Maler Jonathan - ein erfülltes Leben für die Kunst
Schwabach - Im April wird er 90 Jahre alt, aber das merkt man Günther Müller nicht an. Aus ihm sprudeln Ideenreichtum und Lebensfreude. Seine Bilder bestechen mit Kreativität und Farbenpracht und er scheint noch längst nicht müde, sich immer wieder neu auszuprobieren.
Die meier Redaktion besucht Maler Jonathan in seinem blauen Haus in Schwabach. Das ehemalige Pfarrhaus wurde für den Künstler und seine Frau zum Zuhause, nachdem sie 2011 wieder aus Italien nach Deutschland zurückgekommen waren. Maler Jonathan wartet im sonnigen Garten auf uns und begrüßt uns, freundlich lachend, mit festem Händedruck.
Nach ein paar freundlichen Begrüßungsworten betreten wir das Innere des Hauses und sind überrascht. Überall hängen, stehen und lehnen Bilder von ihm und auch von seiner Frau. Auch sie ist künstlerisch tätig, präsentiert dies aber mittlerweile kaum noch in der Öffentlichkeit.
Das ganze Haus ist erfüllt von leuchtender Farbenpracht und kreativ umgesetzten Motiven.
Surrealistische Realität nennt er selbst seine Darstellungsform. Wie er auf den Namen „Maler Jonathan“ kommt, möchten wir wissen. „Als ich das Buch, die 'Möwe Jonathan' von Richard Bach zum ersten Mal las, wusste ich, dass ich diese Möwe bin, die sich durch ihre Lebensweise von den anderen abhebt, denn sie fliegt um des Fliegens willen. Nicht zum Zweck der Nahrungssuche, sondern weil sie fliegen möchte und sich darin stetig zu verbessern sucht. So ist das auch mit meiner Kunst und mir“, erzählt uns der Mann, der all die beeindruckenden Werke um uns herum erschaffen hat.
Den Motiven merkt man die künstlerische Entwicklung an – früher gegenständlicher, großflächiger, heute viel abstrakter und kleinteiliger – man sieht deutlich, dass er sich immer wieder neu ausprobiert.
Natürlich möchte Günther Müller auch Bilder verkaufen, gibt er zu, aber das Monetäre ist am Ende für ihn nicht das Entscheidende. Seine Bilder haben teils provokante Botschaften. Da ist etwa das Motiv in Rostrot-Tönen mit fragilen Pferdeköpfen und traurig-ausdruckslosen Augen, welches eindrucksvoll das Leid der stolzen Tiere zeigt, wenn sie als Attraktion von zahllosen achtlosen Menschen geritten werden. Maler Jonathan hat es gemalt, nachdem ihm bei einem Besuch in einem Reitstall bewusst wurde, was den Tieren dort zugemutet wird. „Das kauft natürlich niemand, aber mir war es eben wichtig, genau dieses Leiden darzustellen.“
Oder seine weise Interpretation des Miteinanders von Mann und Frau, mit einer deutlichen Achse in der Mitte, die persönlich dargestellte Grenze im Zusammenleben und die Botschaft, diese Grenze besser nicht zu überschreiten.
Ein bis zwei Stunden am Vormittag und nochmals ein bis zwei Stunden am Nachmittag verbringt der Künstler auch heute noch in seinem Atelier. Dazwischen nutzt er die Zeit für seinen Garten. „Manchmal“, so verrät er uns „macht meine Hand ganz von allein etwas auf dem Papier und das Motiv entsteht ganz automatisch“ und dann wieder ist er einfach von einer Idee geleitet und muss diese unbedingt umsetzen. Menschliche Körper, insbesondere die Weiblichkeit, haben es ihm angetan. Dazwischen findet man aber auch Pferdeköpfe, See-Ungeheuer, Fische, blauäugige Jesusportraits und viele abstrakte Fantasiegestalten, manchmal auch kritisch anmutende, religiöse Motive, Tabus scheint es kaum für ihn zu geben.
In seinen jungen Jahren, nach der Bundeswehr, machte er an der Werkkunstschule eine Ausbildung zum Malermeister und gründete in Wendelstein einen Malerbetrieb für Wände und Fassaden.
Und auch heute noch haben es die Wände ihm angetan. „Weiße Wände machen mir Angst“, bekennt der Autodidakt er im Gespräch. „Da muss ich schnell etwas Kreatives daraus machen“. Und so zeigt beispielsweise die Wand im Badezimmer die Silhouette eines Olivenbaumes, in Erinnerung an die wundervolle Zeit, die das Ehepaar Müller in Italien verbracht hat. Nachdem er sich mit 68 Jahren zur Ruhe gesetzt hatte, wanderte er mit seiner Frau nach Apulien aus. „Ganz unten an den Stiefelabsatz, hier hatte ich für mich meine Heimat gefunden“. Doch nach 10 Jahren bekam seine Frau Heimweh nach Deutschland, den Kindern und Enkeln und er zog mit ihr wieder zurück in die alte Heimat, mit der er sich dennoch verbunden fühlt. Schließlich hatte er in Nürnberg seine Jugend verbracht und möchte selbst die prägende Kindheit in den Kriegsjahren nicht missen.
Zu seinem bevorstehenden Jubiläum - dem neunzigsten Geburtstag am 7. April – darf die Öffentlichkeit etliche seiner Motive bewundern. Unter dem Namen „Retrospektive“ kann vom 05. bis 26.04.2024 im Glashaus in Roth eine Ausstellung mit Gemälden von Maler Jonathan besucht werden.
Die befreundete Kreative Angelika Neff-Lehmann, bekannt als „Nele“ ist dort mit eigenen Skulpturen zu Gast und stellt ihre Werke neben den Gemälden von Maler Jonathan aus. Die meier Redaktion berichtete im Rahmen des offenen Ateliers: Offenes Atelier 2023 – der Landkreis von seiner künstlerischen Seite unter anderem über diese Künstlerin.
Am Ende unseres Rundganges landen wir im Keller, auch er birgt unzählige gemalte Schätze des Freischaffenden. Unter anderem eine in warme Gelb-Orangetönen getauchte Ansicht von Nürnberg, seiner Geburtsstadt. Selbst der Teppich in der Mitte des Raumes ist bemalt und spiegelt das dahinter lehnende Leinwandmotiv wider.
Für 2024 möchte Günther Müller sich wieder um den Nürnberger Kunstpreis bewerben. „Ich habe schon einmal vor einigen Jahren ein Triptychon eingereicht, aber das war den Entscheidern wohl zu provokant“. Dieses Mal möchte er es mit einem schönen Motiv in Grau-Weiß mit kleinen Goldakzenten probieren. Wir drücken Maler Jonathan dafür fest die Daumen.
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