Gemüsebetrieb um und setzt schon seit Langem auf Familienpower.
Bulldog fahren mit dem Opa geht immer
Mittlerweile hat sich die Familie so gut durchorganisiert, dass es auch ohne Helfer, aus eigener Kraft heraus geht. Kein leichtes Geschäft, aber im Familienverbund kann man sich eben aufeinander verlassen. Selbst der 8-jährige Nachwuchs packt mit an und ist begeistert, wenn er zur Belohnung beim Opa mit auf den Traktor darf.
Von der Bewirtschaftung der Flächen haben sich die Kretschmanns für den konventionellen Anbau entschieden, bringen jedoch so gut wie keinen Pflanzenschutz zum Einsatz. Beim Bestellen der Felder wird noch viel mit der Hand gehackt, Erntereste (wie beispielsweise das Grün der Roten Beete) werden als natürlicher Dünger eingearbeitet und der Boden durch regelmäßige Bodenproben genauestens analysiert.
Noch ein Geheimnis verrät mir Frau Kretschmann: Sämtliches Lagergemüse kommt ungewaschen in die Kisten. So sorgen Sand, Erde und Steinchen für einen weiteren, natürlichen Schutz, der erst abgewaschen wird, wenn es auf den Weg in den Laden geht.
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